#smart phones stupid people

“Hersteller gibt bionisches Auge auf, Nutzer erblinden erneut”

Das Unternehmen Second Sight bietet Patienten keine Unterstützung mehr an. Die Implantate werden dadurch nutzlos.

2020 stand das Unternehmen kurz vor der Pleite. Seitdem gibt es für Patient*innen keinen Support, keine Reparaturen und keine Ersatzteile mehr.

[Dem Patient Ross Doerr] wurde 2020 wegen starkem Schwindel ein MRT verordnet. Die Ärzte wollten einen Gehirntumor ausschließen. Laut Richtlinie muss vor dem MRT Second Sight kontaktiert werden, da das Implantat vom MRT gestört werden könnte. Bei Second Sight ging aber niemand ans Telefon, weil zu dem Zeitpunkt schon das Personal gekündigt war und Büromöbel, Computer und Telefone bei einer Auktion versteigert wurden. Das MRT wurde schließlich nicht gemacht. „Ich weiß bis heute nicht, ob ich einen Gehirntumor habe“, sagt Doerr.

Dagegen ist »Black Mirror« Kirmes. Unglaublich. Die neuen Besitzer der Firma derweil: „Wir haben viel über die Erkenntnisse von Argus nachgedacht und wie wir nicht dieselben Fehler wiederholen.“

(Die Einsortierung in unserer beliebten Smart Phones, Stupid People-Kategorie bezieht sich auf den fast schon kriminell wirkenden Hersteller und ausdrücklich nicht auf die Träger der Implantate!)

Understanding how Facebook disappeared from the Internet

Sehr gute Erklärung, was beim gestrigen Ausfall von Facebook, Instagram und WhatsApp passiert ist. Bleibt nur noch die Frage nach dem Warum?.

Mark Zuckerberg hat in den paar Stunden Downtime rund 6 Milliarden US-Dollar verloren, was den armen Mark auf Platz 5 der reichsten Menschen der Welt zurückwirft – hinter Software-Oldie und Menschenchipper Bill Gates.

Update, 08:45 Uhr: Nach sechs Stunden war der Spuk vorbei. Facebook bestätigt die oben im Cloudflare-Artikel beschriebene technische Ursache:

Our engineering teams have learned that configuration changes on the backbone routers that coordinate network traffic between our data centers caused issues that interrupted this communication. This disruption to network traffic had a cascading effect on the way our data centers communicate, bringing our services to a halt.

Entwickler hat Bitcoins im Wert von 220 Millionen US-Dollar – und kennt das Passwort zum entschlüsseln nicht mehr

The password will let him unlock a small hard drive, known as an IronKey, which contains the private keys to a digital wallet that holds 7,002 Bitcoin. […]

The problem is that Mr. Thomas years ago lost the paper where he wrote down the password for his IronKey, which gives users 10 guesses before it seizes up and encrypts its contents forever.

Er hat noch zwei Versuche.

Schätzungen gehen derweil davon aus, dass rund 20 Prozent aller Bitcoins wegen verlorener Passwörter nicht mehr genutzt werden können. (via @foodfindr)

Ich habe derweil am Freitag – pünktlich zum Allzeithoch – meine wenigen Bruchstücke an Cryptocurrencies gewinnbringend verkauft. 😎

Bad UX may destroy the world

Am Samstagmorgen herrschte bekanntlich und verständlicherweise Panik auf Hawaii, nachdem die Menschen fälschlicherweise die folgende Notfall­benachrichtigung auf ihre Smartphones geschickt bekamen:

Der ansonsten ach so Twitter-freudige Präsident golfte zu diesem Zeitpunkt und wusste sehr schnell, dass es sich um ein Fehlalarm handelte, hielt es aber ausge­rechnet diesmal nicht für nötig zum Handy zu greifen. Erst 38 Minuten später gab es Ent­warnung von offizieller Seite. Alsbald war der Schuldige laut dem Leiter der Hawaii Emergency Management Agency ausgemacht:

It’s a human error. There is a screen that says: „Are you sure you want to do this?“ That’s already in place. We had one person, human error, and that thing was pushed anyway.

Später führte die Washington Post das etwas weiter aus:

Around 8:05 a.m., the Hawaii emergency employee initiated the internal test, according to a timeline released by the state. From a drop-down menu on a computer program, he saw two options: “Test missile alert” and “Missile alert.” He was supposed to choose the former; as much of the world now knows, he chose the latter, an initiation of a real-life missile alert.

Es lag also an einem spärlich beschrifteten Dropdown mit anschließender Confirm-Message, das falsch bedient wurde. So etwa wie dieses hier:

Was Frontend-Entwickler und UX-Designer schon lange wissen, scheint bei den Verantwortlichen von kritischer Infrastruktur noch nicht angekommen zu sein:

  • Dropdowns, per se doof, sind nicht das geeignete Bedienelement, um derart wichtige Entscheidungen zu treffen. Weder bei Bestellformularen, noch bei Raketenalarm­applikationen. Man sieht seine Auswahl/-möglichkeiten schlicht schlecht.
  • Confirm-Messages werden, nachdem sie jahrzehntelang für jede kleinste und unsinnigste Aktion missbraucht wurden (danke, Microsoft), von uns allen so beiläufig bestätigt und ignoriert, dass sie im kritischen Kontext eigentlich keinen Sinn mehr haben und höchstens noch mit Zusatzaufwand funktionieren („Um das Löschen zu bestätigen, bitte LÖSCHEN in das folgende Feld eingeben.“).

In Hawaiis Emergency-App scheint das alles nicht beachtet worden zu sein. Wenn wir davon ausgehen, dass noch weitaus mehr Applikationen zur Steuerung von kritischer Infrastruktur ähnliche Mängel aufweisen, dann sind wir wahrscheinlich doch nicht so weit von der totalen Zerstörung des Planeten entfernt, wie uns der Nuklear-Code-Koffer glauben machen will/soll.

Update, 16.01.:
Christoph schreibt in den Kommentaren: „Es wurde ein Screenshot vom Interface getwittert, und es ist tatsächlich noch schlimmer als gedacht: twitter.com/CivilBeat/…“ – Stimmt. 😳