#kinolog

Review: All Is Lost

Robert Redfort. In einem Segelboot. Allein auf hoher See. Plötzlich rammt ein umhertreibender Container das Boot und ein Loch in dessen Rumpf. Kein Problem für unseren namenlosen Protagonisten, der sich selbst zu helfen weiß und das Loch flickt. Doch als dann auch noch in Form eines heftigen Sturms Mutter Natur über ihn hereinbricht, beginnt der gealterte MacGyver zu verstehen, dass das erst der Anfang seiner 106 Minuten langen Tour de Force gewesen sein könnte. Und unsere, denn wir erleben seinen Überlebenskampf hautnah mit: die Kamera ist ihm stets auf den Versen, wenn er Dinge macht, die man als Segler wohl auf einem sinkenden Segelboot so macht.

Der unkundige Zuschauer kann das schließlich nicht beurteilen, wird er in der Hinsicht doch von Redford und vom Film allein gelassen. Aber – geschenkt! Immerhin bekommen wir interessante Kameraarbeit vorgesetzt, immer nah dran am stillen Segelprofi. Bis dieses Konzept über Bord geworfen wird und es plötzlich Totalen und wilde Bilder aus dem Meer heraus gibt. Mit viel gutem Willen könnte man diesen Stilbruch rechtfertigen1, aber mich hat der Film da endgültig verloren. Versteht mich nicht falsch, prinzipiell mag ich das Konzept des Films, aber es gibt gute Gründe, warum Filme erzählt werden, wie sie erzählt werden. Warum wir Figuren kennenlernen, bevor wir etwas mit ihnen erleben. Warum das Gezeigte stets (und immer wieder) kommentiert wird.

Bei »All Is Lost« habe ich mich über weite Strecken gelangweilt2: Weil keine Ahnung, was dieser alte Mann da macht. Und da ich ihn nicht kennenlernen durfte, war mir sein Schicksal auch egal – was durch das nicht vorhandene Schauspiel von Redford noch verstärkt wurde. Der glänzt nämlich einfach nur durch sein Alter. Hinzu kommt, dass fast schon Running-Gag-artig Katastrophe an Katastrophe gereiht wird, was nicht unbedingt die Glaubwürdigkeit oder Abwechslung der Handlung stärkt. Dass die Musik aus Hälfte Zwei dann auch noch dem Wellnessbereich eures Vertrauens entliehen zu sein scheint, macht schließlich auch keinen Unterschied mehr. Immerhin konnte man so entspannt – zwar gelangweilt, aber entspannt – das Kino verlassen.

EMDb – Rating: 1,5/5

Update, 24.02.2014: Ein ehemaliger Kapitän zählt bei Zeit.de auf, was Segel- und Schifffahrtstechnisch alles nicht mit dem Film stimmt. Soviel dazu. (Danke an meine bessere Hälfte für den Hinweis hierauf.)

  1. Was ich wegen Spoilern nicht tue. []
  2. Und wie soll es dann erst der YouTube-Generation gehen? []

Review-Rundumschlag: Dezember 2013

Machen wir mal was anderes: regelmäßige, über-ausführliche Rezensionen bekomme ich schon seit längerem zeitlich einfach nicht gestemmt. Daher versuche ich jetzt jeden Monat einen „Review-Rundumschlag“ rauszuhauen, in dem ich die Kinofilme der vergangenen vier Wochen nochmal Revue passieren lasse. Den Anfang macht der Dezember mit (nur) vier Sichtungen – und zwar »The Counselor«, »Der Lieferheld«, der zweite Hobbit und der zweite Machete.

Die Kommentare sind – wie immer bei Reviews hier – geöffnet. Gerne könnt ihr mir auch sagen, was ihr von der Idee des monatlichen Review-Roundup haltet.

The Counselor

»The Counselor« beweist eindrucksvoll, dass gute Namen noch keinen guten Film bedeuten. Da hätten wir zunächst Ridley Scott auf dem Regiestuhl, eigentlich ein Garant für solide Unterhaltung. Dann Cormac McCarthy, der zuvor mit »The Road« und »No Country for Old Men« zu begeistern wusste, als Autor. Und vor der Kamera Menschenmassen an die Kinokassen treibende Schauspielgrößen wie Michael Fassbender, Penélope Cruz, Cameron Diaz, Javier Bardem und Brad Pitt. Was kann da eigentlich schief laufen? Wie sich im Verlauf der zwei Stunden Counselor herausstellt, sehr viel. Zu keinem Zeitpunkt ist hier klar, wer was mit wem und warum. Drogen, klar, aber sonst? Keine Ahnung. Unkonventionelle Erzählweisen olé, aber das hier ist gewollt-kreativer und langweiliger (!) Mist. Damit der Zuschauer das nicht merkt, gibt’s zwei, drei nette Ideen und eine skurrile Szene, in der Ms. Diaz sich bizarr selbstbefriedigt. Doch das täuscht alles nicht darüber hinweg: Wäre Tarantino tot, würde er mit tausend Umdrehungen pro Minute im Grab rotieren.

EMDb – Rating: 1/5

Der Lieferheld

»Der Lieferheld« ist das Hollywood-Remake der kanadischen Komödie »Starbuck« aus dem Jahr 2011. Hier wie da geht es um den 42 jährigen David Wozniak (im Remake Vince Vaughn), der in der elterlichen Fleischerei als Lieferfahrer arbeitet, ansonsten aber nicht viel gerissen hat in seinem Leben. Als seine Freundin ihm offenbart, dass sie Schwanger ist, kommt es jedoch knüppeldick: Wozniak, der in seinen Zwanzigern quasi im Alleinbetrieb eine Samenspendeklinik betrieben hat, erfährt, dass er der biologische Vater von 533 Kindern ist, von denen 142 eine Sammelklage angestrengt haben, um seine Identität zu erfahren. Ihm passt das natürlich gar nicht, aber dennoch beginnt er nach und nach seine Kinder kennenzulernen. Und das inszeniert Regisseur Ken Scott, der auch schon für’s Original verantwortlich war, grundsolide, während Vince Vaughn seine Paraderolle mimt. Also wahrlich nichts besonderes. Und dennoch ist »Der Lieferheld« ausgesprochen liebenswert. Eine typische “Loser hat Beziehungs- und Geldprobleme”-Komödie in besser.

