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Podcast: Spiel mit der Bombe – Der Albtraum vom beherrschbaren Atomkrieg

Seit Hiroshima und Nagasaki hat niemand mehr gewagt, Atombomben einzusetzen. Und doch war da immer der Wunsch mancher Strategen, atomare Sprengköpfe beherrschbar zu machen, für eine glaubwürdigere Abschreckung. Eine Idee, die in der aktuellen geopolitischen Lage Aussicht auf Erfolg hat.

Die neuen, kleineren Atombomben laden mit ihrem kleineren Wirkungskreis zu „chirurgischen“ Eingriffen ein, durch die dann gezielt ein Vorort oder eine Kleinstadt und eben nicht mehr ein ganzer Landstrich vernichtet werden kann. Eine beunruhigende Entwicklung, die in diesem 29 minütigen Deutschlandfunk-Feature behandelt wird.

Direktlink zur Audiodatei (mp3)

koest.lich.es (13/2018)

Mord zur Verhinderung eines Atomkriegs

Wo wir gerade schon fast beim Atomkrieg waren: Jason Kottke hat eine „schöne“ Idee des Rechtwissenschaftler Roger Fisher zur Verhinderung eines Atomkriegs ausgegraben, die dieser 1981 in einem Artikel namens „Preventing nuclear war“ propagierte. Danach sollte der US-Präsident, vor der Nutzung von Nuklearwaffen zunächst eine unschuldige Person mit bloßen Händen umbringen müssen, um an die Abschusscodes zu kommen – um so aus erster Hand zu erfahren, wie es ist, Mord an Unschuldigen zu begehen:

My suggestion was quite simple: Put that needed code number in a little capsule, and then implant that capsule right next to the heart of a volunteer. The volunteer would carry with him a big, heavy butcher knife as he accompanied the President. If the President ever wanted to fire nuclear weapons, the only way he could do so would be for him first, with his own hands, to kill one human being. The President says, “George, I’m sorry but tens of millions must die.” He has to look at someone and realize what death is — what innocent death is. Blood on the White House carpet. It’s reality brought home.

Bad UX may destroy the world

Am Samstagmorgen herrschte bekanntlich und verständlicherweise Panik auf Hawaii, nachdem die Menschen fälschlicherweise die folgende Notfall­benachrichtigung auf ihre Smartphones geschickt bekamen:

Der ansonsten ach so Twitter-freudige Präsident golfte zu diesem Zeitpunkt und wusste sehr schnell, dass es sich um ein Fehlalarm handelte, hielt es aber ausge­rechnet diesmal nicht für nötig zum Handy zu greifen. Erst 38 Minuten später gab es Ent­warnung von offizieller Seite. Alsbald war der Schuldige laut dem Leiter der Hawaii Emergency Management Agency ausgemacht:

It’s a human error. There is a screen that says: „Are you sure you want to do this?“ That’s already in place. We had one person, human error, and that thing was pushed anyway.

Später führte die Washington Post das etwas weiter aus:

Around 8:05 a.m., the Hawaii emergency employee initiated the internal test, according to a timeline released by the state. From a drop-down menu on a computer program, he saw two options: “Test missile alert” and “Missile alert.” He was supposed to choose the former; as much of the world now knows, he chose the latter, an initiation of a real-life missile alert.

Es lag also an einem spärlich beschrifteten Dropdown mit anschließender Confirm-Message, das falsch bedient wurde. So etwa wie dieses hier:

Was Frontend-Entwickler und UX-Designer schon lange wissen, scheint bei den Verantwortlichen von kritischer Infrastruktur noch nicht angekommen zu sein:

  • Dropdowns, per se doof, sind nicht das geeignete Bedienelement, um derart wichtige Entscheidungen zu treffen. Weder bei Bestellformularen, noch bei Raketenalarm­applikationen. Man sieht seine Auswahl/-möglichkeiten schlicht schlecht.
  • Confirm-Messages werden, nachdem sie jahrzehntelang für jede kleinste und unsinnigste Aktion missbraucht wurden (danke, Microsoft), von uns allen so beiläufig bestätigt und ignoriert, dass sie im kritischen Kontext eigentlich keinen Sinn mehr haben und höchstens noch mit Zusatzaufwand funktionieren („Um das Löschen zu bestätigen, bitte LÖSCHEN in das folgende Feld eingeben.“).

In Hawaiis Emergency-App scheint das alles nicht beachtet worden zu sein. Wenn wir davon ausgehen, dass noch weitaus mehr Applikationen zur Steuerung von kritischer Infrastruktur ähnliche Mängel aufweisen, dann sind wir wahrscheinlich doch nicht so weit von der totalen Zerstörung des Planeten entfernt, wie uns der Nuklear-Code-Koffer glauben machen will/soll.

Update, 16.01.:
Christoph schreibt in den Kommentaren: „Es wurde ein Screenshot vom Interface getwittert, und es ist tatsächlich noch schlimmer als gedacht: twitter.com/CivilBeat/…“ – Stimmt. 😳

Brexit: 51,9%
Trump: 46,1%
Türkei: 51,4%

Halten wir fest:
Die Hälfte von uns sind Idioten.

Aber auch:
Die andere Hälfte von uns nicht. Es gibt also Hoffnung – wenn bis dahin noch ein bisschen EU/Welt/Demokratie übrig bleibt.

Serial, Season 2

Die zweite Staffel des erfolgreichen Über-Podcast „Serial“ ist heute gestartet. Nachdem es im letzten Jahr um den (nicht-fiktionalen) Mord an einer Jugendlichen ging, beschäftigen sich Sarah Koenig und ihr Team diesmal mit dem Fall des US-Soldaten Bowe Bergdahl, der 2009 in Afghanistan von den Taliban entführt und fünf Jahre gefangen gehalten wurde.

@Snowden

Edward Snowden twittert seit heute. Wir hatten ja letztens schon beim @POTUS die Info bekommen, dass dessen Follower überwacht werden. In diesem Fall dürfte das spätestens morgen früh ebenfalls so sein. Wer also auch endlich ein bisschen NSA-Aufmerksamkeit abgreifen möchte, tut es mir und aktuell 590.295 anderen gleich und folgt dem Staatsfeind Nr. 1.

Update, 02.10.2015: Edward Snowden, mittlerweile mit mehr als 1,2 Millionen Followern, hat verraten, dass er es nach seiner Anmeldung bei Twitter vergessen hat, Twitters Email-Benachrichtigungen zu deaktivieren. Das Ergebnis: 47 GB an Emails in seiner Inbox.