#lord of the rings

Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere

Bekanntlich kann ich mit dem „Herr der Ringe”-Kosmos nicht allzu viel anfangen. Dennoch fiel mein Urteil zum ersten Hobbit gut, zum zweiten sogar noch besser aus. Anscheinend nur, um mit der Schlacht der fünf Heere wieder auf den Boden der Fantasy-Realität zurückgeholt zu werden, denn vom dritten und letzten Teil von Peter Jacksons Filmadaption von J.R.R. Tolkiens kleinem Hobbit war ich alles andere als angetan.

Das fängt gleich zu Beginn des 144 Minuten langen Finales an: Smaug, der mächtige, böse Drache, auf den wir letztes Jahr 161 Minuten hinfiebern mussten, erweist sich jetzt in den gefühlten ersten fünf Minuten als doch gar nicht so mächtig und segnet auch gleich das Zeitliche. Es folgt das Vorspiel des Showdowns in typischer HdR-Manier, um dann in der chaotischsten und am schlechtesten inszenierten Schlacht der Filmgeschichte zu enden.

Wenn man sie denn überhaupt so nennen darf, denn die Inszenierung ist katastrophal: Truppen der Zwerge, Elben, Orks & Co. laufen ineinander, um sich dann in einem unübersichtlichen CGI-Geplänkel zu verlieren. Kampf- und vor allem Schlachtchoreographie geht anders, siehe z.B. Game of Thrones‘ The Watchers on the Wall. Haben sich dann wohl auch Jackson und seine Mannen gedacht, indem sie immer wieder zwischen vergleichsweise lahmen und von der eigentlichen Schlacht losgelösten Einzelkämpfen hin und her springen. Nein, davon habe ich mir deutlich mehr erwartet. Dass dann auch noch diverse Handlungsstränge ins Leere laufen oder gar nicht mehr aufgegriffen werden, macht dann zwar auch keinen Unterschied mehr, ist aber für die 474 Minuten umfassende, also fast acht Stunden lange Verfilmung eines 336-Seiten-Buches ziemlich bezeichnend.

Was mich aber richtig genervt und erschrocken hat: Dass die blutrünstige Schlacht verfeindeter Völker so gewollt familienfreundlich war. Zwar sehen wir andauernd, wie Orks geköpft oder halbiert werden, Blut fließt dabei aber keines. Versteht mich nicht falsch: Ich bin kein Gorehound, aber wenn hier schon Kehlen durchtrennt und Schwerter in Menschen wie Messer in Butter geschwenkt werden, dann hat das auch entsprechend schmerzhaft auszusehen. Sonst funktionieren auch die Heldentode überhaupt nicht, wie man hier eindrücklich sieht. Und generell: Das vermittelt den jüngeren Zuschauern, von denen sehr viele mit uns im Kino saßen, doch ein völlig falsches Bild und bagatellisiert Mord und Totschlag.

Die Disneyfizierung des Kriegs. In ultrarealistischer Bildrate. Na bravo.

EMDb – Rating: 1,5/5

Review-Rundumschlag: Dezember 2013

Machen wir mal was anderes: regelmäßige, über-ausführliche Rezensionen bekomme ich schon seit längerem zeitlich einfach nicht gestemmt. Daher versuche ich jetzt jeden Monat einen „Review-Rundumschlag“ rauszuhauen, in dem ich die Kinofilme der vergangenen vier Wochen nochmal Revue passieren lasse. Den Anfang macht der Dezember mit (nur) vier Sichtungen – und zwar »The Counselor«, »Der Lieferheld«, der zweite Hobbit und der zweite Machete.

Die Kommentare sind – wie immer bei Reviews hier – geöffnet. Gerne könnt ihr mir auch sagen, was ihr von der Idee des monatlichen Review-Roundup haltet.

The Counselor

»The Counselor« beweist eindrucksvoll, dass gute Namen noch keinen guten Film bedeuten. Da hätten wir zunächst Ridley Scott auf dem Regiestuhl, eigentlich ein Garant für solide Unterhaltung. Dann Cormac McCarthy, der zuvor mit »The Road« und »No Country for Old Men« zu begeistern wusste, als Autor. Und vor der Kamera Menschenmassen an die Kinokassen treibende Schauspielgrößen wie Michael Fassbender, Penélope Cruz, Cameron Diaz, Javier Bardem und Brad Pitt. Was kann da eigentlich schief laufen? Wie sich im Verlauf der zwei Stunden Counselor herausstellt, sehr viel. Zu keinem Zeitpunkt ist hier klar, wer was mit wem und warum. Drogen, klar, aber sonst? Keine Ahnung. Unkonventionelle Erzählweisen olé, aber das hier ist gewollt-kreativer und langweiliger (!) Mist. Damit der Zuschauer das nicht merkt, gibt’s zwei, drei nette Ideen und eine skurrile Szene, in der Ms. Diaz sich bizarr selbstbefriedigt. Doch das täuscht alles nicht darüber hinweg: Wäre Tarantino tot, würde er mit tausend Umdrehungen pro Minute im Grab rotieren.

