Review: All Is Lost

Robert Redfort. In einem Segelboot. Allein auf hoher See. Plötzlich rammt ein umhertreibender Container das Boot und ein Loch in dessen Rumpf. Kein Problem für unseren namenlosen Protagonisten, der sich selbst zu helfen weiß und das Loch flickt. Doch als dann auch noch in Form eines heftigen Sturms Mutter Natur über ihn hereinbricht, beginnt der gealterte MacGyver zu verstehen, dass das erst der Anfang seiner 106 Minuten langen Tour de Force gewesen sein könnte. Und unsere, denn wir erleben seinen Überlebenskampf hautnah mit: die Kamera ist ihm stets auf den Versen, wenn er Dinge macht, die man als Segler wohl auf einem sinkenden Segelboot so macht.

Der unkundige Zuschauer kann das schließlich nicht beurteilen, wird er in der Hinsicht doch von Redford und vom Film allein gelassen. Aber – geschenkt! Immerhin bekommen wir interessante Kameraarbeit vorgesetzt, immer nah dran am stillen Segelprofi. Bis dieses Konzept über Bord geworfen wird und es plötzlich Totalen und wilde Bilder aus dem Meer heraus gibt. Mit viel gutem Willen könnte man diesen Stilbruch rechtfertigen1, aber mich hat der Film da endgültig verloren. Versteht mich nicht falsch, prinzipiell mag ich das Konzept des Films, aber es gibt gute Gründe, warum Filme erzählt werden, wie sie erzählt werden. Warum wir Figuren kennenlernen, bevor wir etwas mit ihnen erleben. Warum das Gezeigte stets (und immer wieder) kommentiert wird.

Bei »All Is Lost« habe ich mich über weite Strecken gelangweilt2: Weil keine Ahnung, was dieser alte Mann da macht. Und da ich ihn nicht kennenlernen durfte, war mir sein Schicksal auch egal – was durch das nicht vorhandene Schauspiel von Redford noch verstärkt wurde. Der glänzt nämlich einfach nur durch sein Alter. Hinzu kommt, dass fast schon Running-Gag-artig Katastrophe an Katastrophe gereiht wird, was nicht unbedingt die Glaubwürdigkeit oder Abwechslung der Handlung stärkt. Dass die Musik aus Hälfte Zwei dann auch noch dem Wellnessbereich eures Vertrauens entliehen zu sein scheint, macht schließlich auch keinen Unterschied mehr. Immerhin konnte man so entspannt – zwar gelangweilt, aber entspannt – das Kino verlassen.

EMDb – Rating: 1,5/5

Update, 24.02.2014: Ein ehemaliger Kapitän zählt bei Zeit.de auf, was Segel- und Schifffahrtstechnisch alles nicht mit dem Film stimmt. Soviel dazu. (Danke an meine bessere Hälfte für den Hinweis hierauf.)

  1. Was ich wegen Spoilern nicht tue. []
  2. Und wie soll es dann erst der YouTube-Generation gehen? []
Shortlink: https://eay.li/2c8 Format: JSON

Support your local eay!

Dir gefällt, was ich hier tue, und du arbeitest in der Digital­branche? Dann sieh dir mal an, was wir bei Hypercode so tun, dem von mir gegründeten Digital Product Studio.

5 Reaktionen

  1. Danke. Die ganze Welt scheint ja den Film abzufeiern, ich bin nach kurzer Zeit beinahe eingenickt. Mich konnten weder das Konzept (im Grunde toll, umgesetzt aber mies) noch Redford packen.

  2. Hey, ein Leidensgenosse! Die ganzen guten, ach was… überragenden Kritiken haben mich ja erst dazu bewegt, in den Film reinzugehen und dann sowas… :nein:

  3. Okay, dann schenk ich mir den Film und gucke lieber Wolf of Wall Street oder so. Dazu schon ne Meinung?

  4. Ja, schon gesehen. Guter Film, aber auch nicht die Offenbarung als die es vielerorts angekündigt wurde (Review folgt). Guck dir lieber Walter Mitty an (Review folgt auch).

  5. Oh, da bin ich mal gespannt, woran das lag, und sehe mir in der Zwischenzeit Walter Mitty an. Danke. 🙂