EMDb – Rating: 3/5

Der Hobbit – Smaugs Einöde

Rechtzeitig zur Weihnachtszeit kam die zweite Episode von Peter Jacksons »Herr der Ringe«-Zweitverwertung in die Kinos. Ich konnte ja mit der eigentlichen Trilogie damals nicht allzu viel anfangen, war aber überrascht, wie gut mir das erste Installment des Hobbits gefallen hat. »Smaugs Einöde« schließt (nach kurzer Rückblende) nahtlos an »Eine unerwartete Reise« an und führt Bilbo Beutlin und seine Kumpanen nach einigen Umwegen endlich zum Einsamen Berg und dem Drachen Smaug. Und obwohl mir Hobbits, Elben und Zwerge ebenso egal sind wie der Düsterwald, Erebor und der Rest von Mittelerde, hatte ich wieder einen Heidenspaß. HFR ist zwar nach wie vor überflüssig, aber in der Fassszene, meiner Kampfchoreographie des Jahres, war es vielleicht nötig. Ansonsten krankt der Hobbit an den typischen HdR-Symptonen: ein paar Längen und generell zu lange Laufzeit. Davon abgesehen ist das bisher mit Abstand meine liebster Ausflug nach Mittelerde gewesen. Vor allem auch wegen der Ergänzungen (wie z.B. die Figur Tauriel) die Jackson zum Original gemacht hat.

EMDb – Rating: 3,5/5

Machete Kills

Machete ist zurück! Was 2007 als Fake-Trailer für »Grindhouse« begann und 2010 im Exploitation-Revival »Machete« mündete, geht nun in die nächste Runde. In »Machete Kills« hat es ein Irrer Mexikaner auf die USA abgesehen und US-Präsident Charlie Sheen Carlos Estévez engagiert Good ’Ol Machete Cortez um ihn zu stoppen. Was folgt sind 107 Minuten abgedrehtes Action-Spektakel vom feinsten – oder schlimmsten, je nachdem wie es um euren Filmgeschmack bestellt ist. »Machete Kills« ist nämlich nicht einfach nur trashig und übermäßig gewalttätig, sondern vor allem auch sehr albern. Nach einer Stunde droht das alles zur bizarren Space Opera zu verkommen, was man mögen muss. Wenn man damit allerdings kein Problem hat, kommt man aus dem Lachen nicht mehr raus. Wo der erste »Machete« sich viel zu Ernst genommen hat, wird hier mit futuristischen Feuerwaffen und Gedärmen nur so um sich geschmissen. Wenn’s nach mir geht, kann »Machete Kills Again… In Space« gerne kommen. Und zwar schnellstmöglich, bitte. Gerne auch wieder mit Real-Life-Arschloch Mel Gibson, der hier schon gekonnt das Fictional-Arschloch geben durfte.

EMDb – Rating: 3,5/5

Review: Gravity

»Gravity« ist der derzeit gefragteste Film an amerikanischen und deutschen Kinokassen, was in Anbetracht der Umstände durchaus verwundern kann: Viereinhalb Jahre in Vorbereitung (man liest derzeit überall, dass – oho! – zur Realisation erst die technische Entwicklung abgewartet werden musste), fast ausschließlich am Computer entstanden (und trotzdem kein »Avatar«), Kammerspiel-artig mit nur zwei Schauspielern besetzt (normalerweise ja Kinokassengift) und dann auch noch wissenschaftlich akkurat, was die Darstellung des Weltraums angeht (wir wollen Krach!). Klar, dass man sich da mit Sandra Bullock und George Clooney Hollywood-Hochkaräter sichern musste, damit es vielleicht doch an den Kinokassen klingelt. Damit die Leute die Langfassung von dem sehen, was sie im Trailer bereits präsentiert bekamen: Sandra Bullock, die als Wissenschaftlerin Dr. Ryan Stone im Raumanzug am Hubble-Teleskop rumdoktert, unterstützt von Clooneys Space Cowboy Matt Kowalski. Bis plötzlich alles außer Kontrolle gerät und heran rasender Weltraumschrott alles um sie herum in Schutt und Asche zerlegt. Stone ist nicht weiter gesichert und droht ins All abzudriften. Kann Kowalski sie retten?

Das ganze zeigen uns Alfonso Cuarón und seine Postproduction-Crew bereits von Minute Eins an in überaus beeindruckenden Bildern. Bullock und Clooney in realistisch wirkender Schwerelosigkeit, spannendes Weltraumgerät und stets im Hintergrund dieser gigantische, wunderschöne blaue Planet. Sobald man sich an diese wunderbare Ästhetik gewöhnt hat, beginnt dann auch der Thrillride, der einen knapp anderthalb Stunden später sprachlos im Kinosessel zurücklassen wird. Das Film gewordene Kesslersyndrom gehört anschließend mitunter zum beeindruckendsten, was man bisher in Bewegtbildern gesehen hat.

Ein audiovisuelles Fest, dem Cuarón und Cuarón1 dadurch Tiefe verleihen, dass sie Zuschauer und Leinwandheld für ein Science-Fiction-Action-Drama (und generell für’s Mainstream-Kino) ungewöhnlich nah zu einander bringen. Die Kamera “fährt” von der allein im All driftenden Wissenschaftlerin in deren Helm hinein und zurück, wechselt zwischen Außenansicht und Egoperspektive – während ihr alles an Weltraumtechnik um die Ohren fliegt, was die Menschheit zu bieten hat. Dieser Wechsel aus Action und Intimität ist auch, was einen gebannt und angespannt das Geschehen verfolgen lässt. Dass ganz Hollywood-untypisch niemals von der Seite der Astronauten gewichen wird (keine Szene zur Lage in Houston, usw.), verstärkt genau dies gekonnt. Darüber, dass die Figuren so stereotyp geschrieben sind, dass man sie glatt in »Armageddon« erwarten würde, und dass die Story sich so von Problem zu Problemlösung hangelt, als hätte man ihr die Komplettlösung an die Hand gegeben, kann man dann auch mal hinwegsehen. Auch weil Bullock stets ihr bestes gibt.

