#kinolog

Abschussfahrt

Wahrscheinlich war es so, dass Regisseur und Autor Tim Trachte eines Abends auf einer langweiligen Studentenparty den beschwipsten Ausführungen eines angehenden Juristen lauschte, als er von dessen Lieblingsfilmen »Eurotrip«, »Hangover« und »Hostel« erfuhr. Wie von der Tarantel gestochen schreckte der studierte Dramaturge auf, kippte seinen Wodka-Red-Bull herunter und raste in seine Wohnung. Dort verbrachte er die folgende Nacht – ach was, die folgenden Nächte – an seinem Schreibtisch und schrieb das, was den Filmförderern der Republik das Oettinger im Mund zusammenlaufen lassen sollte: eine Teenie- und Trunkenbold-Komödie, die das beste aus ominösen US-Partyfilmen und »Harte Jungs« vereint, zur Not aber auch noch mit Mutti geguckt werden kann. Genial.

Auch die Jungschauspieler überzeugen auf ganzer Linie, wirken sie doch ab und an wie echte Menschen. Mir ist es ein Rätsel, dass dieses Vorzeigeexemplar des deutschen Films nicht als neues »Fack Ju Göhte« gehandelt wird, ist doch jede noch so belanglose Anekdote aus jedermanns eigener Klassen- und Kursfahrt unterhaltsamer als das hier.1

EMDb – Rating: 1/5

  1. Zu meiner Verteidigung: Ich habe den Film im Rahmen eines Sneak Previews sehen müssen, das ich aufgrund kurzzeitigen Selbsthasses nicht verlassen konnte. []

Ex Machina

108 Minuten langer Turing Test eines von Sinister Sergey Brin in der gesetzlosen Google-Zone gebauten Fembots. Visuell, akustisch und schauspielerisch top, teilweise gar kubrickesk. Bekommt dann erfreulicherweise auch die Kurve vor Captain Obvious und weiß, obwohl es (natürlich) nicht der erhoffte große Singularity-Wurf war, schlussendlich als empfehlenswerter Genre-Vertreter zu überzeugen.

EMDb – Rating: 3,5/5

Avengers: Age of Ultron

Das zweite Klassentreffen des Marvel-Universums, in dem vor allem die Rächer, die bisher nicht mit einem Solo-Abenteuer bedacht wurden, mit ein bisschen Background aufgewertet werden. Black Widow, Hulk und Hawkeye sind dann auch das einzige was in Erinnerung bleibt, denn Bösewicht Ultron bleibt meilenweit hinter Loki zurück. Die restlichen Rächer und deren hochbezahlte Freundinnen werden für ihr Heimspiel aufgespart, die sicherlich jeweils genauso werden wie Avengers 2 (und 3 und 4): solide Unterhaltung nach dem bewährten Prinzip. Kann man gut weggucken, das „Wow!“ des ersten Teils bleibt aber leider aus.

EMDb – Rating: 3/5

Kingsman: The Secret Service

Regisseur Matthew Vaughn und (Comicbuch-) Autor Mark Millar haben das Kunststück, dass sie 2010 mit »Kick-Ass« für den Superheldenfilm vollbracht haben, mit »Kingsman: The Secret Service« für Agentenfilme wiederholt: eine detailverliebte, lustige, nie alberne, dafür aber stets mit der Persiflage liebäugelnde, moderne Hommage an das Genre abgeliefert.

Denn »Kingsman« hat wirklich alles, was einen guten Spionagefilm ausmacht: Rückblenden in Schneelandschaften, einen streng geheimen Geheimdienst, entführte Wissenschaftler1, einen superreichen, superbösen Superschurken (inkl. obligatorischer Schwäche!), der sich nicht nur auf eine Stadt begrenzt2, sondern aus seiner in einem Berg versteckten Basis gleich global denkt, dabei von einem Assistenten (mit Feature!) unterstützt wird und nur von einem englischen Problemkind wird Gentleman samt Kollegen und tödlichen Gimmicks aufgehalten werden kann. Hinzu kommt eine gehörige Portion Humor, etwas das allen JBs ja irgendwo zwischen Love Interest und Water Boarding verloren gegangen ist, die eben diese aber gekonnt aufs Korn nimmt und sie in ihrer Konsequenz3 schließlich deutlich übertrifft. Hinzu kommen hervorragend choreographierte Actionszenen und eine tolle Besetzung, in der mein rotes Tuch Mark Strong endlich mal nicht der Schurke ist.

