Mein erster Harry Potter, Teil 5, konnte mich vor zwei Jahren nicht wirklich überzeugen. Damals schrieb ich, dass der Film „erwartungsgemäß nur für Fans respektive Kenner der Materie und weniger als Standalone-Film für Potter-Noobs geeignet“ sei und war von der narrativen Langatmigkeit und dem unspektakulären Showdown bestenfalls gelangweilt. Seitdem hat sich viel getan: In den vergangenen Wochen habe ich durch weibliche Initiative und zur Vorbereitung auf Harry Potter und der Halbblutprinz sämtliche Potter-Filme erstmals bzw. Teil 5 erneut gesehen. Und es ist natürlich wie mit allen großen Geschichten: wenn man Ausgangspositionen, Zusammenhänge und Motivationen kennt, wird die Handlung packender. So auch geschehen bei Harry Potter und mir.1 Jetzt wo ich weiß, wo die Reise ungefähr hingeht, was Gryffindor und wer Tom Riddle ist und was es mit den Dementoren auf sich hat, interessiert mich das Treiben von Harry, Hermine und Ron2 natürlich umso mehr, so dass ich schließlich auch wirklich auf „den Halbblutprinz“ gespannt war.
Doch einiges hat sich auch nicht geändert: Daniel Radcliffes Spiel ist weiterhin begrenzt und die Wiedergabe der Story abermals überflüssig – denn entweder ist der Verlauf der Handlung eh bekannt oder ihr würdet eh kein Wort verstehen, womit wir auch beim Hauptmanko des Films wären. Drehbuchautor Steve Kloves hat sich nämlich dazu entschieden, den aktuellen Film soweit auf Vor-, also Buchkenntnis der Zuschauer herunterzubrechen, dass diejenigen, die nur mit den Filmen vertraut sind, das ein oder andere schlichtweg nicht verstehen oder zumindest übersehen werden. Dadurch verblasst die eigentliche Handlung des Films (das Wiedererstarken von Voldemort und seinen Todfressern, sowie Harrys Suche nach einem Weg Voldemort zu besiegen), weshalb vielerorts zu lesen ist, dass der Film lediglich ein großes Warten auf die finalen Teile 7 und 8 sei. Dass man da kurzerhand den Showdown aus dem sechsten Buch rausgekürzt hat und wohl im nächsten Film aufgreift, erscheint da nur konsequent. Schwache Enden gehören wohl zu Harry Potter wie das Grinsen zu Dreamworks.
Doch wenngleich „Der Halbblutprinz“ den narrativen Stillstand propagiert, ist er sehr unterhaltsam3. Was vor allem dem charmanten Coming of Age-Part zu schulden ist, in dem Hogwarts‘ Schüler noch mehr als bereits beim Orden des Phönix mit den Fragen „Wer mit wem?“ und „Warum?“ beschäftigt sind. Der von Rupert Grint verkörperte Ron fungiert hierbei als Comic Relief par excellence, so dass es eine wahre Freude ist, ihm zuzusehen und selbst Radcliffe hat in seinem albernsten, von Drogen beeinflussten Moment seinen größten Auftritt. Abgerundet wird der Cast von den wirklich guten bis teilweise überragenden anderen (Emma Watson…) und älteren Schauspielern (Michael Gambon, Helena Bonham Carter…). Schließlich besticht der Film noch durch seine fantastischen Bilder und eine überragende, atmosphärische Tonebene, die fast schon alleine den Kinobesuch rechtfertigen.
Kurzum: trotz der erwähnten Schwächen, der vielleicht bisher beste Potter4, an dem sich die zwei Heiligtümer des Todes erstmal werden messen müssen.
- Auch wenn gerade die Filme unter Chris Columbus, der auch für die unsäglichen Fantastic Four-Verfilmungen mitverantwortlich war, harte Kost sind… [↩]
- … und natürlich Neville! [↩]
- Hier bei Bedarf das warnende „für Fans und Kenner der Materie“ einsetzen! [↩]
- Ich schwanke noch zwischen 6 und meinem bisherigen Favoriten 4… [↩]
Ich bin froh, dass der Potterrausch dich jetzt auch gepackt hat. Und jetzt kann ich endlich mit dem siebten Buch anfangen :yeah:
Achja: Ron for president! 😉
Ich – als bekennender Potter-Nerd – fand den Film supi und freue ich schon auf den letzen Teil – bzw. den letzten Zweiteiler – trotz der Personen die da noch sterben werden T_T
Für alle Fans ein Muss! 🙂