»Gravity« ist ein Science-Fiction-Epos, das kaum2 Science Fiction und kein Epos ist. Der Film sieht fantastisch aus und die dritte Dimension wurde seit »Avatar« nicht mehr so gekonnt genutzt. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, man muss unbedingt ins Kino, wenn man nur ein bisschen mit »Gravity« liebäugelt. Später auf Blu-ray und Fernseher geht da mit Sicherheit ein ganzes Stück verloren.3 Doch dass »Gravity« vor allem wegen dieser Schauwerte funktioniert, ist Segen und Fluch zugleich. Auf meiner Oscar-Liste steht er aber in jedem Fall.

EMDb – Rating: 4/5

  1. Alfonso Cuarón hat den Film zusammen mit seinem Sohn Jonás geschrieben. []
  2. Des Internets liebster Astrophysiker Neil deGrasse Tyson hat zwar ein paar Sachen per Twitter bemängelt, war aber wohl wie viele andere Wissenschaftler von der Darstellung angetan. []
  3. Die Blu-ray ist wegen des Making Ofs aber dennoch Pflicht. []

Review: R.E.D. 2

Als »R.E.D.« 1, der erfreulicherweise bis auf Titel und Namen der Hauptfigur so rein gar nichts mit der unsäglichen Comicvorlage gemeinsam hatte, vor drei Jahren ins Kino kam, handelte es sich um eine so kurzweilige und unterhaltsame Action-Comedy, dass ich mir sogar wünschte, irgendwann “ein weiteres Mal in die Welt von Frank Moses und vor allem dem von Malkovich paranoid-genial dargestellten Marvin zurückzukehren”. Knapp 200 Millionen Dollar später sollte mir dieser Wunsch erfüllt werden.

In »R.E.D. 2« kehren die gealterten Auftragskiller Frank Moses (Bruce Willis), Marvin (John Malkovich) und Victoria (Helen Mirren) also in den aktiven Dienst zurück – obwohl gerade der erst genannte eben genau das tunlichst vermeiden wollte. Viel lieber möchte der mittlerweile ebenfalls leicht paranoide Frank nur ein ruhigen Lebensabend an der Seite seiner Freundin Sarah (wie im ersten Teil die sympathische Mary-Louise Parker) verbringen, was ihm jedoch erschwert wird, als in diesem Internet – dabei ist tatsächlich von “Wikileaks” die Rede – Geheimdokumente über eine frühere Operation geleakt werden, an der Marvin und er beteiligt waren und bei der im kalten Krieg eine Massenvernichtungswaffe im Herzen Moskaus platziert worden sei. Klar, dass den beiden nun Geheimdienste und Killer aus aller Welt auf den Fersen sind, um die Sache aus der Welt zu schaffen.

Genau genommen ist die Handlung aber Nebensache und vielmehr eine Aneinanderreihung von Orten und Actionszenen. Letztere sind dabei nie ganz so gelungen, wie noch im Vorgänger, wenngleich jede Szene mit Byung-hun Lee, dessen Figur es ebenfalls auf Frank abgesehen hat, schon ein Highlight ist. Ansonsten sind sie aber Schatten ihrer Selbst: Bruce Willis gibt den Standard-Bruce Willis, John Malcovich ist nicht mehr ganz so abgedreht-überragend wie noch im ersten Teil und Helen Mirren macht hier eh immer eine gute Figur. Dann wäre da noch Anthony Hopkins, der Anthony Hopkins in nichts nachsteht, aber auch nichts mehr retten kann.

Versteht mich nicht falsch: Der Film hat seine Momente, die Action, Coolness und Lacher des Vorgängers wird man aber schmerzlich vermissen. »R.E.D. 2« ist trotz größerem Budget nur »R.E.D.« auf Sparflamme. Vielleicht also beim nächsten Mal wieder.

EMDb – Rating: 2/5

Review-Rundumschlag #17

Es folgen ein paar kurze Reviews und Gedanken, die ich zwischenzeitlich bei Letterboxd abgesetzt habe. Generell ist es eine gute Idee, mir dort zu folgen, weil ich neben Crossposts zu den hiesigen Rezensionen auch immer mal wieder kurze Statements fallen lasse und sich Letterboxd hervorragend zur Diskussion über’s bewegte Bild mit Gleichgesinnten eignet.

Der Gott des Gemetzels: Der lustigste und zugleich unangenehmste Film in 2011. Großartiges Schauspiel, großartig umgesetzt. Ansehen! 5/5

Drive: »Drive« ist wie die nervenzerreißende Ruhe vor dem todbringenden Sturm. Und es ist ein perfekt durchgestylter Sturm, dessen Ausgang – obwohl schon etliche Male gesehen – man selten so gespannt erwartet hat. Dass es dann jedoch niemals richtig stürmisch wird und die Motivation der Hauptfigur auf dem Niveau eines Donkey Kong verharrt, ist zwar schade, trübt die Rezeption glücklicherwiese aber keineswegs. 3/5

In Time: Eine überaus nette Analogie auf die Finanzkrise und die Bonnie-&-Clyde-Parts unerwarteterweise ein legitimes Mittel zum Zweck. 3/5

The Tree of Life: Zuerst dachte ich: Woah, »The Tree of Life« ist der Film, den wir zukünftigen Weltraummissionen beilegen sollten, auf das Aliens irgendwann durch Malicks Zelebration des irdischen Lebens von unserer Existenz erfahren. Dann dachte ich: Woah, ein grandioses Familiendrama über das Erwachsenwerden im Angesicht eines überstrengen Vaters. Und dann dachte ich: Woaht the fuck?! Wie passen diese beiden Teile zusammen? Was möchte Malick uns damit sagen? Ist der erwachsene Jack wirklich so eine Flasche? Klar, sein Vater war hart, aber dass er tatsächlich nur das beste für ihn wollte und in seinen eigenen Idealen gefangen war, sollte auch dem jungen Jack im späteren Verlauf seines Lebens irgendwann aufgefallen sein… Also halten wir fest: Zwei grandiose Filme, die unnötigerweise in einen verpackt wurden. Das große Ganze auf diesen einen, nicht repräsentativen Jungen runterzubrechen, war meines Erachtens ein Fehler. 3,5/5

