Ich fand Disneys Adaption von Edgar Rice Burroughs John Carter of Mars, dessen Rechtslage und Geschichte ich damals auch im Review beschrieben habe, ja sehr gut und trauere immer noch einem Sequel mit Taylor Kitsch als mürrischem Carter und Andrew Stanton auf dem Regiestuhl hinterher. Hoffen wir, dass sich ein neues Studio an John Carter herantraut und wir so vielleicht nochmal nach Barsoom zurückkehren können.
#edgar rice burroughs
„Wes Anderson is the great-grandson of Edgar Rice Burroughs, author of Tarzan and John Carter of Mars.“
Das war mir neu. (via Super Punch)
„Google.“
Blogs brauchen unbedingt eine Reblog-Funktion, wie man sie von Tumblr oder als Retweets von Twitter kennt. So wäre in der Blogosphäre nicht nur viel mehr los, nein, ich könnte auch diesen kurzen Blogeintrag von Michael Heilemann komplett wiedergeben, anstatt nur folgende Essenz zu klauen: Michael hat nämlich in seiner 1975er Ausgabe von „Edgar Rice Burroughs: The Man Who Created Tarzan“ (Seite 104) folgende überraschende Anekdote gefunden:
Ed left Sears, Roebuck in August 1908, and the card he sent to Emma from South Bend, Indiana, shortly afterward indicates that he was preparing for some new enterprise or engaged in making contacts or purchases for his partnership with Dentzer. Dated September 15, 1908, the card was addressed to Emma at 197 Park Avenue. It reads: „This isn’t a half bad little town. Haven’t accomplished much yet. Not even my lunch — 12:15 p.m.“ On the same date he sent little Joan a card containing one word: „Google.“
Somit stellt sich die Frage: Was hat Burroughs gewusst und woher? Und wie bekommen wir ein seiten- und plattformübergreifendes Reblog-Dingsi hin?
Review: John Carter – Zwischen zwei Welten
Bevor ich »John Carter« im Kino sah, hatte ich keine Ahnung von der Materie. Nur vom Hickhack, das um die Verfilmung gemacht wurde, hatte ich dann und wann etwas mitbekommen.
Erstmals sollte Edgar Rice Burroughs Romanserie um John Carter, die in ihrer ursprünglichen Magazinform zwischen 1912 und 1943 erschien, nämlich bereits in den 1930er Jahren von MGM als Animationsfilm verfilmt werden. Doch nach weniger erfolgreichen Testscreenings verlor MGM Vertrauen in eine SciFi-Produktion – woraufhin Universal mit dem Flash Gordon Serial ironischerweise große Erfolge feierte. In den 80ern kaufte Disney dann die Rechte, um einen Konkurrenten zu Conan und Star Wars aufzubauen. Tom Cruise wurde als Hauptrolle gehandelt. Doch nachdem die Rechte wegen Disneys Nichtstun zurück an Borroughs Erben gingen, ging der Irrsinn weiter: Nach Lektüre der Biografie von Filmgeek Harry Knowles (von Ain’t It Cool News) wollte sich Paramount-Produzent James Jacks (»Die Mumie«) John Carter annehmen. Aus einem Bidding war1 mit Columbia um die Rechte ging Paramount schließlich als Sieger hervor und kann 2004 sogar Robert Rodriguez als Regisseur gewinnen. Dieser tritt jedoch wegen Ärger mit der Directors Guild of America aus selbiger aus und da Paramount nur DGA-Regisseure beschäftigen darf, lag das Projekt erstmal auf Eis. 2005 sollte dann Jon Favreau übernehmen, bestand aber darauf, weniger auf CGI als vielmehr auf klassische Effekte und Makeup zu setzen. 2006 wurde es Paramount dann doch zu bunt, man gibt »Star Trek« den Vorzug, und Favreau zieht weiter zu »Iron Man«, womit ihm dann der große Durchbruch gelingt.