EMDb – Rating: 1/5

Der Lieferheld

»Der Lieferheld« ist das Hollywood-Remake der kanadischen Komödie »Starbuck« aus dem Jahr 2011. Hier wie da geht es um den 42 jährigen David Wozniak (im Remake Vince Vaughn), der in der elterlichen Fleischerei als Lieferfahrer arbeitet, ansonsten aber nicht viel gerissen hat in seinem Leben. Als seine Freundin ihm offenbart, dass sie Schwanger ist, kommt es jedoch knüppeldick: Wozniak, der in seinen Zwanzigern quasi im Alleinbetrieb eine Samenspendeklinik betrieben hat, erfährt, dass er der biologische Vater von 533 Kindern ist, von denen 142 eine Sammelklage angestrengt haben, um seine Identität zu erfahren. Ihm passt das natürlich gar nicht, aber dennoch beginnt er nach und nach seine Kinder kennenzulernen. Und das inszeniert Regisseur Ken Scott, der auch schon für’s Original verantwortlich war, grundsolide, während Vince Vaughn seine Paraderolle mimt. Also wahrlich nichts besonderes. Und dennoch ist »Der Lieferheld« ausgesprochen liebenswert. Eine typische “Loser hat Beziehungs- und Geldprobleme”-Komödie in besser.

EMDb – Rating: 3/5

Der Hobbit – Smaugs Einöde

Rechtzeitig zur Weihnachtszeit kam die zweite Episode von Peter Jacksons »Herr der Ringe«-Zweitverwertung in die Kinos. Ich konnte ja mit der eigentlichen Trilogie damals nicht allzu viel anfangen, war aber überrascht, wie gut mir das erste Installment des Hobbits gefallen hat. »Smaugs Einöde« schließt (nach kurzer Rückblende) nahtlos an »Eine unerwartete Reise« an und führt Bilbo Beutlin und seine Kumpanen nach einigen Umwegen endlich zum Einsamen Berg und dem Drachen Smaug. Und obwohl mir Hobbits, Elben und Zwerge ebenso egal sind wie der Düsterwald, Erebor und der Rest von Mittelerde, hatte ich wieder einen Heidenspaß. HFR ist zwar nach wie vor überflüssig, aber in der Fassszene, meiner Kampfchoreographie des Jahres, war es vielleicht nötig. Ansonsten krankt der Hobbit an den typischen HdR-Symptonen: ein paar Längen und generell zu lange Laufzeit. Davon abgesehen ist das bisher mit Abstand meine liebster Ausflug nach Mittelerde gewesen. Vor allem auch wegen der Ergänzungen (wie z.B. die Figur Tauriel) die Jackson zum Original gemacht hat.

EMDb – Rating: 3,5/5

Machete Kills

Machete ist zurück! Was 2007 als Fake-Trailer für »Grindhouse« begann und 2010 im Exploitation-Revival »Machete« mündete, geht nun in die nächste Runde. In »Machete Kills« hat es ein Irrer Mexikaner auf die USA abgesehen und US-Präsident Charlie Sheen Carlos Estévez engagiert Good ’Ol Machete Cortez um ihn zu stoppen. Was folgt sind 107 Minuten abgedrehtes Action-Spektakel vom feinsten – oder schlimmsten, je nachdem wie es um euren Filmgeschmack bestellt ist. »Machete Kills« ist nämlich nicht einfach nur trashig und übermäßig gewalttätig, sondern vor allem auch sehr albern. Nach einer Stunde droht das alles zur bizarren Space Opera zu verkommen, was man mögen muss. Wenn man damit allerdings kein Problem hat, kommt man aus dem Lachen nicht mehr raus. Wo der erste »Machete« sich viel zu Ernst genommen hat, wird hier mit futuristischen Feuerwaffen und Gedärmen nur so um sich geschmissen. Wenn’s nach mir geht, kann »Machete Kills Again… In Space« gerne kommen. Und zwar schnellstmöglich, bitte. Gerne auch wieder mit Real-Life-Arschloch Mel Gibson, der hier schon gekonnt das Fictional-Arschloch geben durfte.

EMDb – Rating: 3,5/5

Review-Rundumschlag #17

Es folgen ein paar kurze Reviews und Gedanken, die ich zwischenzeitlich bei Letterboxd abgesetzt habe. Generell ist es eine gute Idee, mir dort zu folgen, weil ich neben Crossposts zu den hiesigen Rezensionen auch immer mal wieder kurze Statements fallen lasse und sich Letterboxd hervorragend zur Diskussion über’s bewegte Bild mit Gleichgesinnten eignet.

