#elon musk

Nur um das mal festzuhalten: Gestern hat Elon Musk das Video einer „rechtsextremen deutschen Webvideoproduzentin“1 mit dem Kommentar „Only the AfD can save Germany“ retweetet2. Es folgten weitere Pro-AFD-Postings, eine Videodanksagung von Alice Weidel an Musk, die populistische Ausschlachtung des Attentats von Magdeburg und die Beleidigung von Bundeskanzler Olaf Scholz als „incompetent fool“, der sofort zurücktreten solle.

Gleichzeitig ist Musk aktuell der Einflüsterer von Präsident­schafts­rückkehrer Donald Trump, dessen republikanische Partei gerade nach einer Twittertirade von Musk ein mal mehr mit dem „Shutdown“ droht.

  1. So Wikipedia. []
  2. Keine Verlinkung zu diesem Mist. []

18 Jahre Twitter

Screenshot von Yonks, was 18 Jahre seit meinem ersten Tag auf Twitter zählt.

Gestern war mein 18. Twitter-Geburtstag bzw. wäre er gewesen, wenn ich die zum radikalen, rechten Höllenschlund verkommene Plattform, die heute X heißt, noch aktiv nutzen würde. Zum 16. Jubiläum schrieb ich:

Wenn man sich meine mit #twitter getaggten Blogposts ansieht, [kann man] live mitverfolgen, wie Twitter und ich uns mit jeder Fehlentscheidung des Managements voneinander entfernt haben. Was dieser Tage passiert, übertrifft das alles nochmal.

Das ist zwei Jahre her und seitdem ist alles rund um X und Elon Musk, der dieser Tage die Kumpelei mit Donald Trump strapaziert, noch sehr viel schlimmer geworden. Was X angeht und weltpolitisch, wobei die Grenzen hierbei fließend sind.

Seit der Übernahme von Musk habe ich meine Mastodon-Posts dennoch weiter automatisiert zu X gecrossposted, weil ich hoffte, den ein oder anderen somit subtil darauf hinweisen zu können, dass es eine bessere Microblogging-Welt außerhalb von X gibt. Die unsägliche App ist schon lange gelöscht. Bereits im Juli 2023 habe ich alle Verweise auf Twitter/X von meinem Profilen/Websites (und denen von Hypercode) entfernt. Heute schalte ich endgültig das Cross­posting ab. @eay, @eaybot, @hypercodestudio und meine anderen Accounts werden nicht weiter aktualisiert.1

Es gibt noch rund ein Dutzend Leute, deren Tweets ich gerne gelesen habe, die weiterhin ausschließlich auf X aktiv sind. Die meisten davon mit privat geschalteten Accounts, was Bluesky und Threads eben noch nicht bieten (Mastodon schon, aber das wird ja wegen vermeintlicher Komplexität klein geschrieben). Für diejenigen, die öffentlich posten, habe ich mir einen privaten (siehe vorherigen Satz) Mastodon-Bot gebaut, der deren Tweets in meine Mastodon-Timeline spült, was über Umwege an der nicht mehr wirklich vorhandenen Twitter-API gut funktioniert. Wenn das noch ein paar Monde läuft, fein. Wenn nicht, schade, aber auch ok.

Twitter ist nicht mehr tragbar. Ich bin raus. That’s it.

Wie passend, dass ich heute Abend beim Live-Podcast der Twitter-Trauer­bewältigungs­selbst­hilfe­gruppe von Haken dran bin.

  1. Die Ausnahme bildet @fcnewsbot, hierzu demnächst mehr. []

The Verge: A vote for Donald Trump is a vote for school shootings and measles

An endorsement of democracy, solving problems, and Kamala Harris.

Nilay Patel, Chefredakteur von The Verge, mit einem hervorragend argumentierten Endorsement für Kamala Harris. Was die Washington Post unter Bezos – trotz jahrzehntelanger Tradition der Endorsements durch US-Publikationen – nicht mehr hinbekommt1, muss nun eine kleine, feine Tech-Publikation richten.

