Wir hatten ja erfreulicherweise das Glück Watchmen bereits am Mittwoch zu sehen. Seitdem kündige ich ein Review an dieser Stelle an, schreibe die ersten Zeilen nieder, verwerfe sie wieder und fange von vorne an. Scheinbar brauchte ich erstmal Abstand von dieser Adaption eines etwas anderen Comics, zu dem ich ja bereits eine zwiespältige, aber schließlich doch positive Beziehung hatte. Bei Zack Snyders Watchmen sieht das prinzipiell nicht anders aus, was vor allem daran liegt, dass er sich fast Eins zu Eins an die Story des Comics hält. (Mehr über die Handlung könnt ihr dementsprechend meinem Comic-Review entnehmen. Wer sich im Kino überraschen lassen möchte, sollte jedoch davon absehen.) Zwar werden die von mir bemängelten, teilweise recht langweiligen Subplots des Comics zumeist rausgekürzt, dennoch hat dieser aber auch einige Längen. Während die Verfilmung also an den selben Schwächen wie der Originalstoff leidet, ist genau diese originalgetreue Umsetzung eine der Stärken des Films: Dialoge wurden übernommen, Panels haargenau aufs Zelluloid gebannt, dazu zahlreiche selbstreferenzielle Verweise aufs Comic. So wird der Watchmen-Film in der Tat zu einem wahren Fest für Leser und Kenner des Watchmen-Comics. Ein Film „von Fanboys für Fanboys“, wie vielerorts zu lesen war.
Wer sich jedoch nicht dazu zählt, der könnte Probleme mit den Wächtern haben, denn Watchmen ist die unkonventionellste und ergo unzugänglichste aller Comicverfilmungen der letzten Jahre. Bei meinem Kinobesuch konnte ich den anderen Zuschauern die über ihren Köpfen schwebenden, riesigen Fragezeichen förmlich ansehen. Alles was man an anderen Superheldenfilmen mag, existiert hier nicht oder ist anders. Zwar gibt’s im Film mehr und andere Actionsequenzen als im Comic, diese sind aber durchweg durchschnittlich und unspektakulär. Von den Kostümen, Special Effects und Dr. Manhattans Dödel ganz zu schweigen! Und, Gott, der Soundtrack?! – Ein Kapitel für sich.
Doch wenn man von all diesen Kritikpunkten und der unsäglich überproportionalen Nutzung der Snyder-typischen Zeitlupen, die ich schon als Hauptschuldige für die Laufzeit von 163 Minuten ausmachte, absieht, dann kann Watchmen durchaus gefallen. Vor allem eben wenn man mit der Vorlage vertraut ist. Ich bin zwar der festen Überzeugung, dass man diese, einst als unverfilmbar gegoltene Geschichte hätte besser adaptieren können, doch auch mit der vorliegenden Version kann ich mich anfreunden. Zudem das filmische Ende sehr viel logischer und glaubwürdiger ist, als das von Alan Moore erdachte.
Allerdings ist der Hauptgrund, weshalb ich den Film letztendlich mochte, ein anderer: Der im Comic vom Schurken nach der Offenlegung seines Plans geäußerte Satz „Ich bin kein billiger B-Film-Schurke“ wird auf der Leinwand zu „Ich bin kein billiger Comic-Schurke“, und weist gekonnt daraufhin, womit wir es hier eigentlich zu tun haben: einem Film in der Tradition alter B-Movies. Samt unnötiger Brutalität, übertriebener Splatter-Effekte, einem grotesken Soundtrack, Männern in Strumpfhosen und einem schlecht animierten, blauen Nackedei.
Ein Film braucht ja bekanntlich nicht viel, um mich zu erfreuen, aber bei diesem Film muss selbst ich meckern. Eigentlich liebe ich ja Comicverfilmungen und man sollte meinen, das sei schon mal eine gute Vorraussetzung für diesen Film. In diesem Fall tritt aber wohl doch der von mir so verhasste Fall ein, dass man auf jeden Fall (!) vorher den (das?) Comic gelesen haben sollte, denn sonst ist dieser Film absoluter Mist. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal einen Film (so) schlecht fand.
P.S.: Ich find den Satz mit 3x Fall gut so! 😀
also, ich habe den comic vorher nicht gelesen, und trotzdem muss ich sagen, dass watchmen das beste ist was ich seit langem gesehen habe. bestimmte charaktere (v. a. rorschach und the comedian) machen auf anhieb einen umwerfenden eindruck und stellen viele altbewährte superhelden in den schatten. die idee, teile ihrer vergangenheit zu beleuchten und somit deren entstehung somit teilweise zu erklären fand ich auch super. und vielleicht bilde ich mich das nur ein, aber ich hatte das gefühlt ich konnte der story ohne große probleme folgen. und einige der im film gefallenen sprüche haben für mich jetzt schon kultstatus 🙂
also: großartige story, großartige effekte/visualität, großartiges kino…
sind die helden im film nicht viel zu sympathisch geraten?
@meistermochi: Klar, so wird z.B. Rorschachs „Wenn du den Comedian einen Nazi nennst, dann kannst auch mich einen Nazi nennen“-Tirade z.B. so abgeändert, dass nur der Comedian dabei schlecht weg kommt. Der im Comic sehr fragwürdige, ungepflegte Rorschach wird hier ja quasi zum Helden des Films. Gründe dafür liegen wie bei Operation Walküre auf der Hand.
ist mir klar. aber ist das eine haltung? nein.
stört mich.