Bereits vor einer Woche habe ich in der Sneak Grace is Gone serviert bekommen. Seitdem drücke ich mich vor dieser Rezension. Ursprünglich hatte ich nämlich die befürchtende Hoffnung einen stupiden Action-Streifen á la „Hey, wir haben keinerlei gute Ideen mehr, lasst uns einen Film übers um die Ecke schießen machen“, namentlich Wanted, zu sehen. Statt kurzweiliger Berieselung gab’s aber schwere Drama-Kost. Es geht nämlich darum, dass die (dem Zuschauer unbekannte) Grace, Mutter, Ehefrau und Soldatin, nicht mehr aus dem Irak zurückgekehrt. Ihr Mann Stanley Philipps (John Cusack) ist von der Todesnachricht restlos überfordert und flüchtet sich in Ablenkung: er schnappt sich seine zwei Töchter, klärt sie nicht über den Tod ihrer Mutter auf und begibt sich stattdessen kurzerhand auf einen Trip in einen ein paar Tage entfernten Vergnügungspark mit ihnen. Dabei kommt’s natürlich zu allerhand Vater-Tochter-Gesprächen, Selbstzweifeln und so ziemlich allem, was das sentimentale Film-Repertoire hergibt.
Nun gibt es anscheinend zwei populäre Meinungen zum Film: entweder man hält es wie die Sundance-Jury und mein geschätzter Bloggerkollege vom Equilibrium Blog und ist von Grace is Gone, der Musik, den Bildern und dem Spiel von Cusack begeistert oder man hält es wie der andere Teil der Kritiker und meine Wenigkeit und erkennt in Grace is Gone gutmütig nicht mehr als Durchschnitt. Die alte Floskel, dass sich „hier noch jemand Zeit für die Bilder nimmt“, ist bei Grace is Gone ausnahmsweise mal gut gemeinte Tatsache: wird uns doch zuletzt durch die ruhigen Bilder, die endlosen Autofahrten und die Ruhe, die der Film ausstrahlt, die Tristesse der amerikanischen (Unter-)Mittelschicht, die Ratlosigkeit des überforderten Vaters und vielleicht sogar die Sinnlosigkeit von Graces Tod vermittelt. Doch Clint Eastwoods Musik? Belanglos. John Cusacks schauspielerische Leistung? Nicht der Rede wert. Und auch wenn ich der Handlung eine gewisse, vielleicht sogar wichtige Relevanz nicht absprechen möchte, so wirklich überzeugt haben mich die 85 Minuten nicht.
PS: Sorry für den geschmacklosen Titel, aber ich fand, dass er sowohl die Handlung als auch das Rezeptionserlebnis schön wiederspiegelt.