#geschichte

Der cruise’sche Stauffenberg

Operation Walküre, der Film über das Stauffenberg Attentat und den versuchten Staatsstreich vom 20. Juli 1944 wurde hierzulande ja bereits von jedem, warum auch immer dazu befähigten und/oder berufenen Medienmenschen von allen erdenklichen Seiten beleuchtet und durchgekaut. Während der Dreharbeiten, längst bevor der Film die hiesigen Kinos erreichen sollte, während der Premiere und danach. Alles nur, weil der (unter)durchschnittliche Hauptdarsteller ein der Scientologe per se ist und so einer natürlich nicht das Gesicht des Deutschen Widerstands verkörpern sollte. Die ganze Diskussion ist vielleicht nicht gerechtfertigt, wahrscheinlich ist sie es schon, aber auf jeden Fall ist sie ermüdend und im Endeffekt mehr als ertraglos. Euer schreibfauler Lieblingsrezensionist wird seine kostbaren Ressourcen daher also nicht für diesen Diskurs aufbringen, sondern direkt im eigentlichen Film einsteigen.

Bryan Singer, der immerhin immer wieder für die leblosen Reinkarnationen von Superman verantwortlich ist, hat mit Operation Walküre einen typischen Heist-Movie geschaffen. Zu jeder Zeit beschäftigt sich der Film mit dem Plan Hitler zu töten und seine Regierung abzusetzen. Warum dass getan werden muss, ist natürlich nicht weiter erwähnenswert und wird daher nur obligatorisch abgehandelt. Die Beweggründe vom, von Tom Cruise dargestellten Claus Schenk Graf von Stauffenberg dürften meines Erachtens jedoch elementar für die Entwicklung des Films und die Einbeziehung des Zuschauers sein, dennoch werden sie ebenso übergangen. Er hat halt was gegen die Nazis und ihre Methoden. Und daher muss er ein super Typ sein. (Dass das historisch zumindest bezweifelt werden kann, zeigen verschiedene Briefe von Stauffenberg, in denen er nationalsozialistisches Gedankengut offenbart. Diese berechtigten Zweifel an Stauffenberg verschweigt der Film natürlich und verständlicherweise weitestgehend.)

Historisch hat man also das ein oder andere Mal ‚geschummelt‘, damit der Film überhaupt funktioniert und unterhaltsam wird. Und wenn man davon absieht, dass es Cruise zu keiner Zeit gelingt, seine eigene Haut abzustreifen und den Deutschen wirklich zu verkörpern, dann gelingt es Valkyrie seinen Anspruch auf Unterhaltung zu erfüllen – untermauert mit der richtigen (und notwendigen!) Portion Respekt, ergo Bedrückung. Zumindest außerhalb von Deutschland. Hier jedoch ist jeder dank des Geschichtsunterricht mit dem Verlauf und Ausgang der Geschehnisse vertraut und wenn man Plan, Probleme und Ende kennt, funktionieren Heist-Movies natürlich nicht.

EMDb – Rating: 2,5/5

Der braune Kapitän

Wer neulich dachte, dass DC Comics bereits mit dem Nazi-Dinosaurier Tyrannosaurus Reich (Zitat: „Fliegende Affen??!! Ich hab’s Gefühl ich bin nicht mehr in der Kaiserzeit…“) den nationalsozialistischen Vogel abgeschossen hat, den muss ich enttäuschen, denn scheinbar hat DC noch weitere, ebenso fehlgeleitete Figuren im Ärmel. Etwa Captain Nazi.


Hinter diesem einfallsreichen Namen verbirgt sich ein Erzfeind von (DCs) Captain Marvel, der das erste Mal 1941 in Whiz Comics #21 auftauchte und seitdem immer mal wieder sein braunes Unwesen im DC-Universum treibt und die Marvel Family auf die Palme bringt. Die obigen Panel („… nobody much liked this symbol in the past, and I guarantee it’s less popular now!“) stammen übrigens aus einer Ausgabe von „The Power of Shazam!“ von 1996, in der Captain Marvel Jr. den ollen Fascho zur Strecke bringt und ihn zurück nach Europa schickt, wo er für seine im Krieg begangenen Verbrechen verurteilt wird.