Safe House: Nichts was man noch nicht irgendwo anders gesehen hätte, in der Zusammenstellung aber sehr solide und unterhaltsame Actionkost. Denzel Washington dabei wie eh und je sehr gut und Ryan Reynolds sogar endlich mal wieder erträglich (seit »Buried«). Einen zweiten Abstecher ins »Safe House« würde ich jedenfalls nicht ausschlagen. 2,5/5

Headhunters: Mir bis zur Sneak gänzlich unbekannter Film aus Norwegen. Zwar wirkte »Headhunters« teilweise wie zwei Filme. Die aber wissen Action-, Thriller- und Kultfilm-Freunde (!) gleichsam zu unterhalten. 3,5/5

Die Muppets: Sehr tolles Comebock! Jeder der auch nur einmal mit Kermit und der Gang gelacht hat, wird diesen Film lieben. Auch weil neben den Muppets die Menschen zu überzeugen wissen und man ihnen (Jason Segel) den Spaß an der Sache wahrlich ansieht. Schwachpunkt: Die deutsche Synchro. 4/5

Haywire: Eher enttäuschend. Soderbergh/Dobbs haben dem „Killerfilm“ außer einer starken Protagonistin nichts neues hinzuzufügen. Die Kampfszenen sind zwar gut und alles wirkt überaus authentisch, aber bei dem Cast hätte da einfach mehr drin sein müssen. Funfact: Während des Films habe ich die Idee zu einem _unterhaltsamen_ Actionfilm komplett ausgearbeitet, so sehr war ich ans Geschehen auf der Leinwand gefesselt. 1,5/5

Ziemlich beste Freunde: Ziemlich gut, amüsant, berührend und super gespielt. Die Franzosen haben’s einfach drauf. Ein toller Film. 4/5

Der Hobbit – Eine unerwartete Reise: »Der Hobbit« hat mir tatsächlich besser gefallen als die anderen »Herr der Ringe«-Filme. Nur diese HFR ist Effekthascherei, wenn ihr mich fragt. Klar, da flimmert & flackert nichts mehr, aber Kino hat für mich einfach anders auszusehen… 3/5

Review: Skyfall

Alle Jahre wieder bekommen wir einen neuen James Bond-Streifen vorgesetzt. Zuletzt mal besser (»Casino Royale«), mal schlechter (»Ein Quantum Trost«) oder davor direkt vollkommen durchstilisiertes „Popcorn-Kino“ – gut, aber ohne jeglichen Belang (die Pierce Brosnan-Filme). Der neueste Film dieses seit jeher durchwachsenen Franchises heißt »Skyfall« und 007 wird darin zum dritten Mal vom immer noch blonden Daniel Craig verkörpert. Und bereits Tage bevor »Skyfall« dem von Jason Bourne und ADS geschädigten Publikum gezeigt wurde, waren sich die Kritiker einig: Das hier ist der beste Bond der letzten hundert Jahre! Oder zumindest seit Sean Connery! Und Javier Bardem, lecko mio, ist der bösartigste Bösewicht seit Kritikergedenken!

Freude strahlend suchte ich am vergangenen Wochenende also das hiesige Lichtspielhaus auf, um die folgenden 143 Minuten den vielleicht besten Bond aller Zeiten zu Gesicht zu bekommen. Gut, meine Erwartungen waren also recht hoch und – der eine oder andere wird sich denken können, wohin die Reise geht… – zunächst sollte ich auch nicht enttäuscht werden. Bond verfolgt Leute, prügelt sich, tötet. Eine wunderschöne Titelsequenz später geht es überraschenderweise genauso weiter. Alles bestens. Doch dann, irgendwann als Craig auf Bardem trifft, bemerke ich still, leise und heimlich, dass irgendwo in meinem Hinterkopf das Kartenhaus namens »Skyfall« beginnt, langsam aber sicher in sich zusammen zu fallen. Anderthalb Stunden später stehen Bond und ich vor den Trümmern unserer Existenz.

Was schief gelaufen ist, lässt sich meines Erachtens auch sehr leicht benennen: Die Story. Sie macht keinen Sinn. Also vordergründig schon, das Drehbuch ist eigentlich rund. Doch sobald man sich von der fabelhaften Inszenierung lossagt, fällt einem auf, dass die Einzelstücke keineswegs zusammenpassen. Stattdessen hat man alle Handlungsstränge mit Heißkleber übergossen und sich drauf verlassen, dass das schon niemandem auffallen wird. Beispiel gefällig? James Bond zieht sich zu Beginn aus dem aktiven Dienst zurück, um dann sofort wieder beim MI6 anzuklopfen, als denen ein Futz quer sitzt. Dann trifft er auf seinen neuen Nemesis, der sich nur dadurch von Bonds bisherigen Gegenspielern unterscheidet, dass er nämlich eigentlich gar nichts gegen Bond hat. Als dann voller Spannung alles auf eine große Szene hinausläuft, kommt doch alles ganz anders und anstatt eine der ikonischsten Bond-Szenen aller Zeiten zu erschaffen, entschließt man sich noch eine Stunde dran zu hängen, um einen vollkommen ungerechtfertigten Schwenk aus dem Leben von Englands größtem Agenten zu erzählen. Schließlich fällt die Klappe, der Affe stirbt und nach einem bedeutungsvollen Blick in die Ferne ist alles genau so wie zweieinhalb Stunden zuvor.

Versteht mich nicht falsch, „es war nicht alles schlecht“. Im Gegenteil: Die erste Hälfte macht sehr viel Spaß, alles sieht fantastisch aus (vor allem auch der ansonsten von mir bemängelte, letzte Showdown) und Craig ist nach wie vor Bond und sollte es auch erst mal bleiben. Durch sein wie erwartet großartiges Spiel beweist Javier Bardem derweil sogar, dass er nicht mal mehr viel Sinn in Figuren braucht, um diese fantastisch aussehen zu lassen.

