Einträge von Oktober 2024

Introducing ChatGPT Search

ChatGPT jetzt mit Web-Suche. Meine ersten Tests waren überaus zufriedenstellend. Nur dass die Suche bisher über einen Search-Toggle aktiviert werden muss, verwundert noch. Vermutlich aber auch nur eine Frage der Zeit bis das LLM selbst entscheidet, ob es genügend Informationen hat oder eine Web-Suche tätigen möchte. Siehe Update unten, ist bereits so.

Das ChatGPT-nutzende Bing macht das natürlich schon ewig, aber die Suchfunktion nun auch im extrem populären chatgpt.com unterzubringen, dürfte vermutlich den ein oder anderen in Mountain View beunruhigen.

Update, 01.11.: Ha, der Toggle ist optional. ChatGPT entscheidet bereits auf Basis des Prompts, ob es aktuelle Infos aus dem Web braucht, wie Casey Newton von Platformer (mich) heute aufklärt:

This is why you don’t even have to tell ChatGPT to search the web, if you don’t want to: the bot will consider whether it should check web results whenever you make a query, and if it decides it needs real-time information, it will search the web accordingly. You can also tell ChatGPT to search for you manually, but OpenAl knows that ideally you shouldn’t have to.

This is a milestone in the history of the internet: OpenAl has begun to abstract away the search engine — the economic foundation of the entire web — into a modular component of the thing that will ultimately replace it.

Civil War (2024)

Immer wieder gibt es fiktionale Filme, deren Bilder den Zeitgeist so über­spitzen, dass sie einen Ausblick auf Perspektivisches bieten. »Outbreak« (1995) zeigt Bilder, die uns heutzutage allzu geläufig sind. »The Siege« (1998), hierzulande »Ausnahmezustand«, zeigt nach einer Serie von Terror­anschlägen wie es zu Menschen­rechtsver­letzungen gegen arabisch­stämmige Amerikaner kommt.

»Civil War« versetzt uns nun in ein vom Bürgerkrieg entzweites Amerika, in dem ein fragwürdiger Präsident eine dritte Amtszeit bekleidet und das Militär gegen die eigenen Bürger eingesetzt hat. Ohne großes Setup begleiten wir eine Gruppe von erfahrenen Kriegs­bericht­erstattern – ergänzt um eine junge Foto­journalistin, die wie wir die Grauen des Krieges auf heimischem Boden knallhart kennenlernt. Entsprechend bildgewaltig ist das, was Alex Garland uns hier präsentiert. Immer wieder kurz unterbrochen durch die festge­haltenen, eindring­lichen Fotos unserer Protagonisten.

Still aus dem Film »Civil War« (2024). Es zeigt eine weibliche Journalistin mit einer Weste mit der Aufschrift ‘Press’ sitzt am Boden an eine Wand gelehnt und blickt aufmerksam nach links. Die Wand hinter ihr ist mit bunten Farbstreifen in Blau und Pink besprüht. Bewaffnete Soldaten in taktischer Ausrüstung und Tarnkleidung gehen an ihr vorbei und scheinen sie nicht wahrzunehmen. Die Szene fängt einen angespannten und nachdenklichen Moment ein, in dem die Ruhe der Journalistin im Kontrast zur Bewegung der Soldaten steht.

Dass wir vergleichsweise unvermittelt ins Geschehen einsteigen ist ebenso wie die Reise, auf der wir die Journalisten begleiten, eine Stärke des Films. Die blaupausenhafte Figurenkonstellation leider nicht, ebenso wenig das sich fügende Finale.

Dennoch überaus sehenswert, denn das Schlimme, und den Film so spannend machende, ist: Wir brauchen heute nicht weit weg zu schauen, um diese Fiktion Realität werden zu lassen. In der Ukraine sind die hier gesehenen Bilder von zerstörten westlichen Welten Realität. Und was wenn Trump sich nächste Woche nicht dem Votum der Wähler beugt, sollte Harris gewinnen? Oder alles verzögert? Was am Ende seiner zweiten Amtszeit? Hoffen wir, dass es Fiktion bleibt.

Rating: 4/5

Weitere Rezensionen zum Film aus der Nachbarschaft:

The Verge: A vote for Donald Trump is a vote for school shootings and measles

An endorsement of democracy, solving problems, and Kamala Harris.

Nilay Patel, Chefredakteur von The Verge, mit einem hervorragend argumentierten Endorsement für Kamala Harris. Was die Washington Post unter Bezos – trotz jahrzehntelanger Tradition der Endorsements durch US-Publikationen – nicht mehr hinbekommt1, muss nun eine kleine, feine Tech-Publikation richten.