Und dass es eine Tech-Publikation ist, ist nur konsequent in einer Zeit, in der Tech-Milliardäre ungeachtet der gesellschaftlichen Konsequenzen für ihren eigenen Vorteil Trump umgarnen.

  1. Im Pioneer Morning Briefing hat Gabor Steingart diese Woche argumentiert, dass das richtig sei, weil Medien neutral berichten sollten. Das mag hierzulande so sein, aber in den USA verhält es sich mit den Political Endorsements eben anders. Dass die Post nun auch die Konsequenzen dafür tragen muss, indem sie seit der Ankündigung bereits 250.000 Abos verloren hat – 10% ihrer Abonnenten –, kann folglich nur begrüßt werden. []

What Elon Musk really wants

The Tesla and X mogul has long dreamed of redesigning the world in his own extreme image. Trump may be his Trojan horse.

Genau das richtige für einen ruhigen Sonntag­morgen.

Meine Zusammenfassung: Zwei 80er-Jahre-SciFi-Villains – der übertriebene, etwas dümmliche Präsident, der im ersten Teil an seinem Ego gescheitert ist, und der vermeintlich brillante Tech-Milliardär, der unserem Actionhelden kurz vor Schluss seinen ganzen perfiden Plan offenbaren wird – tun sich für das Sequel zusammen. Der Erste, um sein Ego zu regenerieren, der Zweite, um den feuchten, libertär-autoritären Traum eines Peter Thiels wahr werden zu lassen: eine Technokratie der Milliardäre, die noch den letzten Penny aus dem Pöbel presst.

Of all the risks posed by a second Trump term, this might be one of the most terrifying.

„Weil Leben herausfordernd für uns alle ist“

In der »Haken dran«-Folge von Mittwoch geht es u.a. um Elon Musks verquere Meinung in Bezug auf seine Tochter, die als Junge geboren wurde und später geschlechtsangleichende Maßnahmen hat durchführen lassen. Musk hat sich dazu im Interview mit Jordan Peterson1 (Spotify-Link2, ab 01:44:11) ausge­tauscht und davon gesprochen, dass sein Sohn [sic!] tot für ihn sei und er das „woke mind virus“, das seinen Sohn getötet habe, nun bekämpfen wolle.

Dass das rückwärts­gewandter, menschen­verachtender Nonsens ist, ist offenkundig. Gästin Nora Hespers findet in der besagten »Haken dran«-Folge aber noch bessere, passendere Worte (ab 34:37):

Ich habe überhaupt gar keine Lust, seinen Aussagen so eine große Plattform zu geben. Ich möchte ehrlich gesagt lieber darüber sprechen, welche Folgen das hat und welche Folgen das auch für die Betroffenen hat.

Und ich glaube, das kann man nicht oft genug sagen. Es ist nicht deine und meine Entscheidung, was mit diesem Körper passiert, sondern es ist die Entscheidung der Person, die mit diesem Körper auf dieser Erde ist. Und die entscheidet auch, wie sie sich darin wohlfühlt und in welcher Erscheinung sie auftreten möchte.

Da habe ich überhaupt einen Scheiß zu meinen. Und wichtig ist, dass diese Person bei möglichst guter mentaler Gesundheit ist, weil Leben ist herausfordernd für alle von uns.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

  1. Jordan Peterson selbst ist auch eine überaus problematische Figur. Er vertritt fragwürdige Geschlechterrollenbilder und Erziehungsansätze, leugnet den Klimawandel und gibt sich dabei den Anschein eines Wissenschaftlers und Intellektuellen. Siehe z.B. auch den Artikel „Wolf im Schafspelz: Was macht Jordan Peterson so gefährlich?“ auf Moment.at. []
  2. Warum bietet Spotify solchen Meinungen eigentlich eine Plattform? []

Tweetbot. April 2011 – January 2023

On January 12th, 2023, without warning, Elon Musk ordered his employees at Twitter to suspend access to 3rd party clients which instantly locked out hundreds of thousands of users from accessing Twitter from their favorite clients. We’ve invested over 10 years building Tweetbot for Twitter and it was shut down in a blink of an eye.

