Brügge sehen… und lieben!

Gestern Abend habe ich es endlich geschafft, mir Brügge sehen… und sterben? (im Original kurz, bündig und spoilerfrei: In Bruges) anzusehen. Obwohl der Film bereits seit elf Wochen läuft, war der Saal erstaunlich voll. Ja, wir haben es hier scheinbar mit einem Geheimtipp und Kritikerliebling zu tun – aber ist das auch gerechtfertigt? Hierum geht’s jedenfalls: Nachdem ein Auftrag in London nicht so gut gelaufen ist, werden die ungleichen, aber befreundeten Profikiller Ray (Colin Farrell) und Ken (Brendan Gleeson) von ihrem Boss in das belgische Touristenstädtchen Brügge geschickt. Hier sollen sie auf weitere Instruktionen warten. Während Ken die mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten bestaunt, langweilt sich der von Selbstzweifeln geplagte Ray zu Tode und ertränkt seine Langeweile im Pub – bis er die aus Brügge stammende Drogendealerin Chloé« kennenlernt. Doch dann bekommt Ken den Auftrag seinen frisch verliebten Kollegen zu erledigen…

In „Brügge sehen… und sterben?“ hat mich begeistert. Einen derart rabenschwarzen, komödiantischen, tragischen Gangster-Film bekommt man schließlich nicht alle Tage zu sehen! Lob gebührt vor allem den Darstellern, die hier durch die Bank zu überzeugen wissen. Besonders der eigentlich schon abgeschriebene Alexander-Star Colin Farrell liefert hier meiner Meinung nach seine bis dato beste Leistung ab – als Forest Gump des Killergewerbe. Zwar beginnt In Bruges etwas zu ruhig, aber rückblickend ist auch das stimmig. Und der Humor? Und der Humor! Hier wird political correctness klein geschrieben (da wird ein Kleinwüchsiger, durchgehend als „Gnom“ bezeichnet, schon mal per Karateschlag niedergestreckt; und die Vietnamesen!) und die Figuren liefern sich Dialoge, wie es sie sonst nur bei Tarantino gibt. Jedoch wird’s nie zu viel oder anspruchslos. Die Eckpfeiler der Story bleiben Ehre und Loyalität, so dass das Geschehen durchaus glaubhaft bleibt.

Ja, mit „Brügge sehen… und sterben?“, seinem ersten Langfilm, hat Oscarpreisträger Martin McDonagh, der hier als Regisseur und Autor aufgetreten ist, einen tollen Film gemacht und sich – Verzeiht, ich lehne mich jetzt sowas von weit aus dem Fenster raus! – irgendwo zwischen Tarantino und den Coens positioniert. Leider noch nicht ganz so gut wie die erwähnten, aber – Erneut: Fensteralarm! – wenn sein nächster Film ein Pulp Fiction wird, dann ist In Bruges sein Reservoir Dogs.

Und jetzt fahr ich nach Brügge!

EMDb – Rating: 4/5

Shortlink: https://eay.li/6w Format: JSON

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5 Reaktionen

  1. ich war eh schon begeistert von dem film, aber dank deiner rezension bin ich es noch mehr 😀

  2. Gut, dann muss ich mir den Film wohl doch anschauen. Die Vorschau hatte mich ‚damals‘ irgendwie ganz und gar nicht überzeugt…

  3. Stimmt. Super Film. In letzter Zeit einer der wenigen Lichtblicke im tristen Kinohimmel.

  4. Ja, ich denke, ich lehne mich hier nicht zu weit aus dem Fenster (langsam wird die Fenster-Metaphorik ätzend, oder?), wenn ich diesen Film als klaren Ansehbefehl deklariere. :jaja:

  5. wie kannst du diese synchro scheisse noch ertragen, ist ja wiederlich 😐