Das Schlimme ist halt, dass alles so unglaublich gewollt ist. _Skyfall_. Zum 50. Jubiläum sollte es halt was großes werden. Da darf der Sinn schon mal auf der Strecke bleiben. Wenn man von den Negativpunkten absieht, ist »Skyfall« sicherlich solide und auf jeden Fall besser als der unsägliche letzte Bond, »Ein Quantum Trost«. Ich kann das jedoch nicht, empfinde »Casino Royale« weiterhin als besten Bond der letzten Jahre und setze mich nun hin und freue mich auf den nächsten Bond mit Daniel Craig. Wirklich.

EMDb – Rating: 2/5

Review: The Dark Knight Rises

(Für die folgende Rezension gilt eine leichte Spoiler-Warnung, da die Ausgangssituation der Handlung beschrieben wird. Also auch nicht mehr als sonst.)

Nach vier Jahren des Wartens war es letzte Woche in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch für mich und die Fanboys der Republik endlich soweit: »The Dark Knight Rises« in der Mitternachtspremiere, das Grand Finale von Christopher Nolans Batman-Trilogie. Je nach Sitzfleisch natürlich im Triple oder Double Feature mit den beiden Vorgängern »Batman Begins« und »The Dark Knight« (bei mir war’s das Double; »Batman Begins« hab ich mir Tags zuvor nochmal angesehen). Nun würden wir also endlich erfahren, wie es dem dunklen Ritter ergangen ist, seitdem er zuletzt die vom einst schillernden Hoffnungsträger Harvey Dent alias Two-Face verübten Morde auf sich genommen und das Batcape an den Nagel gehangen hat.

TDKR spielt acht Jahre nach dem ersten Aufeinandertreffen von Bats und dem Joker. Der damals von Batman und Commissioner Gordon gefasste Plan das geistige Erbe von Harvey Dent zu schützen, um die von ihm begonnene Veränderung Gothams fortzuführen, ging voll auf: Es gibt so gut wie keine Kriminalität mehr und der wegen Mordes gesuchte Fledermausmann wurde nicht mehr gesehen und wird nicht mehr gebraucht. Auch Bruce Wayne hat sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen und verwahrlost in einem verwaisten Flügel des wieder erbauten Wayne Manor. Doch als mit Bane und seinen Mannen eine neue, unberechenbare Bedrohung über Gotham hereinbricht, wird es Zeit für den Batman zurückzukehren.

Bis Batman jedoch wieder auf der Leinwand zu sehen ist, vergeht viel Zeit in Gotham. Und wenn er dann wieder da ist, dauert es nicht lange bis er wieder weg ist. Sowas ist man sonst nur vom ersten Teil eines Superheldenfilms gewohnt, in dem es eben noch keinen Superhelden gibt und erstmal die Origin story erzählt werden muss. Aber hier sollte alles etabliert sein und nach zehn Minuten sollte der Einstieg in 2½ Stunden nonstop Batman-Action erfolgen (wie etwa in »The Dark Knight«). Warum aber ausgerechnet TDKR der Batman-Film mit dem (gefühlt?) geringsten Batman-Anteil ist, will sich mir nicht so recht erschließen.

Während wir also an akutem Fledermausmangel leiden, bekommen wir immerhin gute bis grandiose Nebenkriegsschauplätze präsentiert. Michael Caine ist großartig wie eh und je, Joseph Gordon-Levitts Subplot interessant und Banes Treiben immerhin ausreichend unterhaltsam. Anne Hathaway macht als Catwoman eine gute Figur, ist aber leider nicht mehr als hübsches Beiwerk. Was allerdings toll ist: Sie wird, wenn ich mich richtig erinnere, zu keinem Zeitpunkt (oder, falls mich meine Erinnerung trügt, zumindest nur selten) als „Catwoman“ referenziert und ausschließlich über ihr Outfit vom Zuschauer als diese identifiziert. Ein toller Kniff, um Franchise und Thematik mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Doch zurück zu Bane, denn mit unserem sprachgestörten Haudrauff habe ich leider ein kleines Problem: Im (direkten) Vergleich zum Joker wirkt er dilettantisch und fast schon wie Schwiegermutters Liebling. Bane ist filmischer Selbstzweck und seine Motivation ist offensichtlich Nolans Trilogie rund abzuschließen. Andere Beweggründe nimmt man der Figur und vor allem seinen Gefolgsleuten nicht ab. Dass Bane in der deutschen Fassung zudem unfassbar schlecht synchronisiert wurde, stellt einen weiteren Knick in der Beziehung zwischen mir und dem brechwütigen Kampfkoloss dar.

Also halten wir fest: »The Dark Knight Rises« bietet zu wenig Dark Knight, teilweise miserables Zeitmanagement und hat einen blassen Schurken. Hat mir der Film trotzdem gefallen? Oh ja! Denn trotz allem ist es dennoch ein waschechter Nolan-Batman: Die Präsentation ist fantastisch und wenn man von den genannten Punkten absieht, dreht und wendet man sich vor Spannung im Kinosessel. Der größte Flaw ist halt der, dass »Rises« der Nachfolger von »The Dark Knight« ist. Er ist eine ideale Fortsetzung zu »Batman Begins«, hält jedoch dem unausweichlichen Vergleich zur Joker-Episode nicht stand. Viel mehr wirkt »The Dark Knight« ob seiner Großartig nun wie ein Fremdkörper in der Dark Knight-Trilogie, die mit TDKR aber dennoch einen guten, würdigen Abschluss gefunden hat.

EMDb – Rating: 3,5/5

Review: John Carter – Zwischen zwei Welten

Bevor ich »John Carter« im Kino sah, hatte ich keine Ahnung von der Materie. Nur vom Hickhack, das um die Verfilmung gemacht wurde, hatte ich dann und wann etwas mitbekommen.

