#medienwissenschaft

Nobel geht die Welt zugrunde

 
(YouTube Direktlink)

Man kann die G20-Gipfel verurteilen und die Krawalle von Hamburg sowieso, aber mit dieser Übertragung des Beethoven-Konzerts aus der Elbphilharmonie und gleichzeitigem Live-Bild der Ausschreitungen per Splitscreen (!) hat N24 – bewusst oder nicht – ganz große Medienkunst geschaffen. Auf der linken Seite Aufbegehren und Zerstörung, auf der rechten Hochkultur und Unterhaltung. Rechts für die Führungselite des Planeten, links für die übrigen Milliarden vor ihren heimischen Fernsehgeräten oder Social-Media-Screens. Alles live und in Farbe dokumentiert von Fernsehteams und den anwesenden Passanten.

Der Titel, den N24 dafür bei YouTube gewählt hat („G20-Kulturunterschied: Beethoven in der Elbphilharmonie – Rock’n Roll im Schanzenviertel“), ist in Anbetracht der Ausmaße der Ausschreitungen zwar sehr unglücklich, aber das ist medienwissenschaftlich auf so viele Weisen interessant (René, bei dem ich das Video entdeckt habe, bringt selbst zu Recht ein »Clockwork Orange«-Zitat an), ich erwarte Dutzende von Aufsätzen dazu in den nächsten Jahren.

ARD-ZDF-Onlinestudie 2015

In dieser Woche wurde zudem die diesjährige Neulandstudie von ARD und ZDF veröffentlicht. Das wenig überraschende Ergebnis: Mehr Internet für alle und das überall, sprich: mobile. Was früher mal Content war, ist nun WhatsApp: King.

Als kleinen Service für euch und mich hier wieder die direkten Links zu den Artikeln aus der ARD-eigenen Fachzeitschrift Media Perspektiven, so dass man die ungute Webseite der Online-Studie (auf der natürlich weiterhin keine maschinenlesbaren Datensätze angeboten werden) tunlichst vermeiden kann:

GIFs: Tod eines Mediums. Und sein Leben nach dem Tod.

Im Grunde sind GIFs Schnee von gestern. Es gibt zahlreiche Alternativen, die das, was ein GIF kann, besser können. Und trotzdem haben sich GIFs als Kulturtechnik durchgesetzt. Oder war es nur ein letzter Hype vor dem Tod? Wie kommt es, dass ein Medium, das schon in den 90ern veraltet war, sich noch zwei Jahrzehnte später bester Beliebtheit erfreut? Und was können wir daraus über die Diskrepanz zwischen aktueller technischer Entwicklung einerseits und der tatsächlichen Nutzung von Technologie andererseits lernen?

Schöner Talk von Felix Mütze beim 31c3 über unser aller Lieblingsbildformat und die Frage, warum es das trotz besserer Alternativen überhaupt noch ist. Die Antwort liegt wie so oft in der Fleischeslust. Felix begleitet seine GIF-Forschung in diesem Blog, wo er auch die Geschichte des Formats ausführlich nachzeichnet.

@leitmedium, dessen Podcast ich in den letzten Wochen übrigens sehr genossen habe, hat das alles nochmal für Wired.de zusammengefasst.

PS: Noch ein frohes neues Jahr allerseits!

ARD-ZDF-Onlinestudie 2014 veröffentlicht

Gestern wurde die diesjährige Neulandstudie von ARD und ZDF veröffentlicht (natürlich wieder ohne maschinenlesbare Datensätze). Da die Seite eher furchtbar ist und damit ich mir die Links nicht immer wieder raussuchen muss, hier direkt noch die entsprechenden, vollständigen Artikel aus der ARD-eigenen Fachzeitschrift Media Perspektiven:

35 Jahre Nachrichten auf 140.000 Videokassetten

Verrückte Geschichte: Die US-Amerikanerin Marion Stokes, die 2012 im Alter von 83 Jahren verstorben ist, hat 1977 damit begonnen, die Nachrichtensendungen etlicher US-Fernsehsender aufzuzeichnen. Teilweise mit acht Videorekordern im Parallelbetrieb. Um den Bandwechsel nicht zu verpassen, schlief sie nie länger als sechs Stunden und verabschiedete sich schon mal früher von Restaurantbesuchen. Auf die Frage, was sie das eigentlich mache, sagte sich nur „Ich archiviere, sonst nichts“ – vermutlich darum wissend, dass ihr Archiv für Medienwissenschaftler mal eine wahre Goldgrube sein wird.

Ihr Nachlass befindet sich mittlerweile in den guten Händen des Internet Archive und wird im Idealfall irgendwann irgendwie öffentlich zugänglich gemacht. Gäbe es einen offiziellen Geek- und Nerd-Award sollte der Frau Stokes posthum unbedingt verliehen werden. <3

Alle Vorzüge einer Freundschaft vermag Facebook nicht zu bieten: So kann man zwar vor dem Bildschirm einen trinken, doch wird dabei nur einer besoffen. Auch antwortet Facebook einem nicht immer, wenn man es wünscht. Und der Geschlechtsverkehr »mit« dem Netzwerk unterliegt erheblichen Einschränkungen.

Daniel Miller über Facebook als virtuellen Meta-Freund (aus „Facebook und die Folgen“, in: Peter Kemper u.a.: Wirklichkeit 2.0. Medienkultur im digitalen Zeitalter. Stuttgart 2012, S. 19)