Oscar-Prognose 2012

Es ist wieder so weit: die Nacht der Nächte liegt vor uns, die Academy of Motion Picture Arts and Sciences lädt zu den 84th Academy Awards. Alles was im Filmgeschäft Rang und Namen hat, sitzt im Hollywood and Highland Center und hofft darauf, die wohl begehrteste Filmtrophäe der Welt einheimsen zu können. Der Rest der filminteressierten Welt sitzt vor dem Fernseher und schaut ihnen dabei zu.

Und wie schon in den letzten zwei Jahren werden auch Sebastian und ich uns wieder die Nacht um die Ohren schlagen, Steven Gätjen beim Steven-Gätjen-Sein beobachten (die Liveberichterstattung beginnt um 1:05 Uhr auf Pro7) und natürlich alles und jeden ausführlich per Twitter kommentieren. Ihr seid also herzlichst eingeladen uns dabei beizustehen und zu beobachten, wie mein – Zitat Sebastian – „Megaego“ sich aufgrund der folgenden Oscar-Prognose ins Unermessliche steigern wird.

Denn mal sehen, ob ich die Ergebnisse der letzten Jahre (2010: fünf mal daneben, 2011: zehn mal daneben) toppen kann oder ob sich da ein Negativtrend abzeichnet und mein eigener Filmgeschmack mir die Sichtweise der weißen, älteren Herren vernebelt hat. Hier also in altbekannter Manier und Übersicht meine Tipps und im Anschluss noch ein, zwei Worte zu ein paar Kategorien.

Best Picture: Hugo The Artist
Best Director: Terrence Malick, The Tree of Life Michel Hazanavicius, The Artist
Best Actress: Viola Davis, The Help Meryl Streep, The Iron Lady
Best Actor: Jean Dujardin, The Artist
Supporting Actress: Berenice Bejo, The Artist Octavia Spencer, The Help
Supporting Actor: Max von Sydow, Extremely Loud & Incredibly Close Christopher Plummer, Beginners
Best Original Screenplay: Michel Hazanavicius, The Artist Woody Allen, Midnight in Paris
Best Adapted Screenplay: Alexander Payne u.a., The Descendants
Best Foreign Feature: A Separation
Best Animated Feature: Rango
Cinematography: Hugo
Makeup: Harry Potter 7.2 The Iron Lady
Music (Original Score): The Artist
Music (Original Song): “Man or Muppet” from The Muppets
Art Direction: Hugo
Costume Design: Jane Eyre The Artist
Short Film (Animated): The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore
Short Film (Live Action): Raju The Shore
Film Editing: The Artist The Girl with the Dragon Tattoo
Sound Editing: Drive Hugo
Sound Mixing: Hugo
Visual Effects: Hugo
Documentary Feature: Pina Undefeated
Documentary Short: Saving Face

Die größte Frage, die sich heute Abend stellt, ist: »Hugo« oder »The Artist«? Wer wird der große Abräumer sein? Ich habe beide gesehen und fand sie auch beide umgemein toll. Ähnlich dürfte es den Academy-Mitgliedern ergangen sein. Denn beide sind ein wahres Fest für jeden Filmfan. Im Endeffekt habe ich mich beim Best Picture für »Hugo« entschieden, denn »The Artist« einziges Alleinstellungsmerkmal ist, dass er 90 Jahre nach dem Aufkommen des Tonfilms ein Stummfilm ist. Zwar ist die Umsetzung dabei ungemein kreativ (EMDb-Rating daher: 4,5/5), aber Scorsese behielt bei »Hugo« das große Ganze im Auge und erbaut einem der wichtigsten Pioniere der Filmgeschichte ein bildgewaltiges Monument, das Generationen von Kindern auf unterhaltsame Weise Filmgeschichte näher bringt (also ein etwas besser EMDb-Rating: 5/5). Ein nicht zu unterschätzendes Achievement. Bei den technischen Kategorien können »Hugo« oder »The Artist« aber beliebig ausgetauscht werden (sprich: da muss oben nichts stimmen).

Beim Regieoscar bin ich mir noch sehr unschlüssig. Die besten Chancen haben hier natürlich Michel Hazanivicius und Martin Scorsese, aber Terrence Malick, für den ich mich letztendlich entschieden habe, könnte mit seinem eigenwilligen, wie sehenswerten »The Tree of Life« auch das Rennen machen. Bei den Schauspielern finde ich es dieses Jahr auch überaus schwer. Ich vermute, dass »The Artist« und »The Help« hier dominieren werden, aber Brad Pitt könnte auch bedacht werden. Schließlich muss er irgendwann mal einen bekommen. Klar hingegen dürften die Oscars für »A Separation« und »Rango« sein, wobei letzterer natürlich nur eine Chance hatte, weil Pixar im letzten Kinojahr keinen ernstzunehmenden Film auf den Markt warf. Und für Pina und Raju, die ich beide nicht gesehen habe, habe ich mich ganz einfach aus Lokalpatriotismus entschieden.

Aber wir werden sehen. Morgen Früh wissen wir mehr.

Update vom Tag danach: 12 Kategorien richtig und 12 Kategorien falsch getippt. Mittelmaß – wie leider die gesamte Show. Billy Crystal hatte vielleicht in einem anderen Jahrtausend seine Daseinsberechtigung als Mr. Oscar, heutzutage wirkt er aufgesetzt und unmotiviert. Da gefielen mir die Moderationsduos der letzten Jahre viel besser. Auch die Presenter fielen vor allem dadurch auf, dass sie nicht auffielen. Von den guten Performances von Will Ferrell & Zach Galifianakis, sowie Gwyneth Paltrow & Robert Downey, Jr. (die ich gerne nächstes Jahr an Crystals Stelle sehen würde) mal abgesehen.

Gewinnertechnisch gab’s keine großen Überraschungen. Wie erwartet richteten sich die Macher von »The Artist« und »Hugo« häuslich auf der Bühne ein. Bezüglich meiner Prognose verwunderte mich allerdings, dass ich dieses Jahr viele der kleinen, technischen Kategorien richtig tippte, während ich bei den großen daneben lag – womit man mit Sympathietipps á la Malick natürlich auch rechnen muss.

Nichtsdestotrotz: Es war eine nette Nacht und wir sehen uns nächstes Jahr zur selben Zeit am selben Ort.

Shortlink: https://eay.li/1gb Format: JSON

Support your local eay!

Dir gefällt, was ich hier tue? Du kaufst gerne bei Jeff Bezos ein? Dann empfehle ich dir meinen Amazon-Partnerlink und einen Blick in meine Wunschliste für Ideen zum Geld ausgeben.

5 Reaktionen

  1. Mal ne allgemeine Frage, ist dieser „The Artist“ Hype Deiner Meinung nach gerechtfertigt?

  2. @HerrK: Ich denke, dass sich der Hype bei »The Artist« vor allem daraus speist, dass es ein Stummfilm ist. Zwar ist das alles sehr gut umgesetzt, keine Frage, aber wäre es ein vertonter Farbfilm, wäre die Begeisterung sicherlich nicht so hoch ausgefallen.

    Oder lass es mich so sagen: Ist »The Artist« der beste Film des letzten Jahres? Nein. Aber ist »The Artist« der beste Stummfilm des letzten Jahres? Auf jeden Fall – weil es der einzige ist.

  3. Sehr schön formuliert: „The Artist ist der beste Stummfilm der letzten Jahre.“ Ach was! ;D

  4. Genau. Und das ist ja der Punkt. Mehr ist er nicht. :jaja: