#belgien
Status 2017-07-21 22:05
Aus aktuellem Anlass (morgen geht’s nach Brügge, niemand stirbt) nochmal »Brügge sehen… und sterben?« geguckt. Immer noch grandios.
Brügge sehen… und lieben!
Gestern Abend habe ich es endlich geschafft, mir Brügge sehen… und sterben? (im Original kurz, bündig und spoilerfrei: In Bruges) anzusehen. Obwohl der Film bereits seit elf Wochen läuft, war der Saal erstaunlich voll. Ja, wir haben es hier scheinbar mit einem Geheimtipp und Kritikerliebling zu tun – aber ist das auch gerechtfertigt? Hierum geht’s jedenfalls: Nachdem ein Auftrag in London nicht so gut gelaufen ist, werden die ungleichen, aber befreundeten Profikiller Ray (Colin Farrell) und Ken (Brendan Gleeson) von ihrem Boss in das belgische Touristenstädtchen Brügge geschickt. Hier sollen sie auf weitere Instruktionen warten. Während Ken die mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten bestaunt, langweilt sich der von Selbstzweifeln geplagte Ray zu Tode und ertränkt seine Langeweile im Pub – bis er die aus Brügge stammende Drogendealerin Chloé« kennenlernt. Doch dann bekommt Ken den Auftrag seinen frisch verliebten Kollegen zu erledigen…
In „Brügge sehen… und sterben?“ hat mich begeistert. Einen derart rabenschwarzen, komödiantischen, tragischen Gangster-Film bekommt man schließlich nicht alle Tage zu sehen! Lob gebührt vor allem den Darstellern, die hier durch die Bank zu überzeugen wissen. Besonders der eigentlich schon abgeschriebene Alexander-Star Colin Farrell liefert hier meiner Meinung nach seine bis dato beste Leistung ab – als Forest Gump des Killergewerbe. Zwar beginnt In Bruges etwas zu ruhig, aber rückblickend ist auch das stimmig. Und der Humor? Und der Humor! Hier wird political correctness klein geschrieben (da wird ein Kleinwüchsiger, durchgehend als „Gnom“ bezeichnet, schon mal per Karateschlag niedergestreckt; und die Vietnamesen!) und die Figuren liefern sich Dialoge, wie es sie sonst nur bei Tarantino gibt. Jedoch wird’s nie zu viel oder anspruchslos. Die Eckpfeiler der Story bleiben Ehre und Loyalität, so dass das Geschehen durchaus glaubhaft bleibt.
Ja, mit „Brügge sehen… und sterben?“, seinem ersten Langfilm, hat Oscarpreisträger Martin McDonagh, der hier als Regisseur und Autor aufgetreten ist, einen tollen Film gemacht und sich – Verzeiht, ich lehne mich jetzt sowas von weit aus dem Fenster raus! – irgendwo zwischen Tarantino und den Coens positioniert. Leider noch nicht ganz so gut wie die erwähnten, aber – Erneut: Fensteralarm! – wenn sein nächster Film ein Pulp Fiction wird, dann ist In Bruges sein Reservoir Dogs.
Und jetzt fahr ich nach Brügge!
You love it or you hate it
Heute in unserer losen Reihe der Lieblingsgetränke: Das belgische Wein-artige Biergetränk Rodenbach. Der einzigartige Geschmack von Rodenbach, das zur Gruppe der Rotbiere gehört, wird erreicht, indem es bis zu 18 Monate lang in Eichenfässern „ausgebaut“ wird. Das Endergebnis ist derart speziell, dass man dem Bier den Slogan „You love it or you hate it“ gegeben hat. In Selbstversuchen und Experimenten mit unseren Freunden durften Herr Lee und ich tatsächlich genau das feststellen: Begeisterung oder angewiderte Ablehnung. Falls ihr also mal in Belgien (oder einem belgischen Supermarkt in Schland) seid, dann greift zu und probiert. Falls Rodenbach dann nicht so euer Fall ist, meine Anschrift steht hier.
Ornithophobie*
El Jefe hat das Gebäude betreten und die Zügel wieder an sich gerissen, nachdem
Ex-Schreiberling MoD euch mit 3 (in Worten: drei!) sensationellen Blogeinträgen versorgt hat. Ich werde die konsequente Nennung des Äffchens nicht fortführen und setze mich stattdessen wieder vermehrt für Popkultur minderer Qualität und vulgäre Fäkalsprache ein. Wir wissen ja schließlich alle, dass es genau das ist, was diese Internetpräsenz für den gemeinen Leser so interessant macht und von den anderen sieben Webseiten im WWW unterscheidet.
Während meiner Abwesenheit und meiner spirituellen Reise durch Holland und Belgien habe ich ein mal mehr einige Erkenntnisse gewonnen. Vor allem dass Brüssel eine sehr coole Stadt ist (mit einem mächtigen Atomium!), dass Frauen mehr auf Handhelds und Männer mehr auf stationäre Konsolen stehen, dass es erschreckend große Meeresungeheuer gibt und dass ich Angst vor Möwen habe. Andere Vögel gehen aber. Glaub ich.
* Ornithophobie, die Angst vor Vögeln. Möwen only gibt’s nicht.