Nun hat sich auch Tapbots offiziell von ihrem Twitter-Client verabschiedet. (Hier habe ich gestern Abend sehr viel mehr dazu geschrieben.)

Ich habe in den letzten zwölf Jahren immer mal wieder mit Tweetbot zugunsten anderer Third-Party Clients gefremdelt, zuletzt war es aber mein Lieblingsclient. Tapbots‘ Nachfolger Ivory hat gute Chancen das auch für Mastodon zu werden.

Twitterrific: End of an Era

We are sorry to say that the app’s sudden and undignified demise is due to an unannounced and undocumented policy change by an increasingly capricious Twitter – a Twitter that we no longer recognize as trustworthy nor want to work with any longer.

Nachdem Third-Party Clients Ende letzter Woche überraschend aufgehört haben zu funktionieren (siehe auch diesen Blogpost von den Twitterrific-Machern “Iconfactory”), war Anfang dieser Woche bereits aus Twitters internem Slack geleaked, dass es sich nicht um eine Panne, sondern um eine beabsichtigte Abschaltung gehandelt hat. Während zunächst nur große Apps wie eben Twitterrific oder Tweetbot für iOS (das ich zuletzt nutzte) betroffen waren, traf es nun auch kleinere wie Twitterrific for Mac.

Twitter – schon vor Musk oftmals schwierig in der Kommunikation mit den Entwicklern, die den Dienst einst geprägt und groß gemacht haben – hat dann zwischenzeitlich “verkündet”, dass die Apps plötzlich gegen irgendwelche, unbekannten Policies verstoßen hätten. Und hat dann das Developer Agreement um folgenden Punkt erweitert (unter “II. Restrictions on Use of Licensed Materials, A. Reverse Engineering and other Restrictions”):

You will not or attempt to (and will not allow others to c) use or access the Licensed Materials to create or attempt to create a substitute or similar service or product to the Twitter Applications.

Das bedeutet, Twitter kann jetzt nur noch über die offizielle App & Website bespielt werden. Alle anderen Clients funktionieren nicht mehr oder bald nicht mehr. Für mich als Nutzer der ersten Stunde ein K.O.-Kriterium. Twitter unter Musk ist eine einzige Shit Show1 in vielerlei Hinsicht, wie The Verge unlängst umfangreich dokumentiert hat, der als Entwickler, Werbepartner, Nutzer und Gesellschaft2 nicht vertraut werden kann.

Dass an den Third-Party Clients kleine Unternehmen mit Menschen und deren Einkommen hängen, interessiert einen Elon Musk nicht und Twitter auch nicht mehr. Dass Twitters größte Power User diesen unbenutzbaren Mist, den sie App und twitter.com nennen, nicht nutzen wollen, auch nicht mehr.

That said: Ihr findet mich im Fediverse. Ich werde meinen Twitter-Account (schon aus Identitäts­diebstahls­gründen) nicht löschen, aber bis auf weiteres nur noch sporadisch und automatisiert bespielen. Einige Leute, deren Tweets ich weiterhin mitbekommen möchte, die den Sprung zu Mastodon aber noch nicht geschafft haben, verfolge ich über Feedbins Twitter-Intergration – solange sie noch geht.

  1. Mit dem hier verlinkten Blogposts aus Iconfactory-Mitarbeiter Craig Hockenberrys privatem Blog kann ich mich dieser Tage leider nicht nur wegen seiner Twitter-Thematik gut identifizieren. 😔 []
  2. Hey, die Taliban sind gerade groß und verified (!) auf Twitter [ab 14:38 min]. []

Twitter has 330 million monthly active users and 166 million daily active users.

Elon Musk had 117 million followers, when he started a poll to ask if Donald Trump’s account should be reinstated. He claimed that 134 million people saw this poll.

But only 15 million users voted in the poll, which they didn’t know was coming. That’s only 4,5% of all Twitter users, only 12,8% of Musks followers and only 11,2% of all people who saw this.

“The people have spoken.”