Wer – wie auch der Überagent und der Bösewicht in »Kingsman« ganz intertextuell von sich verraten – an den alten, übertriebenen Bonds Gefallen fand, wird auch hieran seine Freude haben. Für mich der Agentenfilm der letzten Jahre. Teil 2, der dank abgehakter Originstory gleich loslegen dürfte, darf liebend gerne kommen.

EMDb – Rating: 4,5/5

  1. Die die Freude auf das Jahresende nochmal haben ansteigen lassen! []
  2. *verächtlichen Blick auf Marvel, Transformers & Co. werf* []
  3. Spoiler-Stichworte: Gewalt, Prinzessin und Politiker. []

Oscars 2015: Review-Rundumschlag

Heute Nacht findet im Dolby Theatre in Los Angeles wieder die Nacht der Nächte statt, in der Hollywood sich selbst auf die Schulter klopft und die besten Leistungen des vergangenen Kinojahres prämiert. Bevor ich nachher meine alljährliche Oscar-Prognose abliefere, zunächst noch ein paar Worte zu den Filmen selbst. In diesem Jahr habe ich sechs der acht Filme, die für’s Best Picture nominiert sind, gesehen1 – und bisher nur »The Theory of Everything« an dieser Stelle rezensiert (und mit 4,5 von 5 Sternen bewertet). Höchste Zeit also, sich die restlichen Nominierten auch mal etwas genauer anzusehen.

Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance)

Michael Keaton als gealterter Schauspieler, der durch die Superhelden-Trilogie „Birdman“ berühmt wurde, sich nun aber am Theater versucht und generell mit seiner Karriere hadert. Die schauspielerische Leistung allen voran von Keaton, aber auch die seiner Mitstreiter ist dabei schlichtweg überragend, die Form – es scheint als sei der 119 Minuten lange Film eine einzige, ungeschnittene Aufnahme – beeindruckend und außergewöhnlich. Und dennoch hat mich das alles nicht so sehr gepackt, wie der Hype und ich es erhofft hatten, weil alles irgendwie zu artsy, zu verkopft und zu gewollt wirkt. Keine Frage, Birdman ist ein herausragender Film, in Anbetracht der Konkurrenz in diesem Rundumschlag, aber der klare „Verlierer“. Bei den Oscars schätze ich vor allem Keatons Chancen jedoch sehr gut ein, wobei ich Eddie Redmayne noch besser fand.

EMDb – Rating: 3/5

Boyhood2

Richard Linklater hat es hiermit wahrscheinlich geschafft, das unepischste Epos der Kinogeschichte abzuliefern. Denn während »Boyhood« über einen Zeitraum von elf Jahren gefilmt wurde, die Figuren und ihre Schauspieler also tatsächlich wachsen und altern, geht es um nicht viel mehr als das Heranwachsen eines einzelnen Jungen, aus einer immer mal wieder halbwegs glücklichen, halbwegs zerrütteten Familie. Die fast drei Stunden lange Real-Time-Coming-of-Age-Geschichte nimmt sich dabei (manchmal zuviel) Zeit für das Unwesentliche und bietet dem Zuschauer diverse Anknüpfungspunkte an die eigene Jugendzeit. Und vielleicht ist gerade das doch das Überepos? Wenn Linklater heute Abend nicht mit dem Regie-Oscar nach Hause geht, weiß ich es auch nicht mehr.

EMDb – Rating: 4,5/5

Grand Budapest Hotel

Mit »Grand Budapest Hotel« hat Wes Anderson seine einzigartige Handschrift formvollendet. Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem Concierge Monsieur Gustave und dem Pagen und Protegé Zéro ist das konsequente Ergebnis von dem, was Anderson bereits seit Jahren (aus)macht und wofür ihn seine Fans (und ich) zutiefst verehren. Persönlich gefiel mir »Moonrise Kingdom« noch einen Ticken besser, aber auszusetzen habe ich in der Tat nichts. Wer Andersons Filme mag, wird »Grand Budapest Hotel« lieben. Daher bin ich auch sehr zuversichtlich, dass es nach drei erfolglosen Nominierungen diesmal was mit dem Oscar wird (für’s beste Originaldrehbuch, schätze ich.)

