JLaw als widerwillige, russische Sex-Spionin (ja, „Sexpionage“ is a thing), die sich – wie wir – inmitten eines wirren Agenten-Thrillers wiederfindet. Darstellerin und Stil kommen gut an, ansonsten aber bemüht tiefsinnig, belanglos und langweilig.
#thriller
Nocturnal Animals (2016)
Was für ein fantastisch entworfener, aussehender, vertonter und bespielter Thrill Ride!
Open Windows – Review + Give-Away
Das Fanleben ist wahrlich kein leichtes: Einmal verguckt, sammelt und verfolgt man bedingungslos alles, was Star und Medien hergeben. Meist ohne Gegenleistung und spätestens beim Aufeinandertreffen mit seinem Idol (oder beim Release des nächsten ach-so-innovativen Albums) regelmäßig eine große Enttäuschung.
Diese Erfahrung macht auch Nick (Elijah Wood), der Betreiber der Fanseite JillGoddardCaught.com als er in einem Contest ein Abendessen mit der von ihm verehrten Jill Goddard (Sasha Grey) gewinnt. Die gefeierte Schauspielerin hat besseres zu tun, als sich mit dem Blogger zu treffen und lässt das Treffen kurzerhand canceln. Nicks Enttäuschung ist groß und als sich ihm dank eines vermeintlichen Helfers die Gelegenheit bietet, Jills alternative Abendplanung per Smartphone- und Überwachungskameras zu verfolgen, greift Nick gerne zu. Wer weiß, ob sich nicht das ein oder andere pikante Bild dabei aufnehmen lässt? Doch schnell eskaliert die Situation und bald befindet sich der schüchterne Fan in den manipulativen Machenschaften eines mysteriösen Hackers wieder…
Mit »Open Windows« ist dem spanischen Regisseur und Autor Nacho Vigalondo (»Timecrimes«) ein Cyber-Thriller gelungen, der aktueller kaum sein könnte. Von der technischen Totalüberwachung „nach Snowden“⢠bis hin zu den – zum Zeitpunkt der Uraufführung noch gar nicht stattgefundenen – Celebrity-Leaks und der generellen Frage um den Gesundheitszustand der Fankultur schneidet der Film all die Themen an, die dieser Tage heiß diskutiert werden. Elijah Wood und Sasha Grey machen ihre Sache gut, der eigentliche Star ist aber die Präsentation. »Open Windows« findet nämlich tatsächlich nur in den offenen Programmfenstern auf Nicks Laptop statt. Dabei zoomt die Kamera zwischen Webcam, Browser-Fenstern, Kartenansichten und Video-Streams hin und her und komplettiert so das Szenenbild auf eindrucksvolle Weise. Jenseits von kurzen YouTube-Clips habe ich das in der Konsequenz noch nicht gesehen. Toll!
Aus technischer Sicht ist das alles jedoch nicht ganz so überzeugend: Da können mit Hacker-Magie bestäubte Camcorder plötzlich auch mal durch Wände durchfilmen, es gibt einmalige Super-Server und Go Pros sind sowieso ein technologisches Wunderwerk. Auch inhaltlich wird das mit zunehmendem Handlungsverlauf unglaubwürdiger, aber Realismus ist hier halt nicht die oberste Maxime (Money Quote von Brian Tallerico auf RogerEbert.com: „It’s nonsense, but it’s glorious nonsense.“).
Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt einen gut unterhaltenden und vor allem innovativ präsentieren Cyber-Thriller zu sehen.
»Open Windows« erscheint am 27.1. bei Maritim Pictures auf DVD und Blu-ray. Hier der Trailer auf YouTube. Von Firstview PR wurde mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
Give-Away: Wer uns seinen Lieblingsfilm von Sasha Grey verrät am Sonntag (25.01.) um 13:37 Uhr als erstes hier kommentiert bzw. diesem Zeitpunkt mit seinem Kommentar am nächsten kommt, bekommt »Open Windows« auf DVD zugeschickt. Zur Adressnachfrage bitte eine erreichbare Email-Adresse angeben.
