#nazis

Nichts zu verbergen?

Amsterdam gilt seit jeher als Musterbeispiel gelungener Stadtplanung. Bereits 1851 begann die Stadt, systematisch Daten der Bevölkerung zu erheben, um optimal ihre Ressourcen zu verteilen. Fürs „Bevolkingsregister“ gaben die Einwohner bereitwillig Beziehungsstatus, Beruf und Religions­zugehörigkeit an. 1936 stieg man sogar auf die Datenerfassung mit einem hochmodernen Lochkartensystem um. 1939 aktualisierte eine Volkszählung das Stadtregister nochmals.

Im Mai 1940 rissen die einmarschierten deutschen Besatzer das Register an sich und ermittelten anhand dieses Datenschatzes in wenigen Tagen fast alle jüdischen Einwohner. Ein Großteil der rund 100 000 Amsterdamer Juden wurde ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Von einem Tag auf den anderen entschied ein Marker im Big-Data-Pool über Leben und Tod. Zuvor hatte 90 Jahre lang niemand etwas zu verbergen gehabt – schließlich diente die Erfassung ja dem Wohl aller.

AfD oder NPD?

Ob eine Aussage von offen auftretenden Rechtsextremen oder von sich seriös und bürgerlich gebenden Vertreter*innen der AfD stammt, ist nicht immer ganz einfach herauszufinden […]. Daher haben wir Jungen Piraten dieses heitere Spiel für euch zusammengestellt.

Scheiße dem jeweilen Scheißverein zuordnen.

Kung Fury

 
(YouTube Direktlink)

Wer dachte, dass »Machete Kills« schon ziemlich over the top war, der hat noch nichts von »Kung Fury« gehört. Darin geht’s nämlich um einen Kung-Fu-Cop im Miami der 80er, der in die Vergangenheit reisen will, um Adolf Hitler a.k.a. Kung Führer zu erledigen. Leider reist er jedoch zu weit in der Zeit und trifft zunächst auf germanische Götter und Dinosaurier…

Das ganze ist eine Produktion des Schweden David Sandberg, der »Kung Fury« bisher nebenberuflich und mit begrenzten finanziellen Mitteln gedreht hat. Um den Film fertig stellen zu können, hat er nun ein Kickstarter-Projekt eingerichtet, das – wenn ihr auf bizarre Action-Comedys steht – definitiv unterstützenswert ist.

Ninja Turtles vs. Adolf Hitler

In die ruhmreiche und anrüchige Riege der merkwürdigen Nazi-Comics reihen sich nun – nach so famosen Totalausfällen wie Tyrannosaurus Reich (as seen on Major Bummer) und Captain Nazi (as seen on Shazam!) – auch unser aller Kindheitshelden und Lieblingsschildkrötenkrieger: die Teenage Mutant Ninja Turtles. Doch keine Angst, Nazi-Mutanten aus Dimension X bleiben uns erspart. Stattdessen treffen Leonardo, Donatello und Raphael auf „den bösen Mann mit dem kleinen Bart“ persönlich.

Denn dessen fehlgeleitetes Gehirn hat sich in der Zukunft einen Roboterkörper gebaut und reist nun in die Vergangenheit, um sich selbst dabei zu unterstützen, den Lauf der Dinge zu verändern. Die drei Turtles (wo auch immer Michelangelo geblieben ist?) folgen Robohitler in die Vergangenheit, erledigen ihn und kümmern sich dann in From von Raphael um sein zeitgenössisches Selbst, siehe oben. Hitler versteht nicht, was es mit unseren Lieblingsschildkrötenkriegern auf sich hat, hält sie für „Monstrositäten“ und „Dämonen“, die zu seinem Entsetzen auch noch Englisch sprechen, und begeht feige wie eh und je Selbstmord.

