#60er

Romance Comics in Black and White

Die Historikerin Jacque Nodell beschäftigt sich in ihrem Blog Sequential Crush mit US-amerikanischen Romance Comics der 1960er und 70er Jahre. Im aktuellen Blogeintrag zeigt sie ein Heft, das teilweise umkoloriert wurde, um so neue Zielgruppen anzusprechen. Der Akt an sich ist einerseits irgendwie befremdlich, aber andererseits auch gut, weil das zeigt, wie austauschbar das alles ist und dass die Hautfarbe gar keine Rolle spielt.

Gene Roddenberrys erster Entwurf von Star Trek

Hier gibt es ein 16 seitiges PDF von Gene Roddenberrys erstem Entwurf zu Star Trek. Datiert auf den 11. März 1964. Zu dieser Zeit hatte Roddenberry offensichtlich noch etwas ganz anderes als Raumschiff Enterprise im Kopf, denn dieser Pitch erinnert eher an eine bunte Parallelweltreise á la »Sliders«:

STAR TREK is a „Wagon Train“ concept — built arround characters who travel to worlds „similar“ to our own, and meet the action-adventure-drama which becomes our stories. Their transportation is the cruiser „S.S. Yorktown“, performing a well-defined and long-range Exploration-Science-Security mission which helps create our format.

Sehr strange, aber ein weiteres Paradebeispiel dafür, dass man jegliche Kritik dankend annehmen und ständig alles überdenken sollte. Denn so ist aus Captain Robert M. April Gott sei dank noch Captain James T. Kirk geworden. Btw: Das scheint ein Nest zu sein, denn auf dem Server gibt’s noch zahlreiche weitere eingescannte Scripts zu Dutzenden weiteren TV-Serien wie »Alias«, »Twin Peaks« oder »Veronica Mars«. (via Kottke und Fünf Filmfreunde)

Secrets of the Batcave


Hier sehen wir eine fantastische Karte des Batcaves von Frank Springer, ursprünglich veröffentlicht in Batman #203 aus dem Jahre 1968, die einmal mehr verdeutlicht, warum Batmans Hauptquartier so genial ist: wegen der Kleinigkeiten wie etwa dem lebensgroßen Dinosaurier. Der weilt nämlich auch noch heutzutage unter Wayne Manor und das obwohl er bereits 1946 in Batman #35 dem Joker abgeknöpft wurde. Was ich damit sagen möchte? Das Bild ist fantastisch und der Wikipedia-Eintrag zum Batcave nicht weniger als episch! (via Hey Oscar Wilde!)

Herkunft des Futurama-Themes

Da man mich schon hierauf festnagelt, verlinke ich gerade doch wieder was das Zeug hält, weil ich für Enttäuschungen immer zu haben bin gutes Zeugs natürlich weiterhin verlinkt werden sollte.

Und das liegt etwa dann vor, wenn man z.B. herausfindet, dass es sich beim Futurama-Theme gar nicht um eine eigens für die Sendung komponierte Melodie handelt, sondern man sich außerordentlich sehr von anderen Werken hat inspirieren lassen. Der französische Komponist Pierre Henry, der Musikwissenschaftler und Wikipedianern als „Wegbereiter der elektronischen Musik und der Musique concrète“ bekannt ist, hat nämlich bereits in den 60ern ein überaus ähnliches Lied namens „Psyché Rock“ veröffentlicht. Glaubt ihr nicht? Dann hört’s euch im Direktvergleich selbst an:

Pierre Henry – Psyché Rock (@ YouTube):

Futurama – Theme Song (@ YouTube):

Retro-Futurismus rockt jedenfalls! (via Riesenbüchse Idioten & Minds Delight)

Radio brennt

Radio Rock Revolution, der mit Originaltitel übrigens völlig alliterationsfrei „The Boat That Rocked“ heißt, handelt von einem Piratensender in den 1960er Jahren, der die britischen Inseln mit Rock’n’Roll und Schimpfworten versorgt. Und zwar von einem Schiff inmitten der rechtsfreien Nordsee. Klar, dass Obrigkeit und Sittenwächter toben, weshalb dennoch ein Verbot des Senders in die Wege geleitet wird – doch indes können sich die Piraten des Volkes Rückhalts sicher sein. (Angelehnt ist das ganze an die wahre Geschichte des von der See aus sendenden Piratensenders Radio Caroline, den es heute übrigens immer noch gibt.)

Im Klartext heißt Radio Rock Revolution: 120 Minuten intelligenter Klamauk und feinste British Invasion á la Beatles, Kinks und Rolling Stones. Da schlägt das Musikliebhaberherz um einiges höher – und ehe man sich versieht, kauft man sich mir nichts, dir nichts, wie meiner einer den wunderbaren Soundtrack, der – wie sollte es bei einem Musikfilm anders sein? – ganz klar Herzstück und Motivation des Films ist. Hinzu kommen grandiose Schauspieler (Philip Seymour Hoffman anyone?!) und einige aufgesetzte Nebenplots, die die Geschichte des rockenden Boots um rivalisierende DJs, eine ominöse Vater-Sohn-Beziehung und ein bisschen Sex erweitern, aber lediglich wie ein notwendiges Übel wirken. Denn hier geht’s – abgesehen von der überaus leckeren Portion zivilen Ungehorsams – tatsächlich nur um Musik. Wer aber diese Musik liebt, wird auch Radio Rock lieben.

Und als Bonustrack bietet sich noch eine ganz andere, nicht so weit hergeholte, aber unkonventionelle Lesart an: Wie die Rock-Piratensender dem Volk ihrerzeit das gaben, was ihnen Obrigkeit und Sesselpupser verwehrten: nämlich Rock’n’Roll anstelle von Schlagern und Operetten, so sind es heute die Piraten, vom Pirate Bay und der Partei, die in die Breche springen und die kriminalisierte Bevölkerung mit dem versorgen, was sie will. Was wir natürlich auf eine legale Art und Weise gut finden. Es bleibt also nur eine Frage der Zeit, bis die Geschichte des auf einer Bohrinsel stationierten Torrent-Trackers verfilmt wird…

EMDb – Rating: 4/5