EMDb – Rating: 5/5

The Imitation Game

Endlich: Ein großer Film, der die Großartigkeit Alan Turings in die Kinosäle und vor ein breites Publikum trägt. Benedict Cumberbatch, der Turing hier als Ur-Sheldon-Cooper darstellt, sei Dank! Da die Arbeit Turings und seine Auswirkungen auf die Welt bzw. unser aller Alltag eines der zentralen Themen war, mit denen ich mich während meines Studiums beschäftigt habe, war meine Erwartungshaltung an »The Imitation Game« natürlich riesig. Auch wenn das Schauspiel toll und der Aufbau innovativ genug waren, ganz gerecht werden konnte ihr Morten Tyldums Film leider nicht. Das größte Problem ist dabei der Fokus des Films: Enigma. Turings Leben. Beides. Oder eben doch nicht. Man war sich da offenkundig nicht ganz einig. Wie schon bei Stephen Hawking wird dem gemeinen Zuschauer zudem nur oberflächlich erklärt, was hier eigentlich die Lebensleistung war. Eine finale, fatale Texttafel muss das dann richten.3 Fazit: Gut, aber nicht gut genug.

EMDb – Rating: 3,5/5

Whiplash

Die Geschichte eines jungen Schlagzeugers, der an der renommiertesten Musikschule des Landes versucht, deren Überlehrer von seinem Talent und Können zu überzeugen, ist der gar nicht so geheime Geheimtipp der diesjährigen Academy Awards. »Whiplash« ist eine Tortur. J.K. Simmons, der hier als übermächtiger Dirigent von seinen Musikern und insbesondere dem von Miles Teller gespielten Andrew, alles abverlangt und noch mehr. Der von Tränen und Blut getränkte Weg ist gut, das Ende umso besser. Danach will man Schlagzeuger werden – trotz allem. Schließlich hat man gerade was über den Anspruch an sich selbst gelernt. Mein Tipp: Ein Oscar für Simmons. Und »Whiplash« wird zum modernen Klassiker.

EMDb – Rating: 4/5

Ich bin mal gespannt, ob die Academy da mit mir geht und wer am Ende der große Gewinner des Abends sein wird. Meine komplette Oscar-Prognose findet ihr gleich an dieser Stelle.

  1. »Selma« habe ich verpasst, »American Sniper« bringt der deutsche Verleiher leider erst nächste Woche nach der Oscar-Verleihung raus. Ich bitte abermals darum, in Zukunft ein bisschen mitzudenken. []
  2. Dankenswerterweise diese Woche noch rechtzeitig zum Geburtstag geschenkt bekommen und gestern gesichtet. []
  3. Die zu meinem Entsetzen ein Raunen und Staunen in unserem Kinosaal auslöste. []

Die Entdeckung der Unendlichkeit

Basierend auf der Autobiografie von Jane Wilde Hawking, der ersten Ehefrau des weltberühmten Physikers, hat James Marsh das Leben von Stephen Hawking oder genauer gesagt ihr gemeinsames Leben verfilmt. So sehen wir die beiden bei ihrem Kennenlernen in den 1960ern, beim Ausbruch von Stephens Krankheit, seinen beruflichen Erfolgen, der Geburt ihrer Kinder, und der stetigen Verschlechterung des Zustands des Physikers. Und wie die junge, „ganz normale Familie“ damit umgeht.

Dabei ist der 31 jährige Eddie Redmayne als Stephen Hawking schlichtweg überragend. Er meistert es, die schwere, schwierig darzustellende Erkrankung angemessen zu verkörpern und dennoch den Eindruck von Hawkings unbändigem Geist zu vermitteln. Felicity Jones daneben als seine bezaubernde und bezaubernd leidende Ehefrau. Auch die eigentlich recht undankbare Rolle von Charlie Cox gerät überzeugend und unpeinlich. Wie hier ein halbes Menschenleben auf 123 Minuten geschrumpft wird, ist – gespickt mit würdevollem Humor und fantastisch untermalt von Jóhann Jóhannssons Score — fast makellos.