Erstmals sollte Edgar Rice Burroughs Romanserie um John Carter, die in ihrer ursprünglichen Magazinform zwischen 1912 und 1943 erschien, nämlich bereits in den 1930er Jahren von MGM als Animationsfilm verfilmt werden. Doch nach weniger erfolgreichen Testscreenings verlor MGM Vertrauen in eine SciFi-Produktion – woraufhin Universal mit dem Flash Gordon Serial ironischerweise große Erfolge feierte. In den 80ern kaufte Disney dann die Rechte, um einen Konkurrenten zu Conan und Star Wars aufzubauen. Tom Cruise wurde als Hauptrolle gehandelt. Doch nachdem die Rechte wegen Disneys Nichtstun zurück an Borroughs Erben gingen, ging der Irrsinn weiter: Nach Lektüre der Biografie von Filmgeek Harry Knowles (von Ain’t It Cool News) wollte sich Paramount-Produzent James Jacks (»Die Mumie«) John Carter annehmen. Aus einem Bidding war1 mit Columbia um die Rechte ging Paramount schließlich als Sieger hervor und kann 2004 sogar Robert Rodriguez als Regisseur gewinnen. Dieser tritt jedoch wegen Ärger mit der Directors Guild of America aus selbiger aus und da Paramount nur DGA-Regisseure beschäftigen darf, lag das Projekt erstmal auf Eis. 2005 sollte dann Jon Favreau übernehmen, bestand aber darauf, weniger auf CGI als vielmehr auf klassische Effekte und Makeup zu setzen. 2006 wurde es Paramount dann doch zu bunt, man gibt »Star Trek« den Vorzug, und Favreau zieht weiter zu »Iron Man«, womit ihm dann der große Durchbruch gelingt.

2007 ersteht Disney schließlich erneut die Rechte und leiht sich aus der hauseigenen Gelddruckerei2 den »Findet Nemo«- und »Wall-E«-Regisseur Andrew Stanton aus, um John Carter vom Mars endlich, endlich auf die Leinwand zu bannen. Stanton bekommt daraufhin eine Viertel Milliarde Dollar an die Hand und schickt den amerikanischen Bürgerkriegsveteranen John Carter (gespielt von Taylor Kitsch), der eigentlich nur eine Höhle voller Gold sucht und sich ansonsten aus allem heraushalten will, auf den Mars. Während Carter versucht zu verstehen, an welch merkwürdigem, von Menschen- und Marsmännchen-ähnlichen Völkern bewohnten Ort er sich da eigentlich befindet, passiert es dann doch wieder: Der mürrische Carter gerät zwischen die Fronten. Klar, dass er sich auf die Seite des Volkes mit der hübschesten (und menschlichsten) Prinzessin schlägt und 132 Minuten später der gefeierte und nicht mehr ganz so mürrische Marsheld ist.3 In der Zwischenzeit wird uns der Konflikt von „Barsoom“, so wird der Mars von den Marsianern genannt, näher gebracht, der den Planeten langsam aber sicher sterben lässt. Wir erfahren, dass dunkle Mächte für diese Entwicklungen verantwortlich sind und lernen immer mal wieder ein paar CGI-Figuren und -Monster kennen, die immerhin mehr Na´vi und weniger Gungans sind. Hinzu kommen Steampunk-ähnliche Flugschiffe, über die John Carter genauso verblüfft ist, wie die Prinzessin vom Mars über irdische Schiffe, die sich auf dem Wasser fortbewegen. Eine interessante, zu Beginn überaus amüsante und schlussendlich grandiose Rahmenhandlung erklärt, warum und wie Carter von der Erde nach Barsoom kam.

Aus all dem kreieren Stanton & Co. eine glaubhafte Welt mit liebenswerten CGI- und Nicht-CGI-Figuren, einem charismatischen Helden und einer ausreichend spannenden Story. Der einzige große Kritikpunkt, der eigentlich gar keiner ist: All das hat man schon mal irgendwo anders gesehen. Auf Tatooine, auf Pandora, auf Arrakis und irgendwo dazwischen. Kein Wunder: Burroughs Barsoom-Serie hat so ziemlich alle fantastischen Science-Fiction-Werke, die wir kennen und lieben beeinflusst. James Cameron verriet, dass er sich bei den Tharks für die Na´vi hat inspirieren lassen. Frank Herbert ist es so ergangen, ebenso wie George Lucas. Man kann den Einfluss von Burroughs Schundromanen auf die Macher unserer heutigen Popkultur eigentlich nicht zu hoch einschätzen. Die Konsequenz: Die Arena in »John Carter» sieht der Arena in »Episode II« sieht der Arena in Burroughs Büchern sehr ähnlich. »John Carter« nun vorzuwerfen, er wäre ein billiger Abklatsch, ist also mehr als unberechtigt. Schließlich funktioniert das alles auf Barsoom, im Film.

Wenn man jetzt noch davon absieht, dass Carters Entwicklung zwischenzeitlich etwas zu schnell abläuft, der Soundtrack zwar solide aber beim Verlassen des Kino sofort vergessen ist und man mit Mark Strong auf Hollywoods Bösewichtfertiggericht gesetzt hat, muss ich sagen, dass ich überraschenderweise überaus begeistert war. George Lucas hat im Rahmen seiner Promotiontour zu »Red Tails« gesagt, dass der WW2-Fliegerfilm „as close as you’ll ever get to Episode 7“ wäre. Ich würde sogar soweit gehen – auch wenn ich nun ein gefährliches, verachtetes Leben führe – und sagen, dass das »John Carter« ist. »John Carter« ist der Star Wars-ähnlichste Film, den ich in den letzten Jahrzehnten gesehen habe. Und das sage ich ganz objektiv als größter Star Wars-Fan auf dieser Webseite. Ist »John Carter« so gut wie (irgendein alter) Star Wars? Nein. So gut wie »Avatar«? Nein. Aber die Antwort liegt irgendwo dazwischen. Wäre ich zum Zeitpunkt der Sichtung 13 Jahre alt gewesen (und nicht 13×2+1), hätte ich den Film ohne jeden Zweifel geliebt. Und immerhin kann ich auch heute noch erkennen, warum.

Daher ist es auch eine Schande, dass Stanton mit dem Unterfangen Disneys neuestes SciFi-Franchise zu erschaffen, – das können wir zwei Wochen nach dem weltweiten Kinostart leider mit Fug und Recht sagen – gescheitert ist4. Auch wenn »John Carter« international um ein Vielfaches erfolgreicher war als in den USA: Die Hoffnung auf ein Sequel, das der Film definitiv in die Wege leitet und an dem Stanton bereits arbeiten soll, stirbt im Angesicht von 200 Millionen Miesen bei Disney augenblicklich. Eine Schande. Ich wäre so gerne nach Barsoom zurückgekehrt.

