Einträge von Januar 2018

Bad UX may destroy the world

Am Samstagmorgen herrschte bekanntlich und verständlicherweise Panik auf Hawaii, nachdem die Menschen fälschlicherweise die folgende Notfall­benachrichtigung auf ihre Smartphones geschickt bekamen:

Der ansonsten ach so Twitter-freudige Präsident golfte zu diesem Zeitpunkt und wusste sehr schnell, dass es sich um ein Fehlalarm handelte, hielt es aber ausge­rechnet diesmal nicht für nötig zum Handy zu greifen. Erst 38 Minuten später gab es Ent­warnung von offizieller Seite. Alsbald war der Schuldige laut dem Leiter der Hawaii Emergency Management Agency ausgemacht:

It’s a human error. There is a screen that says: „Are you sure you want to do this?“ That’s already in place. We had one person, human error, and that thing was pushed anyway.

Später führte die Washington Post das etwas weiter aus:

Around 8:05 a.m., the Hawaii emergency employee initiated the internal test, according to a timeline released by the state. From a drop-down menu on a computer program, he saw two options: “Test missile alert” and “Missile alert.” He was supposed to choose the former; as much of the world now knows, he chose the latter, an initiation of a real-life missile alert.

Es lag also an einem spärlich beschrifteten Dropdown mit anschließender Confirm-Message, das falsch bedient wurde. So etwa wie dieses hier:

Was Frontend-Entwickler und UX-Designer schon lange wissen, scheint bei den Verantwortlichen von kritischer Infrastruktur noch nicht angekommen zu sein:

  • Dropdowns, per se doof, sind nicht das geeignete Bedienelement, um derart wichtige Entscheidungen zu treffen. Weder bei Bestellformularen, noch bei Raketenalarm­applikationen. Man sieht seine Auswahl/-möglichkeiten schlicht schlecht.
  • Confirm-Messages werden, nachdem sie jahrzehntelang für jede kleinste und unsinnigste Aktion missbraucht wurden (danke, Microsoft), von uns allen so beiläufig bestätigt und ignoriert, dass sie im kritischen Kontext eigentlich keinen Sinn mehr haben und höchstens noch mit Zusatzaufwand funktionieren („Um das Löschen zu bestätigen, bitte LÖSCHEN in das folgende Feld eingeben.“).

In Hawaiis Emergency-App scheint das alles nicht beachtet worden zu sein. Wenn wir davon ausgehen, dass noch weitaus mehr Applikationen zur Steuerung von kritischer Infrastruktur ähnliche Mängel aufweisen, dann sind wir wahrscheinlich doch nicht so weit von der totalen Zerstörung des Planeten entfernt, wie uns der Nuklear-Code-Koffer glauben machen will/soll.

Update, 16.01.:
Christoph schreibt in den Kommentaren: „Es wurde ein Screenshot vom Interface getwittert, und es ist tatsächlich noch schlimmer als gedacht: twitter.com/CivilBeat/…“ – Stimmt. 😳

„Marketing by funny failing“

In der letzten Kolumne von Sascha Lobo ging es um die Revolution der Interaktion von Mensch und Maschine durch Sprachassistenten wie Alexa und Google Home. So unstrittig, wie absehbar.

Allerdings hat mir die Beobachtung, dass das Scheitern von Alexa & Co. derzeit quasi als Marketing Gag fungiert, der die Systeme nur noch interessanter macht, sehr gut gefallen:

Die heutigen Dysfunktionalitäten – Alexa versteht oft lustig schlecht – sind Kinderkrankheiten, Gesprächsstoff für die Kantine, sogar eine Form von Genre-Marketing. Mit jeder Anekdote über einen falsch erkannten Wunsch wird die Funktionalität alltäglicher, die Technologie akzeptierter, der Wunsch, es auszuprobieren größer: Marketing by funny failing.

Ich kann das von mir selbst bestätigen: Als ich kurz nach der Markteinführung hierzulande unser Zuhause mit einem großen Echo und einem Echo Dot ausstattete, hab ich so manche Mittagspause damit verbracht, Alexa-Anekdoten zum besten zu geben. Jeff hat’s gefreut. 🤑

15 Jahre

Heute vor 15 Jahren beschloss mein 17 jähriges Ich seine statischen Web­publikations­bemüh­ungen durch dieses damals in Fach­kreisen gehypte, ansonsten eher unbekannte oder allenfalls belächelte „Bloggen“ auszuweiten. Also wandte er sich von den bisher verwendeten Tripods und Geocities ab und schloss mit Omas volljähriger Absegnung einen Vertrag bei einem günstigen Hoster ab. Nach Anmeldung bei Blogger.com versorgte er den einen Monat später von einer aufstrebenden Suchmaschine aufge­kauften Dienst mit seinen frisch erstandenen FTP-Credentials, haute in die Tasten und schließlich auf „Publish“.