Erschienen ist diese äußerst bizarre, aber irgendwie gute Geschichte in Ninja Turtles Adventures #64 im Januar 1995. Im folgenden findet ihr die eingescannten Seiten der geschilderten Passage, damit ihr euch selbst ein Bild machen könnt:

Und wer doch auf Nazi-Turtles gehofft hat, der guckt mal hier vorbei. 😀

Inglourious Basterds – Review

Da hätten wir ihn also endlich1: Inglourious Basterds, Quentin Tarantinos neuesten Streich, der irgendwo zwischen „Blut beim Gerinnen zuschauen“ und seinem Meisterwerk liegt, wie man dieser Tage in den Feuilletons und Blogs der Republik lesen konnte. Und ehrlich gesagt, ich hatte auch meine Zweifel, ob die Basterds das werden könnten, was Millionen Filmfans sich erhofften. Denn seien wir mal ehrlich: die bei jedem neuen Tarantino geäußerte Kritik, dass der Regisseur einmal mehr den selben Film in ein anderes Genre transferiert, ist nicht unbegründet. Bei Tarantino sind alle Figuren Tarantino. Ob Auftragskiller, Bauernopfer oder Nazi-Oberst – sie alle sind wahre Film- und Popkulturfreaks, die nebenbei ganz selbstverständlich über Dinge philosophieren, von denen der gemeine Zuschauer noch nie etwas gehört hat. Auch Inglourious Basterds ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme.

Doch – wie die meisten von euch bereits wissen – ist die Geschichte um die Truppe jüdischer US-Soldaten auf Nazijagd nicht nur eine Geschichte um eben diese Inglourious Basterds. Aldo Raines (Brad Pitt) Mannen sind nur ein Puzzleteil in Tarantinos Kriegsfilmpuzzle. Ein anderes ist die Geschichte von Shosanna Dreyfus, einer jungen Jüdin, die mit ansehen muss, wie SS-Mann und Oberpuzzleteil Hans Landa (Christoph Waltz) ihre Familie ermorden lässt. Sie selbst kann zwar fliehen, doch wie es der Autor so will, kreuzen sich Shosannas und Landas Wege einige Kriegsjahre später erneut: sie betreibt mittlerweile unter falschem Namen ein Kino in Paris, in dem die Weltpremiere zu Goebbels neuestem Propagandafilm „Stolz der Nation“ stattfinden soll, Landa ist für die Sicherheit der Veranstaltung zuständig – denn die gesamte nationalsozialistische Führungsetage hat sich angekündigt. Hier kommen wiederum die Basterds ins Spiel, die hier die einmalige Chance wittern, besagte Veranstaltung zu sprengen und Hitler & Co. auszuschalten. Doch natürlich plant auch Shosanna ihren ganz eigenen Rachefeldzug…

Der Triumpf des Kinos über Nazi-Deutschland! – Wer das nicht liebt, der kann kein guter Mensch sein. Aber ist Inglourious Basterds wirklich so gut, wie man überall liest? Kurz und knapp: Ja. Ausführlicher: Der Film ist großartig. Selten hat man so lange Dialoge so spannend inszeniert gesehen, selten so gutes Schauspiel in einem Film und ja, auch in einer Person vereint. Ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei Tarantinos Buch und seiner Figur Hans Landa um kleine Geniestreiche handelt: Chistoph Waltz brilliert als Landa. Wenn der SS-Standartenführer spricht, dann brennt die Luft. Wenn er in einer Szene nicht mitspielt, so ist er dennoch präsent. Fantastisch und zu Recht Oscar-… äh, in Cannes prämiert.2

Doch auch seine Kollegen können sich sehen lassen: Aldo Raine lässt Tyler Durden fasst schon alt aussehen und selbst unser Kartoffelkopf Til Schweiger kommt ungeahnt cool rüber (was aber vor allem daran liegt, dass er so gut wie nichts sagen, sondern nur finster dreinschauen muss). Selbst kleine(re) Rollen wie die von August Diehl als SS-Sturmbannführer Hellstrom, der einige Basterds in einer Bar aufmischt, zeigen derart große Schauspielkunst, so dass deren Darsteller demnächst wohl vermehrt in Hollywood-Produktionen auftauchen werden.

Kurzum: ein geniales Buch und ein fabelhaft inszenierter Film, der uns hier und da mit leckersten stilistischen Schmankerln (und natürlich Damenfüßen) versüßt wird und überragendes Schauspiel zeigt. Großartig! – Was wohl auch Tarantino selbst weiß, lässt er doch Aldo Raine in der letzten Einstellung – Minispoiler! –, nach getaner Arbeit in die Kamera blicken und zu seinem Co-Basterd sagen:

Weißt du was, Utivich, ich glaube, das könnte mein Meisterwerk sein.

Und, Quentin, das glaube ich auch.

EMDb – Rating: 5/5

  1. Ich wäre wegen der Uraufführung im Mai ja fast nach Cannes gereist… []
  2. Aber keine Angst, die Academy rockt der eher früher als später auch noch… []