Wenn Art Direction, Score und World Building das sind, was einen Film alleine ausmacht, würde hier die volle Punktzahl stehen.
Leider gehört jedoch noch ein bisschen mehr dazu und dahingehend fand ich den Film eher enttäuschend. Chosen One mit Kafka-Referenz? Geschenkt. Die Handlung ist komplett irrelevant und scheinbar nur auf ein Wiedersehen mit Harrison Ford ausgelegt.1 Das Schlimmste (für Science Fiction): Es gibt hier keine Botschaft. Während das Original essentielle Fragen aufwirft2, vermittelt uns »Blade Runner 2049« was genau? Dass Spike Jonzes »Her« ein ziemlich guter Film ist. Und nur weil wir sehen, wie Schnee auf die Hand eines zweifelnden Protagonisten fällt, ist das noch lange kein Tiefgang.
Dennoch: Meckern auf ästhetisch so hohem Niveau, dass sich ein Kinobesuch dennoch lohnen kann.3
Na, wenn das @supergarv sieht… 😉
Ja, kann ich schon auch nachvollziehen. Ich war beim Film jedenfalls euphorisch und habe da nicht sooo Tiefsinn gesucht.
Ich war die ersten 30min auch total begeistert und dachte, das wird großartig. Aber dann war mir das inhaltlich doch leider zu wenig.
Das Opening mit Bautista war sehr grandios, das hat für mich lange nachgehallt.
Keine Botschaft? Kein Tiefgang? Ich finde, der Film hatte mehr Tiefgang als der erste Teil.
Ich finde, 2049 baut auf den essenziellen Fragen des ersten Teils auf (was macht ein Mensch zum Mensch und ab wann ist ein künstlicher Mensch nicht mehr vom Original zu unterscheiden) und erweitert sie (Wenn künstliche Menschen eigene Nachkommen haben, sind diese dann noch künstlich? Künstliche Menschen, die andere künstliche Menschen jagen, wtf!). Daneben gibt’s noch eine Reihe Botschaften außerhalb des Replikantenregimes: Unternehmensmacht, Zerstörung der Umwelt, Ghettos. Und einige Seitenaspekte, in die man sicherlich eine Menge reininterpretieren könnte (dass die Schrott-sortierenden Kinder ausgerechnet in einer umgestürzten Satellitenschüssel arbeiten – die Zukunft, in der nach außen geschaut wurde, ist vorbei; Kinder sind das wichtigere Gut dieser Zukunft?).
Zum Schnee: Schnee (/X) auf Haut ist ein Bild was häufiger im Film benutzt wurde. Erst versucht Joi den Regen auf ihrer Haut zu spüren; aber sie ist nur ein Hologramm. K steckt in Las Vegas eine Hand in den Bienenstock, um die Lebewesen zu spüren (IMHO). Und, in den finalen Szenen, sieht man [SPOILER]Erinnerungsarchitektin Ana, wie sie in einem kleinen Schneesturm steht.[/SPOILER] (zumindest, soweit ich das richtig im Kopf habe…) Schnee, oder genauer das Gefühl dessen, verkörpert das Streben nach dem Realen; ultimativ das, was den Replikatoren verwehrt bleibt.
Ich fand Blade Runner 2049 gut – kein Meisterwerk, aber gut. Aber fehlende Sci-Fi-Botschaften konnte ich im Film nicht feststellen.
(Ich habe am Abend zuvor das erste Mal den Original Blade Runner gesehen – und war nicht sehr angetan. Ich war wohl ein paar Jahre zu spät.)
Hui, ein langer Kommentar, auf den ich in alter Tradition wieder zu später antworte. 😉
Natürlich hast du nicht unrecht: Entgegen meiner überspitzten Aussage hat 2049 natürlich eine Botschaft, aber ist das m.E. nur eine Weiterentwicklung (wenn überhaupt) der Kernaussage des Originals. Und auch den Rest (Unternehmensmacht, Umweltzerstörung, etc.) kann ich natürlich sehen, aber das war gutes World Building, mehr nicht. (Wobei ich das Spiel mit dem Wasser toll fand: K darf nur eine Sekunde duschen, während Wallace Wasserdeko dessen Reichtum zur Schau stellt.)
Mein größtes Problem ist die eigentliche Handling, die viel zu sehr auf das Boxoffice-kompatible Wiedersehen mit Harrison Ford ausgerichtet ist. Wofür? Es ging im Original doch nicht um Deckard, sondern um die Sache. Genau so wenig, wie es in 2049 – zu Recht! – um K geht, aber eben nicht mehr um die Sache, sondern um Deckard und seinen Nachkömmling. Ein neues Abenteuer im Blade Runner-Kosmos hätte mir da sicherlich viel mehr zugesagt, als das hier.
Ich fand den Film dennoch gut. Dem Hype wird er jedoch nicht ganz gerecht.