The Ram

Es ist mal wieder an der Zeit ein paar Reviews nachzuholen. Den Anfang macht heute The Wrestler, den ich zwar bereits vor über einem Monat gesehen habe, der euch allen aber dank der Oscar-Berichterstattung immer noch präsent sein dürfte. Immerhin war Schönheitskönigin Mickey Rourke als bester Hauptdarsteller nominiert, was nicht nur seiner grandiosen schauspielerischen Leistung als vielmehr auch seiner eigenen Lebensgeschichte zu schulden ist. Die Karriere des Wrestling-Profis Randy „The Ram“ Robinson, den Rourke hier verkörpert, weist nämlich einige Parallelen zur Rourkes Schauspielkarriere auf. Wie die Figur „The Ram“, so war auch Rourke in seinem Gebiet in den 80ern ein gefragter Mann, konnte aber in den 90ern nicht an die Erfolge vergangener Tage anknüpfen.

Randy „The Ram“ Robinson hält sich dabei mit so genannten Hardcore-Wrestling-Kämpfen über Wasser, die mit dem hierzulande bekannten Hulk Hogan-Entertainment-Wrestling der WWE so viel gemein haben wie eine Guppy-Zucht mit Guantanamo Bay. Medikamenten- missbrauch und Matches haben ihre Spuren an The Ram hinterlassen, er lebt in einem Trailerpark, hat keine Frau und keinen Kontakt zu seiner Tochter und wenn er die Kids zum NES-Spielen in seinen Wohnwagen einlädt, sind die von Oldschool-Konsole und -Wrestler schnell genervt. Einzig und allein die Wrestling-Kämpfe am Wochenende scheinen Randys Leben einen Sinn zu verleihen, wird er doch hier von allen akzeptiert und sogar bewundert. Doch als er dabei einen Herzinfarkt erleidet und der Stripperin Cassidy näherkommt, scheint er sich nach einem normalen Leben zu sehnen. Nach einigen Rückschlägen steigt Randy schließlich jedoch wieder in den Ring…

The Wrestler ist einer der brutalsten Filme, die ich je gesehen habe. Das liegt weniger an der expliziten Darstellung der Gewalt und vor allem der Verletzungen, noch an der überaus schmutzigen Ästhetik, in der das Geschehen präsentiert wird, sondern vielmehr an der Tatsache, dass es Menschen gibt, die sich zum Vergnügen anderer solcher Qualen aussetzen müssen, um selbst überleben zu können. Klar, wissen die Wrestler hier um die Schmerzen, haben sich selbst für diesen Weg entschieden und überdies motiviert sie natürlich auch der sportliche Ehrgeiz, aber wie Randy selbst immer wieder andeutet, können sie halt „nichts anderes“. Und die Gesellschaft, die sie am Wochenende für ihr Tun vergöttert, ächtet sie wochentags. Ein filmgewordenes Armutszeugnis unserer Zeit.

Mittendrin Mickey Rourke. Vermutlich in der Rolle seines Lebens: ein absolut sympathischer Kerl, der sich zwischen Schein und Sein verliert und letztendlich selbst zerstört. Ich weiß nicht, was Sean Penn in Milk gerissen hat, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es tatsächlich besser ist als Rourke in The Wrestler. Bester Film des (deutschen) Kinojahres, so far.

EMDb – Rating: 5/5

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6 Reaktionen

  1. Der gehört zu den Filmen, die ich total verpasst habe. Muss ich unbedingt nachholen!

  2. die ludolfs – der film

    viel wichtiger!

    http://sv1.imagefire.net/image/33b0b2da2d7c.jpg

  3. Den werde ich mir auch noch anschauen – quasi Pflicht!

  4. irgendwie scheint den ja niemand gesehen zu haben, ich eingeschlossen. aber sobald der auf dvd raus ist, wird das nachgeholt!

  5. rourke war er selbst. einen oscar gibt es dafür nicht. ich fand auch, dass der film seltsam blutleer blieb.

  6. @meistermochi: Gutes Argument.

    … wobei ist Penn nicht auch ein Bürgerrechtler der Schwulen- und Lesbenbewegung und wurde als erster bekennender Homosexueller in ein öffentliches Amt in Kalifornien gewählt?

    😉