Review-Rundumschlag #14 ¼
Bevor ich zum großen Oscar- und Blockbuster-Kino (und schließlich meiner Oscar-Prognose!) komme, hier noch die letzten Review-Schnellschüsse. Diesmal mit dabei der Zugthriller »Unstoppable«, das Politmischmasch »Fair Game«, die Fantasyschmu »Narnia 3« und der Familienwitz »Meine Frau, unsere Kinder und ich«.
Unstoppable
Eigentlich klingt »Unstoppable – Außer Kontrolle« wie der lächerlichste Actionfilm aller Zeiten: Ein mit gefährlichen Chemikalien befüllter, unbemannter Güterzug macht sich selbstständig und rast übers amerikanische Schienennetz. Niemand kann ihn stoppen. Doch Gott sie dank gibt es da diesen alten, abgebrühten von Denzel Washington gespielten Lokführer und seinen jungen, tollkühnen, von Chris Pine gespielten Kollegen, die auf einem ebenso schwerfälligen Güterzug die Jagd auf die „tickende Zeitbombe“ aufnehmen. Oh my, was habe ich Tränen beim Trailer gelacht! Nur um dann eines besseren belehrt zu werden: Altmeister Tony Scott beweist, dass er selbst aus dem zähsten Stoff eine action- und vor allem spannungsgeladene Achterbahnfahrt machen kann. Dass sich dabei dann auch ein paar Polizeiautos überschlagen, ist Ehrensache und wirkt tatsächlich weit weniger trashig als man sich das bei einem Actionfilm, dessen Grundkonstellation bereits durch die Erfindung der Schranke einiges an Potential einbüßt, vorstellt. Kurzum: Nichts weltbewegendes, dafür aber sehr, sehr grundsolide Actionkost.
Fair Game
Trotz geschickt gestreuter Fehlinformationen seitens der Werbung darf man sich nicht darüber hinweg täuschen lassen: »Fair Game«, „der neue Thriller von Die Bourne Identität-Regisseur Doug Liman“, ist eins dieser zutiefst US-amerikanischen Politdramen, für die sich hier hierzulande höchstens ein paar Politikstudenten und Verschwörungstheoretiker interessieren. Denn erzählt wird nicht weniger als eine tatsächliche so stattgefundene Verschwörung bei der CIA, in der plötzlich das Privatleben einer in Ungnade gefallenen Agentin öffentlich durchleuchtet wird. Perfekter Stoff für Hollywood also. Doch leider kommt »Fair Game«, obwohl handwerklich mehr als solide gemacht, einfach nicht richtig in Fahrt. Die absolut gähnende Langeweile bleibt uns zwar erspart, aber andere, ebenso actionlose Politdramen bieten da einfach mehr an Spannung und Mitgefühl.
Die Chroniken von Narnia – Die Reise auf der Morgenröte
»Die Reise auf der Morgenröte« ist die dritte Verfilmung von Clive Staples Lewis‘ Narnia-Reihe. Doch nachdem zwei der vier Hauptdarsteller mittlerweile zu alt für die Märchenwelt geworden sind, begleiten wir diesmal nur noch die zwei leider sehr unsympathischen jüngeren Geschwister zurück nach Narnia. Doch als wären sie nicht unsympathisch genug, bekommen wir noch einen äußerst ätzenden Cousin oben drauf, der in die Geschichte des Fantasyfilms als Narnias Jar Jar Binks eingehen wird. Nun denn, worum geht’s? Scheißegal, denn Narina 3 ist nicht mehr als eine bloße Aneinanderreihung von scheinbar glücklichen Zufällen. „Was? Wir brauchen ein seit Jahrtausenden verschollenes Schwert? … Och, guck mal, da vorne liegt’s ja!“ Dieses Nichtvorhandensein eines Handlungsbogens, geschweige denn eines alle drei Filme übergreifenden Handlungsbogen, hat bei den »Chroniken von Narnia« schließlich System, wird eine neue Fortsetzung von Disneys Gegenstück zu Warners Fantasy-Monopol (a.k.a. »Harry Potter«) doch nur dann gedreht, wenn der Vorgänger Erfolg an den Kinokassen hatte.
