Der Mann, der niemals lebte ist ein weiterer Versuch seitens Leonardo DiCaprio sich von seinem ewigen Milchbubi-Image zu verabschieden. Und das gelingt ihm meines Erachtens nach, wie schon bei Scorseses grandiosem The Departed, ziemlich gut. Und vor der Kamera von Regisseur-Legende Ridley Scott, der immerhin dreimal erfolglos für den Oscar als „Bester Regisseur“ nominiert war, sollte auch die größte Pfeife glaubhaft zum gescheiten Geheimagenten werden.
Zu Beginn von Scotts (Anti-)Terror-Streifen erfahren wir, dass es um die Weltsicherheit nicht gut bestimmt ist: selbstentzündende Terroristen in England und Bombenanschläge in Amsterdam. Dahinter steht eine neue so viel besser organisierte Terrororganisation – und wer das friedliebende Holland angreift, muss es schon faustdick hinter den Ohren haben. Gut, dass der Sesselpupser Ed Hoffman (ein dicklicher Russell Crowe) mit Roger Ferris (DiCaprio) einen ambitionierten Agenten vor Ort im nahen Osten hat. Ferris spricht fließend arabisch und ist mit den lokalen Gepflogenheiten so gut vertraut, wie kein anderer. Doch als er die Jagd auf die Terroristen eröffnen möchte, stellt sich heraus, dass sowohl Freund als auch Feind ein doppeltes Spiel spielen…
Wenngleich der wunderbar fotografierte Film keine großen Überraschungen bietet und zu Binsenweisheiten à la „im Krieg ist jeder schuldig“ neigt, so ist das Erzählte doch durchgehend spannend, interessant und bietet die ein oder andere neue Sichtweise auf den war on terror. Und vor allem der dargestellte Kontrast hat es mir angetan: zum einen DiCaprios Figur als Wandler zwischen den Kulturen, zum anderen der Kampf der hochtechnologisierten Amerikaner gegen die vermeintlich primitiven Bauern. Andere Filme haben hier zuletzt zu sehr pauschalisiert und so ist Der Mann, der niemals lebte für Freunde des Genres durchaus sehenswert.
(Die Überschrift bezieht sich natürlich darauf, dass ich dieses Review aus persönlichen Gründen vor mich hin prokrastinierte. In Wirklichkeit habe ich dieses Review immer noch nicht geschrieben, sondern meiner frisch eingestellten Sekretärin Limpi diktiert.)