2007 ersteht Disney schließlich erneut die Rechte und leiht sich aus der hauseigenen Gelddruckerei2 den »Findet Nemo«- und »Wall-E«-Regisseur Andrew Stanton aus, um John Carter vom Mars endlich, endlich auf die Leinwand zu bannen. Stanton bekommt daraufhin eine Viertel Milliarde Dollar an die Hand und schickt den amerikanischen Bürgerkriegsveteranen John Carter (gespielt von Taylor Kitsch), der eigentlich nur eine Höhle voller Gold sucht und sich ansonsten aus allem heraushalten will, auf den Mars. Während Carter versucht zu verstehen, an welch merkwürdigem, von Menschen- und Marsmännchen-ähnlichen Völkern bewohnten Ort er sich da eigentlich befindet, passiert es dann doch wieder: Der mürrische Carter gerät zwischen die Fronten. Klar, dass er sich auf die Seite des Volkes mit der hübschesten (und menschlichsten) Prinzessin schlägt und 132 Minuten später der gefeierte und nicht mehr ganz so mürrische Marsheld ist.3 In der Zwischenzeit wird uns der Konflikt von „Barsoom“, so wird der Mars von den Marsianern genannt, näher gebracht, der den Planeten langsam aber sicher sterben lässt. Wir erfahren, dass dunkle Mächte für diese Entwicklungen verantwortlich sind und lernen immer mal wieder ein paar CGI-Figuren und -Monster kennen, die immerhin mehr Na´vi und weniger Gungans sind. Hinzu kommen Steampunk-ähnliche Flugschiffe, über die John Carter genauso verblüfft ist, wie die Prinzessin vom Mars über irdische Schiffe, die sich auf dem Wasser fortbewegen. Eine interessante, zu Beginn überaus amüsante und schlussendlich grandiose Rahmenhandlung erklärt, warum und wie Carter von der Erde nach Barsoom kam.
Aus all dem kreieren Stanton & Co. eine glaubhafte Welt mit liebenswerten CGI- und Nicht-CGI-Figuren, einem charismatischen Helden und einer ausreichend spannenden Story. Der einzige große Kritikpunkt, der eigentlich gar keiner ist: All das hat man schon mal irgendwo anders gesehen. Auf Tatooine, auf Pandora, auf Arrakis und irgendwo dazwischen. Kein Wunder: Burroughs Barsoom-Serie hat so ziemlich alle fantastischen Science-Fiction-Werke, die wir kennen und lieben beeinflusst. James Cameron verriet, dass er sich bei den Tharks für die Na´vi hat inspirieren lassen. Frank Herbert ist es so ergangen, ebenso wie George Lucas. Man kann den Einfluss von Burroughs Schundromanen auf die Macher unserer heutigen Popkultur eigentlich nicht zu hoch einschätzen. Die Konsequenz: Die Arena in »John Carter» sieht der Arena in »Episode II« sieht der Arena in Burroughs Büchern sehr ähnlich. »John Carter« nun vorzuwerfen, er wäre ein billiger Abklatsch, ist also mehr als unberechtigt. Schließlich funktioniert das alles auf Barsoom, im Film.
Wenn man jetzt noch davon absieht, dass Carters Entwicklung zwischenzeitlich etwas zu schnell abläuft, der Soundtrack zwar solide aber beim Verlassen des Kino sofort vergessen ist und man mit Mark Strong auf Hollywoods Bösewichtfertiggericht gesetzt hat, muss ich sagen, dass ich überraschenderweise überaus begeistert war. George Lucas hat im Rahmen seiner Promotiontour zu »Red Tails« gesagt, dass der WW2-Fliegerfilm „as close as you’ll ever get to Episode 7“ wäre. Ich würde sogar soweit gehen – auch wenn ich nun ein gefährliches, verachtetes Leben führe – und sagen, dass das »John Carter« ist. »John Carter« ist der Star Wars-ähnlichste Film, den ich in den letzten Jahrzehnten gesehen habe. Und das sage ich ganz objektiv als größter Star Wars-Fan auf dieser Webseite. Ist »John Carter« so gut wie (irgendein alter) Star Wars? Nein. So gut wie »Avatar«? Nein. Aber die Antwort liegt irgendwo dazwischen. Wäre ich zum Zeitpunkt der Sichtung 13 Jahre alt gewesen (und nicht 13×2+1), hätte ich den Film ohne jeden Zweifel geliebt. Und immerhin kann ich auch heute noch erkennen, warum.