Im Januar 2006 wird Captain Nazi, der mit bürgerlichem Namen übrigens Albrecht Krieger heißt, in Batman #647 (!) endlich besiegt. Leider ist sein Ableben jedoch nicht von langer Dauer und schon bald taucht er wieder auf und macht der JLA und insbesondere Wonder Woman das Leben schwer. Bleibt zu hoffen, dass diese ihm schwer zusetzen kann. Und DC nicht noch mehr Nazi-Figuren rumlungern hat…

Update: Ohje. Haben sie doch. Baron Blitzkrieg zum Beispiel.

Der Eichinger Edel Komplex

Mit Der Baader Meinhof Komplex, der Verfilmung von Stefan Austs gleichnamigem Sach(!)buch, steht uns dieser Tage eine weitere filmische Aufarbeitung Deutscher Geschichte ins Haus. Von vorneherein möchte ich auf die Absurdität dieser Verfilmung aufmerksam machen: Stefan Austs Baader Meinhof Komplex umfasst in seiner Standard-Ausgabe satte 672 Seiten. In der aktualisierten, doppelt so teuren Deluxe-Edition sind es sogar 896 Seiten. Man muss kein Filmkenner sein – nein, nicht einmal einen Film gesehen haben -, um zu erkennen, dass es in keinem Fall möglich ist, dieses gigantische Gros an mehr oder minder aufwendig recherchierten Fakten, dieses Jahrzehnt Deutscher Geschichte, auf einen 150-Minuten-Film herunterzubrechen. Das geht nicht.

Und wenn man es doch versucht, dann sieht das so aus: In 150 Minuten prasseln derart viele Eindrücke, „Aktionen“, Gesichter auf einen ein, dass einem Hören und Sehen vergeht. Sofern man kein spezialisierter Geschichtsstudent, sondern nur mit den Geschehnissen rund um RAF und Deutschen Herbst vertraut ist, wird man sanft, aber bestimmt erschlagen. Wenn man keine Ahnung hat und der Handlung des Spielfilms (was Der Baader Meinhof Komplex am Ende des Tages ja immer noch ist) einfach nur folgen möchte, hat man keinerlei Chance. Zu viele Figuren, zu viel Handlung, zu viel von allem.

Es ist überspitzt gesagt so, als wolle man alle Greueltaten der Nazis in einem Kurzfilm unterbringen. Und dazu auch noch Popcorn verkaufen. Das Herausgreifen einer bestimmten Person oder eines bestimmten Ereignisses, wie, um bei dem Vergleich zu bleiben, es etwa bei Der Untergang geschehen ist, wäre hier ratsam gewesen, wenngleich es natürlich dem Anspruch, den gesamten „Komplex“ abzubilden, nicht gerecht geworden wäre. So werden Personen, Ereignisse und Motive hier leider nur skizziert – und der „Mythos RAF“ durch freie Liebe und stimmige Actionszenen oftmals befeuert.

EMDb – Rating: 3/5

How Star Wars changed the world


Bei Wired hat man sich vor einiger Zeit mit den Auswirkungen beschäftigt, die Star Wars (und in Folge auch ILM, Lucas Arts und Skywalker Sound) auf die Welt gehabt hat. Dabei ist ein Paradebeispiel für mehr oder weniger sinnvolles name dropping in Mindmap-Timeline-Form herausgekommen: hier als interaktives Flashdings, hier als übersichtlicheres Bild. Eigentlich nicht mehr als eine Anwendung des Small World-Phänomens auf Star Wars & Co., aber immerhin sieht’s nett aus – und das reicht hier ja oft. (via)

Portugal – Deutschland (und so)

Morgen Abend zeigt sich, ob unsere Elf vielleicht doch noch über sich wächst und Christiano Ronaldo & Freunde an die Wand spielt. Außerdem wird sich zeigen, ob das Schweizer Fernsehen die deutsche Nationalhymne diesmal richtig untertiteln kann. Im Spiel gegen die Österreicher hat man unseren Singsang nämlich anstatt mit „Einigkeit und Recht und Freiheit“ mit „Deutschland, Deutschland über alles“ versehen. (Quelle: Focus Online, via).


