#usa

A Terrible Night

 
(YouTube Direktlink)

Jimmy Kimmel ab Minute 7:43 im obigem Video:

It was a terrible night for women, for children, for hundreds of thousands of hard-working immigrants who make this country go, um…

For healthcare, for our climate, for science, for journalism, for justice, for free speech. It was a terrible night for poor people, for the middle class, for seniors who rely on social security, for our allies in Ukraine… For NATO. For the truth and democracy and decency and it was a terrible night for everyone who voted against him.

And guess what? It was a bad night for everyone who voted for him, too – you just don’t realize it yet.

Was für ein Tag

Nie war das What a Week, Huh?-Meme passender. Die Nachrichten des Tages:

Beide Nachrichten sind herbe Rückschläge für progressive, sozial-liberale Politik. Olaf Scholz, seit heute Anführer der freien Welt, ist nun derart geschwächt, so dass man sich vermutlich von Blackrock bis Moskau die Hände reibt.

Civil War (2024)

Immer wieder gibt es fiktionale Filme, deren Bilder den Zeitgeist so über­spitzen, dass sie einen Ausblick auf Perspektivisches bieten. »Outbreak« (1995) zeigt Bilder, die uns heutzutage allzu geläufig sind. »The Siege« (1998), hierzulande »Ausnahmezustand«, zeigt nach einer Serie von Terror­anschlägen wie es zu Menschen­rechtsver­letzungen gegen arabisch­stämmige Amerikaner kommt.

»Civil War« versetzt uns nun in ein vom Bürgerkrieg entzweites Amerika, in dem ein fragwürdiger Präsident eine dritte Amtszeit bekleidet und das Militär gegen die eigenen Bürger eingesetzt hat. Ohne großes Setup begleiten wir eine Gruppe von erfahrenen Kriegs­bericht­erstattern – ergänzt um eine junge Foto­journalistin, die wie wir die Grauen des Krieges auf heimischem Boden knallhart kennenlernt. Entsprechend bildgewaltig ist das, was Alex Garland uns hier präsentiert. Immer wieder kurz unterbrochen durch die festge­haltenen, eindring­lichen Fotos unserer Protagonisten.

Still aus dem Film »Civil War« (2024). Es zeigt eine weibliche Journalistin mit einer Weste mit der Aufschrift ‘Press’ sitzt am Boden an eine Wand gelehnt und blickt aufmerksam nach links. Die Wand hinter ihr ist mit bunten Farbstreifen in Blau und Pink besprüht. Bewaffnete Soldaten in taktischer Ausrüstung und Tarnkleidung gehen an ihr vorbei und scheinen sie nicht wahrzunehmen. Die Szene fängt einen angespannten und nachdenklichen Moment ein, in dem die Ruhe der Journalistin im Kontrast zur Bewegung der Soldaten steht.

Dass wir vergleichsweise unvermittelt ins Geschehen einsteigen ist ebenso wie die Reise, auf der wir die Journalisten begleiten, eine Stärke des Films. Die blaupausenhafte Figurenkonstellation leider nicht, ebenso wenig das sich fügende Finale.

Dennoch überaus sehenswert, denn das Schlimme, und den Film so spannend machende, ist: Wir brauchen heute nicht weit weg zu schauen, um diese Fiktion Realität werden zu lassen. In der Ukraine sind die hier gesehenen Bilder von zerstörten westlichen Welten Realität. Und was wenn Trump sich nächste Woche nicht dem Votum der Wähler beugt, sollte Harris gewinnen? Oder alles verzögert? Was am Ende seiner zweiten Amtszeit? Hoffen wir, dass es Fiktion bleibt.

Rating: 4/5

Weitere Rezensionen zum Film aus der Nachbarschaft:

The Verge: A vote for Donald Trump is a vote for school shootings and measles

An endorsement of democracy, solving problems, and Kamala Harris.

Nilay Patel, Chefredakteur von The Verge, mit einem hervorragend argumentierten Endorsement für Kamala Harris. Was die Washington Post unter Bezos – trotz jahrzehntelanger Tradition der Endorsements durch US-Publikationen – nicht mehr hinbekommt1, muss nun eine kleine, feine Tech-Publikation richten.

Und dass es eine Tech-Publikation ist, ist nur konsequent in einer Zeit, in der Tech-Milliardäre ungeachtet der gesellschaftlichen Konsequenzen für ihren eigenen Vorteil Trump umgarnen.

  1. Im Pioneer Morning Briefing hat Gabor Steingart diese Woche argumentiert, dass das richtig sei, weil Medien neutral berichten sollten. Das mag hierzulande so sein, aber in den USA verhält es sich mit den Political Endorsements eben anders. Dass die Post nun auch die Konsequenzen dafür tragen muss, indem sie seit der Ankündigung bereits 250.000 Abos verloren hat – 10% ihrer Abonnenten –, kann folglich nur begrüßt werden. []

What Elon Musk really wants

The Tesla and X mogul has long dreamed of redesigning the world in his own extreme image. Trump may be his Trojan horse.

Genau das richtige für einen ruhigen Sonntag­morgen.

Meine Zusammenfassung: Zwei 80er-Jahre-SciFi-Villains – der übertriebene, etwas dümmliche Präsident, der im ersten Teil an seinem Ego gescheitert ist, und der vermeintlich brillante Tech-Milliardär, der unserem Actionhelden kurz vor Schluss seinen ganzen perfiden Plan offenbaren wird – tun sich für das Sequel zusammen. Der Erste, um sein Ego zu regenerieren, der Zweite, um den feuchten, libertär-autoritären Traum eines Peter Thiels wahr werden zu lassen: eine Technokratie der Milliardäre, die noch den letzten Penny aus dem Pöbel presst.

Of all the risks posed by a second Trump term, this might be one of the most terrifying.