Wenn sich der Film einen Kritikpunkt gefallen lassen muss, dann ist es der, dass wir ziemlich wenig über Hawkings Arbeit erfahren, obwohl sie ständig präsent ist. Denjenigen, die nicht um die Person Hawkings wissen, dürfte es überdies schwer fallen, überhaupt Zugang zur Entdeckung der Unendlichkeit zu gelangen.

Alle anderen sehen die fast perfekte Verfilmung eines außergewöhnlichen Lebens, einer außergewöhnlichen Liebe und außergewöhnliches Schauspiel.

EMDb – Rating: 4,5/5

Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere

Bekanntlich kann ich mit dem „Herr der Ringe”-Kosmos nicht allzu viel anfangen. Dennoch fiel mein Urteil zum ersten Hobbit gut, zum zweiten sogar noch besser aus. Anscheinend nur, um mit der Schlacht der fünf Heere wieder auf den Boden der Fantasy-Realität zurückgeholt zu werden, denn vom dritten und letzten Teil von Peter Jacksons Filmadaption von J.R.R. Tolkiens kleinem Hobbit war ich alles andere als angetan.

Das fängt gleich zu Beginn des 144 Minuten langen Finales an: Smaug, der mächtige, böse Drache, auf den wir letztes Jahr 161 Minuten hinfiebern mussten, erweist sich jetzt in den gefühlten ersten fünf Minuten als doch gar nicht so mächtig und segnet auch gleich das Zeitliche. Es folgt das Vorspiel des Showdowns in typischer HdR-Manier, um dann in der chaotischsten und am schlechtesten inszenierten Schlacht der Filmgeschichte zu enden.

Wenn man sie denn überhaupt so nennen darf, denn die Inszenierung ist katastrophal: Truppen der Zwerge, Elben, Orks & Co. laufen ineinander, um sich dann in einem unübersichtlichen CGI-Geplänkel zu verlieren. Kampf- und vor allem Schlachtchoreographie geht anders, siehe z.B. Game of Thrones‘ The Watchers on the Wall. Haben sich dann wohl auch Jackson und seine Mannen gedacht, indem sie immer wieder zwischen vergleichsweise lahmen und von der eigentlichen Schlacht losgelösten Einzelkämpfen hin und her springen. Nein, davon habe ich mir deutlich mehr erwartet. Dass dann auch noch diverse Handlungsstränge ins Leere laufen oder gar nicht mehr aufgegriffen werden, macht dann zwar auch keinen Unterschied mehr, ist aber für die 474 Minuten umfassende, also fast acht Stunden lange Verfilmung eines 336-Seiten-Buches ziemlich bezeichnend.

Was mich aber richtig genervt und erschrocken hat: Dass die blutrünstige Schlacht verfeindeter Völker so gewollt familienfreundlich war. Zwar sehen wir andauernd, wie Orks geköpft oder halbiert werden, Blut fließt dabei aber keines. Versteht mich nicht falsch: Ich bin kein Gorehound, aber wenn hier schon Kehlen durchtrennt und Schwerter in Menschen wie Messer in Butter geschwenkt werden, dann hat das auch entsprechend schmerzhaft auszusehen. Sonst funktionieren auch die Heldentode überhaupt nicht, wie man hier eindrücklich sieht. Und generell: Das vermittelt den jüngeren Zuschauern, von denen sehr viele mit uns im Kino saßen, doch ein völlig falsches Bild und bagatellisiert Mord und Totschlag.

Die Disneyfizierung des Kriegs. In ultrarealistischer Bildrate. Na bravo.

EMDb – Rating: 1,5/5

Who Am I (2014)

Ein deutscher Hackerfilm mit den besten und kinokassentauglichsten, die das Land zu bieten hat: Tom Schilling, Elyas M´Barek, Wotan Wilke Möhring und Tech-Nick. Packen wir noch alle Themen, die momentan, neuerdings oder schon immer gut gehen, dazu – namentlich also Nerds, Superhelden, den Watch Dogs-Trailer, Revolution!, Parties, Porsche, die obligatorische Love Story und ein bis zwei Fincher-Filme – und schon haben wir »Who Am I«, eine ziemlich sichere Wette. Klingt schlimmer als es ist, denn tatsächlich verbirgt sich zwischen den ganzen Buzzwords und dem unentwegten Namedropping ein durchaus guter, unterhaltsamer Cyber-Thriller.