EMDb – Rating: 4,5/5

  1. „MORE than one studio wants to buy your movie. Then you get to hear two of the most wonderful words you can hear as a writer: Bidding war! Woo-hoo! Two studios (or, super woo-hoo, more than two studios) have to outbid each other for your movie. And that´s superfun. Then who knows—the sky is the limit.“ aus Writing Movies for Fun and Profit von Robert Ben Garant and Thomas Lennon. Lese ich gerade, bisher sehr gut. []
  2. also known as Pixar. []
  3. Seriously: Wer jetzt „SPOILER!!!“ ruft, hat bisher nichts verstanden. []
  4. Wie zuvor schon sein Kollege Joseph Kosinski mit dem unsäglichen »Tron: Legacy«, wo das Scheitern jedoch vollkommen gerechtfertigt war. []

Review-Rundumschlag #16

So, liebe Filmfreunde, die Sommerpause ist beendet – es kommen wieder Film-Reviews. Den Anfang machen zwei halbwegs alte Schinken, namentlich »Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2« und »Green Lantern«, und dann kämpfe ich mich zu den aktuellen Neustarts vor.1

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2

Harry und ich hatten es nie leicht. Als Klassenkameraden, wobei das, wenn ich mich richtig erinnere, fast ausschließlich Klassenkameradinnen waren, die Bücher für sich entdeckten, interessierte ich mich für alles, nur eben nicht für schwächliche Zauberlehrlinge. Jahre später hatte sich das zugegebenermaßen kaum geändert, aber die damalige (und hey, bis dato aktuelle) bessere Hälfte bestand darauf, dass wir uns »Harry Potter und der Orden des Phönix« im nächstgelegenen Lichtspielhaus ansahen. Auch wenn ich dem ganzen Zauberzirkus zu diesem Zeitpunkt weiterhin nichts abgewinnen konnte, sah ich – eventuell durch die Begeisterung der besagten besseren Hälfte angefixt – doch ein gewisses Potential in den Abenteuern von Harry, Ron und Hermine.2 So gab ich mir schließlich auch die vorherigen Teile und angereichert durch das Buchwissen der Freundin war ich spätestens beim Halbblutprinz wirklich interessiert und nach dem ersten Heiligtümer des Todes tatsächlich Feuer und Flamme.

Man kann also sagen, ich habe mich auf das Finale gefreut. Schließlich habe ich in all den Reviews immer wieder das Fehlen eines standesgemäßen Showdowns bemängelt und den sah ich nun in »Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2« endlich, endlich auf mich zukommen. Und siehe da (Achtung, Mini-Spoiler!): Die Schlacht um Hogwards war tatsächlich genau so episch, wie ich sie mir in meinen kühnsten Zauberlehrlingsfantasien ausgemalt habe. Doch dann, das finale Finale, der ultimative Kampf zwischen Voldemort und Harry, ging ja mal gehörig daneben. Was für ein Scheiß: Da kämpft der Auserwählte gegen den mächtigsten und bösesten Zauberer aller Zeiten und, flutsch, das wars. Friede, Freude, Butterbier nach gefühlten dreißig Sekunden. Das ist ja so als würde das neueste Mitglied des Green Lantern Corps. die größte Bedrohung, der das Universum je ausgesetzt war, so mir nichts, dir nichts zur Strecke bringen! … Moment, das war ein anderer Film. Zurück zu Harry und dem miesesten Endkampf, der je auf Film gebannt wurde.

Okay, das ist vielleicht was hart, aber dafür ist der Rest ganz nett anzusehen. Denn abgesehen vom schwachen Ende ist der Film ein durchaus gelungener Abschied von einem (auch von mir) liebgewonnen Franchise. Und das Ende nach dem Ende fand ich auch irgendwie gut.

EMDb – Rating: 3/5

Green Lantern

Auch wenn ich in den letzten Jahren immer weniger Superheldencomics gelesen habe, bleibt ein Naturgesetz für mich alten DC-Fanboy natürlich unumstößlich: meine Superhelden-Nummer-Eins bleibt auf ewig Batman, die Nummer Zwei Green Lantern – erst danach kommen die Supermannen und -frauen von Marvel, Image & Co., sowie die restliche DC-Schickeria. Einer Green Lantern-Verfilmung fiebere ich also bereits seit Anbeginn der Zeit entgegen, wenngleich mir die Cheesiness des Stoffs ständig bewusst war. Doch DC und Warner brauchen verfilmte Superhelden, denn während Marvel einen Erfolg an den nächsten reiht, läuft im Hause DC lediglich der dunkle Ritter. Der zugegebenermaßen fast schon besser als alle Marvel-Filme zusammen, aber es müssen neue Filme, neue Actionfiguren, neue Comicleser her. Also trotzt man Aliens und Farblehre und steckt kurzerhand Ryan Reynolds ins grüne CGI-Kostüm. Die Space Opera kann beginnen!

Die Story von »Green Lantern« ist dabei hinlänglich bekannt: Der selbstsichere und von Selbstzweifeln geplagte (yes, I know) Hal Jordan erhält vom grünsten aller Green Lanterns, Abin Sur, einen grünen Power Ring samt Power Battery und nachdem er den Power Schwur geleistet hat, findet er sich auch schon auf Oa, dem Heimatplaneten der Guardians und dem Hauptquartier des Green Lantern Corps., wieder. Nach (leider viel zu) kurzem Training mit Kilowog erfährt er dort von Parallax, der größten Bedrohung der das Universum jemals ausgesetzt war. 60 Minuten später stellt eben dieser Parallax für unseren – höhö – Grünschnabel allerdings kein unlösbares Problem mehr dar und man bleibt ungläubig und erschlagen im Kinositz sitzen, sofern man denn auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, wie das alles tatsächlich und besser hätte ablaufen können und müssen

Wenn man allerdings keine Ahnung hatte, so konnte ich es an meinen Freunden beobachten, ist »Green Lantern« durchaus okay. Halt so wie eine schlechtere Marvel-Verfilmung (aber immer noch besser als »Thor«). Dabei war beileibe nicht alles schlecht: Mark Strong, Hollywoods total überschätzter 08/15-Bösewicht, war als Sinestro ganz ansehnlich, Peter Sarsgaard, als Hector Hammond leider zum überflüssigen Nebendarsteller verkommen, war richtig gut und selbst Ryan Reynolds, mein rotes Tuch, war nicht so schlecht, wie es seine bisherige Karriere befürchten ließ. Selbst das CGI-Kostüm war – bis auf die Maske – in Ordnung und sogar vom Ring erzeugte Waffen usw. wirkten richtig cool.

