Heute Abend finden im Kodak Theatre in Hollywood die 83rd Academy Awards statt. Und natürlich werde auch ich wieder die ganze Nacht vor dem Fernsehgerät sitzen und den Stars und Sternchen beim über den Teppich schreiten, die Bühne emporklimmen und beim Dankesreden halten zusehen (die Liveberichterstattung startet im hiesigen Fernsehen am Montag um 1:10 Uhr auf Pro7).
Wie schon im letzten Jahr werde ich das Geschehen zusammen mit @MoD85 hier und per Twitter live kommentieren. Doch weil das allein nur halb so viel Spaß macht und um zu zeigen, dass drei Jahre Studium der Filmwissenschaft doch was gebracht haben (oder weil die Wege der Academy unergründlich sind auch nicht), möchte ich natürlich auch dieses Jahr wieder eine Prognose darüber abgeben, wer einen Goldjungen sein Eigen nennen darf und wer mit leeren Händen nach Hause geht. Natürlich habe ich bisher noch nicht alle nominierten Filme sehen können, denke aber, dass ich mit den gesehenen und einer intensiven Internetlektüre ganz gut fahren könnte. Also wollen wir mal sehen…

Beste Regie: David Fincher – The Social Network

Bester Hauptdarsteller: Colin Firth – The King´s Speech

Beste Hauptdarstellerin: Natalie Portman – Black Swan

Bester Nebendarsteller: Christian Bale – The Fighter

Beste Nebendarstellerin: Helena Bonham Carter – The King´s Speech

Bestes Originaldrehbuch: Inception

Bestes adaptiertes Drehbuch: The Social Network

Bester Animationsfilm: Toy Story 3

Bester fremdsprachiger Film: Incendies

Bester animierter Kurzfilm: Madagascar, carnet de voyage

Bester Kurzfilm: Wish 143

Bestes Szenenbild: Inception

Beste Kamera: True Grit

Bestes Kostümdesign: Alice im Wunderland

Bester Dokumentarfilm: Exit Through the Gift Shop

Bester Dokumentar-Kurzfilm: Killing in the Name

Bester Schnitt: The Social Network

Bestes Make-Up: The Wolfman

Beste Filmmusik: The Social Network

Bester Filmsong: „We Belong Together“, Toy Story 3

Bester Ton: Inception

Bester Tonschnitt: Inception

Beste visuelle Effekte: Inception

= 5x The Social Network, 5x Inception, 3x The King’s Speech = 4x The King’s Speech, 4x Inception, 3x The Social Network
Darunter finden sich meiner Meinung nach einige „Gefälligkeitsoscars“. Etwa bei den männlichen Hauptdarstellern: Jeff Bridges war in »True Grit« genial, hat aber schon letztes Jahr einen Academy Award für »Crazy Heart« bekommen, während Colin Firth für »A Single Man« leer ausging. Jetzt ist er einfach dran. Geoffrey Rush war die Ehre schon vergönnt, Christian Bale noch nicht. Oder das allerbeste Beispiel: Kamermann Roger Deakins wurde bereits acht Mal nominiert und muss es beim neunten Mal einfach werden (Glück gehabt, dass »True Grit« auch noch fantastisch aussieht).
Kopfzerbrechen bereiten mir noch der beste Film und die beste Nebendarstellerin. »True Grit« ist als rundum perfekter Vertreter des US-amerikanischen Ur-Genres mein Wunschgewinner, eindeutiger Favorit ist aber »The King’s Speech«. Hailee Steinfeld war mit ihren 14 Jahren zwar grandios, anderseits wiegt die Academy ja gerne auf und Helena Bonham Carter war schon so oft so gut.
Interessant ist einmal mehr die Kategorie „Bester Dokumentarfilm“: Gemeinhin werden »Inside Job«, eine Doku über Wall Street und Finanzkrise, und »Restrepo«, ein sehr sehenswerter Film über einen US-Außenposten in Afghanistan, heiß gehandelt. Ich glaube (und hoffe) aber, dass Banksys »Exit Through the Gift Shop« das Rennen machen wird. Schließlich ist auch die Academy über jede Art von Publicity erfreut und allein schon die Frage, ob und wie Banksy seinen Oscar entgegen nehmen wird, quotentechnisches Gold wert.
Wie es am Ende kommt, sehen wir heute Abend. Ich bin derweil gespannt, ob ich meinen letztjährigen Tipp, bei dem ich nur fünf falsche Vorhersagen machte, toppen kann oder ob ich total daneben liege und »The King’s Speech« alle Oscars einheimst.
Update, 01.03.: Freunde der Oscarnacht, das war ja was. 10 von 24 Kategorien falsch, herrjemine! Aber wie ich oben in meiner Prognose schon sagte: Die Wege der Academy sind unergründlich. Oder um mich selbst zu zitieren: Die Academy war einmal mehr ein Haufen langweiliger Arschlöcher… Doch nichtsdestotrotz: Nächstes Jahr sehen wir uns wieder, Steven!