Dabei ist »Who Am I« oft und vor allem zum Ende ein Kuddelmuddel und, klar, wird sich die technische Realität dabei mal mehr, mal weniger zurecht gebogen. Die Figuren sind hauchdünn, die metaphorische Darstellung des Cyberspace etwas zu dick aufgetragen. Zudem verpasst der Film leider die so sehr auf der Hand liegende Chance, die Totalüberwachung seit Snowden zu thematisieren. Und natürlich gibt er der breiten Masse das vereinsamte Klischee-Kellerkind, das ja eigentlich nur geliebt werden will. Aber am Ende des Tages – Willkommen in der Zuckerberg-Galaxis! – wird jedoch eben das zum gefeierten Zauberkünstler. Und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass mir das – trotz so mancher Flaws – nicht gefallen hat (und nicht immer wieder gefallen wird).

Oder um es mit den Worten des Austauschstudenten, der neben uns saß, am Ende der 105 Minuten zu sagen: „This movie makes me want to be a German hacker.“

EMDb – Rating: 3,5/5

Godzilla (2014)

Gareth Edwards pulls a Christopher Nolan and puts realism into monster movies. Und die erste halbe Stunde klappt das sogar überraschend gut, sehen wir doch Bryan Cranston dabei zu, wie er einen als Kernschmelze vertuschten Unfall in einem japanischen Kernkraftwerk zunächst hautnah miterlebt und anschließend dessen monströser Ursache nachgeht. Wenn dann sein Sohn, der sich vor lauter Muskeln kaum noch bewegen könnende Aaron Taylor-Johnson aus »Kick-Ass«, das Ruder übernimmt, wird es zusehends langweiliger, indem auf den unausweichlichen Showdown hingefiebert wird. Der fällt jedoch so unspektakulär aus, dass es zumindest mir nichts mehr ausgemacht hätte, wenn man ihn wie die Monsterkämpfe zuvor einfach weg geblendet hätte. Das hätte einem auch das peinliche Finale erspart.

Klar, der Weg ist das Ziel und offenkundig ist das alles sehr viel besser als Emmerichs Echsenepos. Dennoch handelt es sich hier um gigantische Monster, die sich inmitten von Städten auf’s Maul hauen – das darf und muss meines Erachtens deutlich unterhaltsamer ausfallen. Vor allem in Zeiten von »Pacific Rim«, der wahrscheinlich auf Jahre das moderne Highlight des Genres bleiben wird. So bleibt hier nur ein zu Beginn tolles Remake, das dann fortwährend das durch’s Marketing verbreitete Versprechen eines intelligenten Monster Movies bricht und stattdessen auf allzu altbewährte Zutaten setzt.

EMDb – Rating: 2/5

Review-Rundumschlag #19 (Oscars 2014: Best Picture-Edition)

Nachdem ich im letzten Jahr das Kunststück vollbracht habe, sämtliche als Best Picture nominierten Filme zu sehen und keinen davon hier zu rezensieren, möchte ich es dieses Jahr anders herum versuchen: Kurz vor knapp ein Review-Rundumschlag mit den potentiellen Best Pictures, die ich in diesem Jahr gesehen habe. Und das waren neben »Gravity« mit »The Wolf of Wall Street«, »12 Years a Slave« und »American Hustle« die anderen drei besonders heiß gehandelten Kandidaten.