Der Gott des Gemetzels: Der lustigste und zugleich unangenehmste Film in 2011. Großartiges Schauspiel, großartig umgesetzt. Ansehen! 5/5

Drive: »Drive« ist wie die nervenzerreißende Ruhe vor dem todbringenden Sturm. Und es ist ein perfekt durchgestylter Sturm, dessen Ausgang – obwohl schon etliche Male gesehen – man selten so gespannt erwartet hat. Dass es dann jedoch niemals richtig stürmisch wird und die Motivation der Hauptfigur auf dem Niveau eines Donkey Kong verharrt, ist zwar schade, trübt die Rezeption glücklicherwiese aber keineswegs. 3/5

In Time: Eine überaus nette Analogie auf die Finanzkrise und die Bonnie-&-Clyde-Parts unerwarteterweise ein legitimes Mittel zum Zweck. 3/5

The Tree of Life: Zuerst dachte ich: Woah, »The Tree of Life« ist der Film, den wir zukünftigen Weltraummissionen beilegen sollten, auf das Aliens irgendwann durch Malicks Zelebration des irdischen Lebens von unserer Existenz erfahren. Dann dachte ich: Woah, ein grandioses Familiendrama über das Erwachsenwerden im Angesicht eines überstrengen Vaters. Und dann dachte ich: Woaht the fuck?! Wie passen diese beiden Teile zusammen? Was möchte Malick uns damit sagen? Ist der erwachsene Jack wirklich so eine Flasche? Klar, sein Vater war hart, aber dass er tatsächlich nur das beste für ihn wollte und in seinen eigenen Idealen gefangen war, sollte auch dem jungen Jack im späteren Verlauf seines Lebens irgendwann aufgefallen sein… Also halten wir fest: Zwei grandiose Filme, die unnötigerweise in einen verpackt wurden. Das große Ganze auf diesen einen, nicht repräsentativen Jungen runterzubrechen, war meines Erachtens ein Fehler. 3,5/5

Safe House: Nichts was man noch nicht irgendwo anders gesehen hätte, in der Zusammenstellung aber sehr solide und unterhaltsame Actionkost. Denzel Washington dabei wie eh und je sehr gut und Ryan Reynolds sogar endlich mal wieder erträglich (seit »Buried«). Einen zweiten Abstecher ins »Safe House« würde ich jedenfalls nicht ausschlagen. 2,5/5

Headhunters: Mir bis zur Sneak gänzlich unbekannter Film aus Norwegen. Zwar wirkte »Headhunters« teilweise wie zwei Filme. Die aber wissen Action-, Thriller- und Kultfilm-Freunde (!) gleichsam zu unterhalten. 3,5/5

Die Muppets: Sehr tolles Comebock! Jeder der auch nur einmal mit Kermit und der Gang gelacht hat, wird diesen Film lieben. Auch weil neben den Muppets die Menschen zu überzeugen wissen und man ihnen (Jason Segel) den Spaß an der Sache wahrlich ansieht. Schwachpunkt: Die deutsche Synchro. 4/5

Haywire: Eher enttäuschend. Soderbergh/Dobbs haben dem „Killerfilm“ außer einer starken Protagonistin nichts neues hinzuzufügen. Die Kampfszenen sind zwar gut und alles wirkt überaus authentisch, aber bei dem Cast hätte da einfach mehr drin sein müssen. Funfact: Während des Films habe ich die Idee zu einem _unterhaltsamen_ Actionfilm komplett ausgearbeitet, so sehr war ich ans Geschehen auf der Leinwand gefesselt. 1,5/5

Ziemlich beste Freunde: Ziemlich gut, amüsant, berührend und super gespielt. Die Franzosen haben’s einfach drauf. Ein toller Film. 4/5

Der Hobbit – Eine unerwartete Reise: »Der Hobbit« hat mir tatsächlich besser gefallen als die anderen »Herr der Ringe«-Filme. Nur diese HFR ist Effekthascherei, wenn ihr mich fragt. Klar, da flimmert & flackert nichts mehr, aber Kino hat für mich einfach anders auszusehen… 3/5

Pre-2001 Stanley Kubrick sollte Lord of the Rings mit den Beatles verfilmen

…zumindest wenn es nach John Lennon gegangen wäre, so Peter Jackson:

According to Peter Jackson, who knows a little something about making Lord of the Rings movies, John Lennon was the Beatle most keen on LOTR back in the ’60s—and he wanted to play Gollum, while Paul McCartney would play Frodo, Ringo Starr would take on Sam and George Harrison would beard it up for Gandalf. And he approached a pre-2001 Stanley Kubrick to direct.

Gott sei Dank hielt Ringe-Autor J.R.R. Tolkien das jedoch für eine Schnapsidee und stellte sich quer. Aber ich bin mir sicher, dass es irgendein Paralleluniversum gibt, in dem diese unsägliche Idee tatsächlich umgesetzt worden ist und wo die Beatles, Kubrick und Tolkien zu den meistgehassten Personen überhaupt gehören. (via)