In »Die Reise auf der Morgenröte« wird dieses Improvisationserzählen zwar bis zur fast schon unterhaltsamen Absurdität perfektioniert, dass das aber irgendjemand ohne filmisch-masochistische Ader wirklich gut findet, wage ich jedoch stark zu bezweifeln. (Doch, oh je, man hört bereits von einem vierten Film mit diesem Jar Jar Binks-Verschnitt als Titelhelden…)
Meine Frau, unsere Kinder und ich
»Meine Frau, unsere Kinder und ich« [hier Kommentar über die wahnwitzige deutsche Betitelung einsetzen] ist der dritte Teil der Focker-Trilogie und wie bei den Vorgängern liegt das Thema auch hier auf dem schwierigen Verhältnis zwischen Greg Focker (Ben Stiller) und seinem Schwiegervater Jack Byrnes (Robert De Niro). Und wie schon bei seinen Vorgängern ist die Story mehr als belanglos und austauschbar. So habe ich beispielsweise alle drei gesehen, deren Handlung jedoch wiederzugeben, geschweige denn einem Film zuzuordnen, bin ich nicht im Stande. Doch das muss nichts schlechtes sein, denn Greg und Jack sind und waren seit eh und je die tragenden Elemente des Focker-Universums. Steck die beiden in ein Bällebad und der gemeine Zuschauer hat Spaß. Ich bin da keine Ausnahme. Und wenn’s ewig so weiter geht, weil die Herren Stiller und De Niro das Geld brauchen, soll es wohl einfach so sein. Ich wehre mich nicht.
Ein Mann und sein Ohrläppchen
… kämpfen gegen die Finanzkrise! So geschehen in Tom Tykwers neuestem Film The International, der von der aktuellen akuten Wirtschaftslage wie kein anderer profitiert, verleiht sie ihm doch ungeahnte Relevanz. The International handelt nämlich von nichts anderem als dem Kampf gegen ein korruptes Bankensystem. Hauptprotagonisten sind hier nicht die Finanzminister und Staatschefs dieser Welt, sondern ein Interpol-Agent (gespielt von Clive Owen) und eine ihn unterstütztende New Yorker Staatsanwältin. Gemeinsam ermitteln sie gegen die fiesen Machenschaften der „International Bank of Business and Credit“, die neben Geldwäsche und Waffenschieberei so ziemlich alles kriminelle anstellt, was sich mit Geld so anstellen lässt. Und natürlich werden etwaige Kritiker sofort und raffiniert um die Ecke gebracht.
Am Ende des Films möchte man ganz klar nichts mehr mit Bankern zu tun haben. Was noch durch die Aussage von Tykwer unterstrichen wird, dass das Treiben der fiktiven Bank tatsächlich auf dem Treiben realer Banken basiert. Quasi also so ähnlich wie die Pseudo-Umweltschützer-Thematik im letzten Bond. Und dass dieser Name hier fällt kommt nicht von ungefähr, denn wäre James Bond eine real existierende Person und nicht nur eine seinerzeit zur absoluten Unglaubwürdigkeit hochstilisierte Filmfigur, dann wäre dieser Real-Life-Bond der von Owen verkörperte Interpol-Agent. Wem all das zu trocken klingt, der sollte sich The International vielleicht trotzdem zu Gemüte führen, denn inmitten der Films erwartet einen eine der besten Actionszenen der letzten Zeit. Und wem das wiederum missfällt, dem sei gesagt: The International ist ein intelligenter Thriller, der nicht nur fantastisch aussieht und die Action an der richtigen Stelle einzusetzen weiß, sondern auch noch bis zum Abspann zutiefst konsequent ist.
Womit wir beim Ende wären. Das stößt den gemeinen Kinogänger vor den Kopf und verärgert ihn vielleicht sogar, ist aber das beste, was dem Film passieren konnte. Kurzum: toll.