The Wolf of Wall Street

Wenn Martin Scorsese alle Jahre wieder einen neuen Film herausbringt, sprudelt der geneigte Kinogänger für gewöhnlich über vor Freude. Erst recht, wenn es mal wieder ins Gangstergewerbe geht, Scorsese-Mobiliar Leonardo DiCaprio mit von der Partie ist und das Skript vom Aaron Sorkin des Mafia-Fernsehens, Terence Winter, kommt. »The Wolf of Wall Street«, die verfilmte Biografie des dubiosen Börsenmaklers Jordan Belfort sollte also auch an dieser Stelle in den Himmel gelobt werden – nur wird sie das nicht. Der Film ist gut, gar keine Frage. Mehr aber auch nicht. Das ganze ist recht konservativ gefilmt, die schauspielerische Leistung wie zu erwarten gut, aber auch von DiCaprio keinesfalls überragend, und das Innovativste am Skript sind die 522 “Fucks”. Ansonsten wiederholt sich da viel zu viel: ständig hält DiCaprios Belfort ausufernde Reden vor seinen Mitarbeitern, ständig wird gefeiert, ständig wird gekokst. Eine kürzere Laufzeit hätte dem Film mehr als gut getan.1 Das hochgelobte Meisterwerk ist »The Wolf of Wall Street« für mich somit nicht gewesen. Da schon eher Scorseses Oscar-nominierter und -ausgezeichneter Beitrag vom vorletzten Jahr (»Hugo«).

EMDb – Rating: 3/5

12 Years a Slave

»12 Years a Slave« erzählt die tragische, wahre Geschichte vom Violinist Salomon Northup, der 1841 unter einem Vorwand aus New York, wo er zusammen mit seiner Frau und seinen zwei Kindern als freier Afro-Amerikaner lebt, gelockt wird und in die Sklaverei verkauft wird. In rund zwei Stunden erleben wir Northups zwölfjährige Leidensgeschichte hautnah mit: In erbarmungslosen Bildern fängt Regisseur Steve McQueen die Wut, Verzweiflung und Ungerechtigkeit, die die Sklaven empfinden müssen, ein und schafft es so den Zuschauer fast unerträglich nah an die Figuren ranzubringen. Die schauspielerischen Leistungen sind allesamt überragend, vor allem – und schließlich nicht ohne Grund Oscar-nominiert – die von Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor, der Northup herzzerreißend gut verkörpert und Michael Fassbender, der den brutalen Sklaventreiber und Besitzer von Northup spielt, der perverserweise all sein handeln religiös abgesichert sieht. »12 Years a Slave« wird dadurch beinahe schon zur körperlichen Tortur für den Zuschauer, der auch über die 134 Minuten hinaus an der Vernunft der menschlichen Spezies zweifeln wird. Überragend und außergewöhnlich intensiv.

EMDb – Rating: 5/5

American Hustle

»American Hustle« ist zusammen mit »Gravity« mit 10 Oscars, der Film mit den meistens Nominierungen in diesem Jahr. Dabei ist die Handlung ebenso einfallslos wie bei »The Wolf of Wall Street«: Die Trickbetrüger Irving Rosenfeld (Christian Bale) und Sydney Prosser (Amy Adams) bringen ihre Mitbürger im Großraum New York Ende der 70er Jahre um ihr Erspartes, indem sie ihnen das große Geld versprechen. Als sie ihre Masche eines Tage an Richie DiMaso (Bradley Cooper) versuchen, überführt der verdeckte FBI-Ermittler die beiden des Kreditbetrugs. Um selbst einer Gefängnisstrafe zu entgehen sollen die beiden ihm fortan helfen, größere Fische hochzunehmen. Einer davon ist Carmine Polito (Jeremy Renner), der populäre, wie aufrichtige Bürgermeister der aufstrebenden Stadt Camden. Als Irvings Frau Rosalyn (Jennifer Lawrence) und die Mafia involviert werden, beginnt das legitimierte Lügenkonstrukt zu zerfallen. Regisseur David O. Russell schickt mit Adams und Bale (»The Fighter«), sowie Cooper und Lawrence (»Silver Linings Playbook«) seine bereits Oscar-ausgezeichneten Erfolgsduos erneut ins Rennen, um die begehrteste aller Filmtrophäen zu ergattern. Doch neben dem hochkarätigen Cast und dem Retro-Setting ist da nicht viel. Die Geschichte wurde schon hundert Mal erzählt und hunderte Male genauso inszensiert. Halt nur nicht so gut besetzt, wobei hier vor allem Bale heraussticht. Sollte mit »American Hustle« ein solide unterhaltender, aber keinesfalls außerordentlicher Film der Abräumer des Abends werden, weiß ich auch nicht mehr weiter. Dann fehlt nicht mehr viel und sie können auch gleich »Ocean’s Fourteen« auszeichnen.

EMDb – Rating: 3/5

  1. Ich war sogar mittendrin pinkeln – und ich muss nie pinkeln gehen. []