Und dass es eine Tech-Publikation ist, ist nur konsequent in einer Zeit, in der Tech-Milliardäre ungeachtet der gesellschaftlichen Konsequenzen für ihren eigenen Vorteil Trump umgarnen.

  1. Im Pioneer Morning Briefing hat Gabor Steingart diese Woche argumentiert, dass das richtig sei, weil Medien neutral berichten sollten. Das mag hierzulande so sein, aber in den USA verhält es sich mit den Political Endorsements eben anders. Dass die Post nun auch die Konsequenzen dafür tragen muss, indem sie seit der Ankündigung bereits 250.000 Abos verloren hat – 10% ihrer Abonnenten –, kann folglich nur begrüßt werden. []

Humane bets others need its AIOS

Was macht eigentlich Humane, die Firma hinter dem gescheiterten AI Pin?

Om Malik hat sich für seinen neuen Tech-Newsletter Crazy Stupid Tech genau diese Frage gestellt und die Gründer Bethany Bongiorno & Imran Chaudhri besucht, die preisgaben, dass sie das AI-zentrierte Betriebssystem ihres Pins, CosmOS, nun für andere Use Cases lizenzieren. Malik bekommt so eine Implementierung im Auto vorgestellt, weiteres Interesse hat bereits HP geäußert. Der Wechsel von eigener Hardware zu einem Lizenzmodell ist dabei, so die Gründer, kein Pivot sondern war, klar, immer der Plan:

“It was always part of the plan,” Bongiorno said. “The AI Pin was an entry point because we needed the Pin to understand what a multimodal contextual computer would need in an OS.”

The Legend of Zelda – KI-generierter Trailer für einen 50er-Jahre-Abenteuerfilm

 
(YouTube Direktlink)

Scheinbar hat sich ein ganzes Ökosystem aus YouTube-Channels um diese KI-generierten Fake-Trailer etabliert, die wir hier auch schon hatten. Das Erfolgs­rezept ist offenkundig: Beliebtes Franchise nehmen, Trailer in einem anderen Setting erstellen und Teaserbild einer übertriebenen, leicht bekleideten KI-Frau davor setzen.

Ich glaube, das weitere verbloggen kann man sich sparen, auch wenn ich diesen Retro-Zelda-Film einst sehr gerne im Sonntags­nachmittags­programm auf Sat.1 & Co. gesehen hätte.

Bluesky announces Series A to grow network of 13M+ users

Speaking of Bluesky: Dort hat man 15 Millionen US-Dollar an Venture Capital eingesammelt, um Protokoll/Plattform/App weiter ausbauen zu können. Halbwegs kritisch sieht man dann auch den führenden Investor, so dass man sich scheinbar gezwungen sah, sich gleich vom Crypto-Markt loszusagen:

Our lead, Blockchain Capital, shares our philosophy that technology should serve the user, not the reverse — the technology being used should never come at the expense of the user experience. […] This does not change the fact that the Bluesky app and the AT Protocol do not use blockchains or cryptocurrency, and we will not hyperfinancialize the social experience (through tokens, crypto trading, NFTs, etc.).

Stattdessen möchte man wohl wieder auf Creator-Payments setzen:

Part of our plan includes building payment services for people to support their favorite creators and projects.

Auch wenn ich so meine Probleme mit Bluesky habe1, bleibt unbestreitbar, dass das sehr fähige Team um Jay Garber sehr viel richtig macht. Bluesky ist auch eine Public Benefit Corporation, aber dass VC-Money langfristig zu Problemen führt, haben wir jetzt halt schon zu oft beobachten können.

Eugen Rochko, seineszeichens Mastodon-Gründer, daher einen Tag nach dem Bluesky-Announcement (ohne dieses direkt zu referenzieren):

Mastodon is financed by crowdfunding instead of venture capital not because we don’t know that venture capital exists, not because we don’t have bills to pay, and not because venture capital isn’t willing to give money to new social media platforms. VCs don’t want a sustainable business, they want a big exit. Every VC-backed business is on a timer to deliver or die.

(Fettung von mir.)

Crypto-Kritikerin Molly White (vorher auf eay.cc mit We need to talk about digital ownership) fasst den Bluesky-Blogpost daher gut zusammen:

„in conclusion, we truly believe these leopards won’t eat our face.
love, bluesky“

Warten wir mal ab. Bei Twitter hat es 16 Jahre gedauert.

  1. Das AT-Protokoll ist m.E. ein Fehler, der die Plattform außergewöhnlich komplex und inkompatibel zu ActivityPub macht. []