Dennoch: Insgesamt war das zu wenig. »Green Lantern« sollte DCs »Iron Man« werden, das war fortwährend zu spüren. Jedoch ist Ryan Reynolds nicht mal annähernd so cool wie Robert Downey Jr. (wenngleich Hal Jordan es natürlich jederzeit mit Tony Stark aufnehmen kann), der ständige Wechsel zwischen den Welten funktioniert genau so gut wie bei »Thor« – nämlich gar nicht -, und bis zum Schluss weiß man nicht, was der Film eigentlich will: Eine Superhelden-Origin-Story sein? Von seinem größten Abenteuer erzählen? Einen auf »Space-Avatar« machen? Oder einfach nur Spielzeug verkaufen?

Ein bisschen mehr »Batman Begins«, sprich: von allem ein bisschen weniger, hätte dem ganzen mehr als gut getan.

EMDb – Rating: 1,5/5

  1. Viel wichtiger aber folgende Frage: Was mache ich mit all den Filmen von Januar bis Juni, die ich nicht rezensiert habe? Wäret ihr mit einem ultimativen Review-Rundumschlag der ersten Jahreshälfte einverstanden, in dem ich all die Filme mit nur einem Satz abhandele? Oder ist’s euch schlichtweg egal? (Geheimtipp: mir nicht.) []
  2. Die Heldenreise bleibt halt die Heldenreise bleibt halt die Heldenreise. []

Review: Transformers 3

Michael „Boom Boom“ Bay, verschriener Großmeister des so genannten Popcorn-Kinos und Garant für volle Lichtspielhäuser, hat es wieder getan: er hat sich zum dritten Mal dem in den 80ern überaus beliebten Plastikspielzeug-Franchise »Transformers« angenommen. Dabei setzen er und Produzentenlegende Steven Spielberg getreu dem dieser Tage weit verbreiteten Hollywood-Motto „Mehr Geld ist mehr Geld“ auf Dreidimensionalität – und das obwohl Bay vor noch nicht all zu langer Zeit überhaupt gar kein Fan dieser Technik war. Doch spätestens als die blonde Megan Fox, Rosie Huntington-Whiteley, in ihrer ersten Szene im knappen Slip eine Treppe emporsteigt, ist all das vergessen und Michael Bay liebt 3D so urplötzlich wie der pubertierende Jüngling den weiblichen Körper.

Und wir können den Dolbys, ILMs und Bay-Zurednern gar nicht genug dafür danken, dass es soweit gekommen ist! Denn hier wird nicht nur eine gigantische dreidimensionale Effekt- und Materialschlacht abgefeiert, nein, es ist auch das beeindruckendste 3D seit »Avatar« (und dessen Premiere liegt immerhin schon über anderthalb Jahre zurück). Im ewigen Wettstreit um die ansehnlichste Zerstörung der Welt liegt Bay jetzt wieder vorn; Roland Emmerichs »2012« wirkt da wie ein Kindergeburtstag. Das schöne dabei: Die dritte Dimension zwingt Bay und die Transformers-Reihe erstmals zu mehr Übersicht. Während man in den wackeligen Vorgängern schon mal gerne den Überblick darüber, wer, was und wenn ja wieviele da gerade explodieren, verloren hat, kann man sich hier tatsächlich mal zurücklehnen und das ganze Schauspiel in Ruhe – und je nach filmischen Abgebrühtheitsgrad eventuell sogar mit offenem Mund – beobachten.

Doch so bildgewaltig das alles ist, ein Michael Bay kommt nicht ohne seinen Preis. Sämtliche Beweggründe sämtlicher Figuren und allen voran der Ober-Transformers sind mehr als fragwürdig. Wenn man den Gedanken und Entscheidungen von Optimus, Megatron und Sentinel Prime lauscht, wundert man sich plötzlich so gar nicht mehr, warum Cybertron untergegangen ist. Und dass dann der ganze Erdball mitmacht, wenn die Decepticons die Macht an sich reißen, ist wohl notwendiges Handlungsübel. Nun gut, man kann nicht alles haben und solange man den ganzen Zirkus (USA! USA!) nicht hinterfragt, fährt man mit den Mond- und Tschernobyl-Verschwörungstheorien eigentlich ganz gut.

Die nicht-computeranimierte spielende Zunft ist gewohnt solides Beiwerk. Shia LaBeouf witwicky-isch wie eh und je, die Frau an seiner Seite nach wie vor belanglos, der restliche Haufen passt. Hervor stechen lediglich – und ich überlasse es euch, ob positiv oder negativ – John Malcovich, Frances McDormand und der Asiate aus Hangover, die ob ihres Over-Actings und ihrer Obskurität die diesmaligen Wtf-Posten besetzen. Im Vergleich zu den Vorgängern wurde Teil 3 Comic-Relief-technisch jedoch etwas entschärft. Gott sei Dank! Roboterhoden in Form von Abrissbirnen gehören der Vergangenheit an, und selbst der bisher überaus nervige John Turturro weiss diesmal sogar ab und an zu belustigen.

Dennoch: »Transformers 3« ist und bleibt ein auf Hochglanz polierter Wutanfall. Und Michael Bay ist und bleibt ein 13 jähriger Junge, der bei Syd Field die Filmschule geschwänzt hat und lieber einen zweieinhalb Stungen langen Showdown inszeniert. Was wiederum ein jeder, der selbst mal ein 13 jähriger Junge war, mehr als nachvollziehen kann. Oh ja.

EMDb – Rating: 3,5/5