Kann natürlich mal passieren, wenn man zwei junge Sportredakteurinnen (lies: Tippsen), zu deren Stärken „Politik und Geschichte“ nicht zählen, damit beauftragt, den Text ausm Internet zu kopieren. Wer ahnt auch, dass die doofen Deutschen nur die dritte Strophe singen? Na ja, vielleicht bekommen wir morgen Abend die zweite, die kennt nämlich keiner.

Ich habe jedenfalls aus unserem knappen Sieg gegen die glorreichen Österreicher gelernt und – Spielsucht hin oder her – nur auf Sieg der DFB-Auswahl gesetzt. (Wundert ja auch nicht, ich habe ja schließlich meine sämtlichen Ersparnisse im Wert von 1,50 Euro verwettet.) Da ich den Schönling aber schon bei der WM begutachten konnte, weiß ich, dass wir das packen. Ganz bestimmt. Bestimmt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ach ja, und weil man in Blogs ja so seine subjektive Meinung kundtun tut: Dass Bundestrainer Jogi Löw (48, auch seine Frau nennt ihn Jogi) während des Spiels auf der Tribüne verweilen muss, finde ich mehr als lächerlich, ihr UEFA-Fritzls UEFA-Fritzen.

Ergebnis-Update: 3:2 für Deutschland durch Schweinsteiger, Klose, Ballack.

11.955 BE*

Roland Emmerich: kein Mann großer Geschichten, sondern ein Mann großer Bilder. Dass sich das auch in 10.000 BC nicht ändern wird, ist natürlich schon vor Betreten des Kinos klar. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass Emmerichs neuestes Werk Story-technisch wieder äußerst belanglos ist. Der Held will seine große Liebe retten. Wow. Spendiert den Autoren mal bitte jemand eine Nachhilfestunde in Heldensagen? Ein Viertklässler, den man beauftragt eine prähistorische Geschichte zu schreiben, könnte es wahrscheinlich genauso gut. Aber: Das ganze sieht größtenteils sehr gut aus. Coole Bilder? Check. Und – jetzt die Überraschung – mir hat’s eigentlich gefallen. Klar, den Film braucht kein Mensch, die Sache ist nicht konsequent durchdacht und das <spoiler>Ende kennt man quasi schon aus 300</spoiler>, aber: Kopf aus und Spaß gehabt. Dennoch eher was für den RTL-Sonntagabendfilm oder die DVDthek.

* 11.955 Before Emmerich

Filmposter in BRD und DDR

Wir bleiben bei Postern: In der Online-Austellung Geteilt – Vereint vom Haus der Geschichte präsentiert man derzeit die filmischen Kassenschlager von Ost- und Westdeutschland im direkt Vergleich samt Poster. Herausgekommen ist eine Gegenüberstellung mit durchaus bizarren Auswüchsen, die durchaus sehenswert, lustig und mitunter auch erschreckend ist. Während im Westen z.B. das weltweit bekannte E.T.-Poster verwendet wird, bewirbt man den „Farbfilm aus den USA“ im Osten fünf Jahre später mit diesem Dingen. Hässlich, aber unproblematisch. Beim Beverly Hills Cop sieht das anders aus: Da wird Eddie Murphy in der DDR nach allen Künsten der Rassenkunde diskriminiert (siehe rechts), was mit Sicherheit nicht in seinem Sinne gewesen ist. Weitere Merkwürdigkeiten, sortiert nach Jahrzehnt, gibt’s hier. (via F5)