Seitdem ist viel passiert. Ich habe bereits beim 12 jährigen begonnen das einzuordnen:

Am 13.01.2003 gab es weder Facebook, noch Twitter. Der iPod war erst ein halbes Jahr alt, der iTunes Music Store noch nicht da. Das iPhone wäre pure Science Fiction gewesen. Gerhard Schröder war Bundeskanzler, Duke Nukem Forever noch sieben Jahre vom Release entfernt. Der dritte Golfkrieg stand noch bevor, ebenso wie Lothar Matthäus‘ dritte Ehe. Der zweite Harry Potter-Film lief gerade im Kino und Episode III war noch zwei Jahre entfernt.

Es ließe sich beliebig fortsetzen: Der Benzinpreis pro Liter Super lag bei 1,12 Euro. Der sieben Wochen die Charts dominierende „Steuersong“ wurde gerade von einem Song der ersten (!) DSDS-Staffel abgelöst (ich hab das gerade recherchiert: zuletzt lief Staffel 14). Die vorherrschende Konsole war die PS2, das meistverkaufte Spiel »Grand Theft Auto: Vice City«. Ich selbst war noch einen Monat von der Volljährigkeit und echten Autos entfernt und gerade ein halbes Jahr mit meiner Freundin zusammen (die ich wie das Bloggen behalten habe).

Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich 15 Jahre später immer noch bloggen würde, hätte ich das wahrscheinlich belächelt. Heute steht das außer Frage: Klar, werde ich auch in 15 Jahren noch dabei sein. Und ihr hoffentlich auch. Denn es gilt wie immer: Danke für’s Mitlesen! Und auf die nächsten 15!

*Publish*

📺 Soeben »The End of the F***ing World« zu Ende geguckt. Anfangs tat ich mich mit der Prämisse, Alyssa und vor allem James etwas schwer, aber jetzt hab ich die drei doch ins Herz geschlossen und hätte gerne mehr. (Wobei, wenn nicht, wäre das auch ok, wenn nicht sogar besser.)

Altkanzler Schmidt wollte Glasfaser-Spitzenreiter werden

Bereits Anfang der Achtzigerjahre wurde der Ausbau des Glasfasernetzes von der damaligen Bundesregierung geplant. Wäre der Plan umgesetzt worden, hätte Deutschland heute das beste Glasfasernetz der Welt.

Doch dann:

Nach seinem Wahlsieg 1983 stoppte Schmidts Nachfolger Helmut Kohl das Projekt und startete stattdessen den Bau von TV-Kabelnetzen. Heute gehört Deutschland mit gerade mal 2,7 Millionen Haushalten, die direkt an Glasfasernetze angeschlossen sind, zu den Schlusslichtern unter den Industrieländern.

Bezeichnend, dass die CDU-geführte Regierung auch heutzutage nicht in der Lage ist, adäquat auf die Anforderungen des Digitalwandels zu reagieren.

Quantified Eay 2017

Es folgen einige Quantified-Self-Daten, die ich eben für 2017 ausgewertet habe:

2017 habe ich 2.374.970 Schritte zurückgelegt, was einem Tagesdurchschnitt von 6.507 Schritten entspricht. Damit lag ich leider unter meinem eigentlichen Tagesminimalziel von 7.500 Schritten. Das muss 2018 besser werden!

Meine Social-Media-Nutzung: 207 Blogeinträge (+65%, 0,6 pro Tag), 948 Tweets (-15%, 2,6 pro Tag), 215 Swarm-Checkins (0,6 pro Tag), 246 Pinboard-Links (0,7 pro Tag), 4.025 Songs bei Last.fm (11 pro Tag), 31 Instagram-Posts, 4 Facebook-Posts.

Ich habe 2017 insgesamt 1.812 Fotos mit meinem iPhone (erst 6s, dann X) gemacht, d.h. rund 5 Fotos pro Tag und insgesamt 63 Fotos mehr als 2016.

Interessant, aber nichtssagend: Unser Gitlab bei @pietzpluswild zählt für mich 2.070 Contributions in 2017 (im Schnitt 9,4 pro Arbeitstag).

Last.fm zählt für mich 4.709 Scrobbles von 1.548 unterschiedlichen Songs, 493 Interpreten und 428 Alben. Genau 50% der Tracks waren neu. Meistgehörter Song war „I do“ von den Beatsteaks (84 Scrobbles), die mit „Yours“ auch das meistgehörte Album stellen (231 Scrobbles). Meistgehörte Band waren Die Toten Hosen (398 Scrobbles). Insgesamt habe ich 11 Tage und 11 Stunden Musik gehört.

2017 Movie Tribute

 
(Vimeo Direktlink)

Frohes Neues allerseits, willkommen in 2018! Beginnen wir das neue Jahr doch damit, womit wir, als wir uns das letzte Mal sprachen, aufgehört haben – mit Filmen! Wie schon in den letzten drei Jahren hat Filmemacher Max Shishkin nämlich wieder eine sehr sehenswerte Hommage an das vergangene Film- und Fernsehjahr zusammengestellt, die einem schonungslos offenbart, was man eigentlich alles verpasst hat. Aus den 154 Filmen vom letzten Jahr sind diesmal nämlich satte 337 geworden, die Shishkin alle hier auflistet.