To do or not to do (oder: Ein Loblied auf Due)

Auf die Frage, wie seine Eltern ihn beschreiben würden, entgegnete einer meiner Freunde neulich in einem Bewerbungsgespräch: „Als faule Socke.“ Obwohl das wahrscheinlich der Wahrheit entspricht (ich kenne seine Eltern, Gruß an der Stelle) und obwohl ich ihn ansonsten wegen genau dieser Mit-nichts-was-zu-tun-heit schätze, war das wohl nicht der klügste Moment seinen Humor spielen zu lassen. Die meisten anderen (und ich) hätten wohl irgendwas von „engagiert“, „verantwortungsbewusst“ und „zielstrebig“ geschwafelt – und gelogen.

Denn die meisten (und ich) sind tatsächlich faule Socken. Faule Socken, die erst durch das große Geld, Spaß an der Sache oder andere Hilfsmittelchen motiviert werden müssen. Hilfsmittelchen wie To-Do-Listen und Getting Things Done-Spökes. Denn während es mir im Büro und im Studium überaus leicht fällt (siehe wahlweise ‚Spaß an der Sache‘ oder ‚Das große Geld‘), Listen zu schreiben, abzuarbeiten und abzuhaken, wird das privat schon schwieriger. Grillkohle kaufen, die Lovefilm-DVD einwerfen und den alten Schulfreund an seinem Geburtstag anrufen, kann überaus schwierig sein, wenn man einen fast unüberwindbaren inneren Schweinehund oder – und hier kommt meine Achillesferse – unendliche Vergessenheit sein Eigen nennt.

Doch wie heißt es so schön: there’s an app for that. Und so habe ich mich auf den weiten Weg gen AppStore gemacht, um mich mit einer To-Do-Listen-App einzudecken. Das muss so 2008 gewesen sein und wegen der unfassbar großen Auswahl an To-Do- und GTD-Apps hat die Suche nach der Herzensapp bis vor wenige Wochen angedauert. Also sage und schreibe knappe drei Jahre, nur um eine ordentliche Applikation zu finden, die meinen (eigentlich recht simplen) Ansprüchen genügt und mich nicht mit allerhand überflüssigem Feature-Mist erschlägt.

In der Riege der Apps mit allerhand überflüssigem Feature-Mist bin ich dem alteingesessenen Platzhirsch Things begegnet, ebenso wie 2Do und Todo. Das Problem hier: viel zu viele Funktionen, die gar niemand braucht außer David Allen persönlich. Wenn ich nämlich all meine Tasks in Projekte und Kategorien einordnen, taggen und verschieden hoch priorisieren soll, brauche zumindest ich einen Taskmanager für meinen Taskmanager. Und wer sich überlegt hat, Aufgaben mit Geotags zu versehen, gehört sowieso erschossen (es sei denn er ist der Erfinder der Geotags, dann ginge das schon in Ordnung).

Also eine Nummer simpler. Hier laufen einem dann Task Eater, Dropkick und Wunderlist über den Weg. Alles viel einfacher als oben, meist nur Aufgaben anlegen und abhaken. Das wiederum ist mir dann jedoch zu wenig – am liebsten hätte ich eine Cloud-basierte Backup-/Sync-Lösung und allen voran eine ordentliche Erinnerungsfunktion, weil ich sonst praktisch nichts mehr mit den Tasks mache als sie angelegt zu haben. Alle gerade genannten Apps machen das eine oder andere zwar gut, aber einen rundum guten Ansatz konnte ich’s bis hierhin nirgendwo finden.

Und dann habe ich meine bessere Hälfte, die kein iPhone besitzt, bei ihrem Selbstmanagement beobachtet. Und siehe da: ohne AppStore und Netzzugang bietet ihr Dumbphone alles, was man eigentlich braucht. Mittels einer einfachen, zuverlässigen Erinnerungsfunktion. Doch was bei den Nokia-, Siemens-, Motorola- und Sagem-Handys des vergangenen Jahrtausends Gang und Gäbe war, hat Apple irgendwie vergessen (oder es ist Steve Jobs‘ Rotstift zum Opfer gefallen). Und genau das hat Due, die selbsternannte „missing reminder app“, sich auf die Fahnen geschrieben: die Erinnungsfunktionslücke von Apple zu füllen.

Und das macht sie meines Erachtens mit Bravour. Ich nutze Due seit einem Monat, habe zwischenzeitlich rund 56 Erinnerungen/Tasks angelegt und bereits 48 abgearbeitet. Was definitiv Dues penetrantem und daher (für mich) außerordentlich guten Erinnerungsmechanismus zuzuschreiben ist. Die App erinnert einen nämlich unentwegt im Minutentakt daran, die Aufgabe zu erledigen – mit der Option sie um 10, 20, 30 Minuten usw. beziehungsweise eine Stunde, einen Tag usw. zu verschieben. Das ist so nervig gut, dass ich im vergangenen Monat (so gut wie) nichts vergessen habe. Dass Due dann auch noch mit Dropbox-Sync daher kommt, ist selbstredend auch mehr als erfreulich. Lediglich das Zusammenspiel des iPhone-Due mit dem iPad-Due könnte optimiert werden und hat bei mir soweit geführt, dass ich’s wieder vom iPad runtergeschmissen habe. Das lag jedoch weniger an der App selbst, als viel mehr an Beschränkungen von iOS und dessen suboptimalem Notification-System (doch dazu später in einem eigenen Artikel mehr).

Aber, aber, so geht’s ja nicht, werden die Korinthenkacker unter euch nun entgegnen, das ist ja keine „richtige“ To-Do-/GTD-App! Aber wisst ihr was? Das ist mir egal, denn für mich (und scheinbar viele, viele andere) erfüllt Due genau diesen Zweck: mir beim Organisieren meiner Aufgaben zu helfen. Meine To-Do-Listen, die zeitunabhängig abgearbeitet werden müssen, landen derweil in SimpleNote, das im Zusammenspiel mit Notational Velocity meinen bisherigen Favoriten TaskPaper abgelöst hat. Wer nämlich To-Dos jenseits von vorgefertigten Formularen und Checkboxen möglichst frei niederschreiben möchte, der kommt an SimpleNote oder dem immer noch sehr guten TaskPaper einfach nicht vorbei.

Aber Due, ich sag’s nochmal, das ist richtig gut. Und hätte mir das vorher jemand gesagt, Mensch, was hätte ich ein Geld gespart…

(iTunes-Partnerlink: Due im AppStore)

Shortlink: https://eay.li/17e Format: JSON

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Dir gefällt, was ich hier tue? Dann sieh dir vielleicht auch mal Yonks an, eine Day Counter-App zum Verfolgen von Meilen­steinen, die ich für iOS und Android entwickelt habe.

4 Reaktionen

  1. Ich benutze auch Due…und hab vorher auch sehr sehr SEHR viel andere ausprobiert. 🙂

    Und: Guter Bericht…

  2. danke für den beitrag. hab due jetzt mal getestet und bin bisher hellauf begeistert. nach so einer todo-app hab ich auch viel zu lange gesucht…

  3. Schön, dass euch der Blogeintrag gefallen/genützt hat. 🙂

  4. same for me… 🙂 due rockt!