Daher ist es auch eine Schande, dass Stanton mit dem Unterfangen Disneys neuestes SciFi-Franchise zu erschaffen, – das können wir zwei Wochen nach dem weltweiten Kinostart leider mit Fug und Recht sagen – gescheitert ist4. Auch wenn »John Carter« international um ein Vielfaches erfolgreicher war als in den USA: Die Hoffnung auf ein Sequel, das der Film definitiv in die Wege leitet und an dem Stanton bereits arbeiten soll, stirbt im Angesicht von 200 Millionen Miesen bei Disney augenblicklich. Eine Schande. Ich wäre so gerne nach Barsoom zurückgekehrt.
- „MORE than one studio wants to buy your movie. Then you get to hear two of the most wonderful words you can hear as a writer: Bidding war! Woo-hoo! Two studios (or, super woo-hoo, more than two studios) have to outbid each other for your movie. And that´s superfun. Then who knowsâthe sky is the limit.“ aus Writing Movies for Fun and Profit von Robert Ben Garant and Thomas Lennon. Lese ich gerade, bisher sehr gut. [↩]
- also known as Pixar. [↩]
- Seriously: Wer jetzt „SPOILER!!!“ ruft, hat bisher nichts verstanden. [↩]
- Wie zuvor schon sein Kollege Joseph Kosinski mit dem unsäglichen »Tron: Legacy«, wo das Scheitern jedoch vollkommen gerechtfertigt war. [↩]
John Carter-Bücher als eBooks
Ich komme gerade aus »John Carter« und da ich zu meiner Überraschung sehr angetan war (ausführliches Review folgt später), beschloss ich soeben, mir die Vorlage von Edgar Rice Burroughs mal genauer anzusehen. Also wie gewohnt zu Amazon, wo meine Kaufgelüste diesmal jedoch enttäuscht wurden: Eine deutsche Ausgabe des Erstlings wurde zuletzt 1999 aufgelegt und kostet mittlerweile gebraucht 65 Euro – keine Kindle-Version vorhanden (wie ich das hasse). Englische Ausgaben gibt’s zwar, aber nur mit wochenlangen Lieferzeiten. Normalerweise würde ich nun zum englischsprachigen Kindle-eBook greifen, doch das kleine Geld kann man sich diesmal sparen. Denn das Copyright der ersten Texte ist längst abgelaufen (der erste Teil des Barsoom-Zyklus erschien in den USA 1912 als Zeitschriften-Serial), weshalb zumindest die ersten fünf Bücher bereits kostenlos im Netz zu haben sind.
Zum Beispiel über das überaus gute Project Gutenberg. Und weil ich sie mir gerade ja sowieso runtergeladen habe und damit ihr euch – falls aktuell ebenfalls Interesse an John Carter vom Mars besteht – ein paar Klicks sparen könnt, hier direkt die Downloadlinks zu besagten fünf Büchern, jeweils im EPUB- und MOBI-Format. Letzteres benötigt ihr für euren Kindle, EPUB ist für so ziemlich alle anderen Geräte, inkl. iBooks auf eurem iPhone/iPad.
# | Titel | Formate | |
---|---|---|---|
1 | A Princess of Mars | EPUB | MOBI |
2 | The Gods of Mars | EPUB | MOBI |
3 | The Warlord of Mars | EPUB | MOBI |
4 | Thuvia, Maid of Mars | EPUB | MOBI |
5 | The Chessmen of Mars | EPUB | MOBI |
Und jetzt bin ich gespannt, wie sehr sich der Film an die Buchvorlage hält (immerhin umfasst er tatsächlich nur das erste Buch). Aber dazu später mehr.