#technologie

»Revolutionizing the media with blog posts«

Das Tech-Onlinemagazin The Verge hat am Dienstag den Relaunch seiner Website veröffentlicht: neues Branding, neues Design und vor allem eine Website, die mit den gängigen Gewohnheiten von Onlinemagazinen bricht, indem sie neben klassischen Artikeln prominent Micro-Blog-Posts und Linked-List-Items1 einführt.

Hier z.B. ein kompletter Post zum nächsten Zelda in der Startseiten-Ansicht:

Die Idee dahinter ist, so wird es im Relaunch-Artikel und im Podcast erklärt, kurzum „ein guter Web Citizen“ zu sein. Anstatt den eigenen Content primär auf den Plattformen anderer Leute zu veröffentlichen, wie es in den vorherigen Verge-Iterationen der Fall war, kehrt der Content nun auf die eigene Plattform zurück und verweist auf die guten Inhalte anderer – so wie es einst im Web gedacht war:

Our plan is to bring the best of old-school blogging to a modern news feed experience and to have our editors and senior reporters constantly updating the site with the best of tech and science news from around the entire internet. If that means linking out to Wired or Bloomberg or some other news source, that’s great — we’re happy to send people to excellent work elsewhere, and we trust that our feed will be useful enough to have you come back later.

Alter, aber immer noch guter und mittlerweile vermutlich auch gewagter und spannender Ansatz, der zumindest bei mir (Oldschool-Blogger) dazu führt, dass ich The Verge derzeit zwei Mal am Tag aufrufe anstatt wie bisher alle zwei Tage. Themen lassen sich in dem neuen Format schneller konsumieren und bei Bedarf könnte man per klassischem Artikel eintauchen. Wie früher.

Bitte mehr davon!

  1. Im hörenswerten Vergecast zum Relaunch erwähnt Chefredakteur Nilay Patel dann auch, dass John Grubers Daring Fireball eine große Inspiration für das Format war – wie auch hier. []

“Hersteller gibt bionisches Auge auf, Nutzer erblinden erneut”

Das Unternehmen Second Sight bietet Patienten keine Unterstützung mehr an. Die Implantate werden dadurch nutzlos.

2020 stand das Unternehmen kurz vor der Pleite. Seitdem gibt es für Patient*innen keinen Support, keine Reparaturen und keine Ersatzteile mehr.

[Dem Patient Ross Doerr] wurde 2020 wegen starkem Schwindel ein MRT verordnet. Die Ärzte wollten einen Gehirntumor ausschließen. Laut Richtlinie muss vor dem MRT Second Sight kontaktiert werden, da das Implantat vom MRT gestört werden könnte. Bei Second Sight ging aber niemand ans Telefon, weil zu dem Zeitpunkt schon das Personal gekündigt war und Büromöbel, Computer und Telefone bei einer Auktion versteigert wurden. Das MRT wurde schließlich nicht gemacht. „Ich weiß bis heute nicht, ob ich einen Gehirntumor habe“, sagt Doerr.

Dagegen ist »Black Mirror« Kirmes. Unglaublich. Die neuen Besitzer der Firma derweil: „Wir haben viel über die Erkenntnisse von Argus nachgedacht und wie wir nicht dieselben Fehler wiederholen.“

(Die Einsortierung in unserer beliebten Smart Phones, Stupid People-Kategorie bezieht sich auf den fast schon kriminell wirkenden Hersteller und ausdrücklich nicht auf die Träger der Implantate!)

Springboard – Doku über die Geschichte des ersten Smartphones

 
(YouTube Direktlink)

A decade before Steve Jobs introduced the iPhone, a tiny team of renegades imagined and tried to build the modern smartphone. Nearly forgotten by history, a little startup called Handspring tried to make the future before it was ready. This is the story of the Treo.

Sehr schöne, 30-minutige Dokumentation von The Verges Dieter Bohn über PDAs, Palm und das erste Smartphone.

In der aktuellen Episode von The Talk Show spricht John Gruber mit Bohn über den Film, der viele weitere spannende Eindrücke und Anekdoten ergänzt.

“Xenobots”: Von KI entworfene winzige Bioroboter können sich nun vervielfältigen

Vor einem Jahr vorgestellte winzige Roboter aus Froschzellen können sich nun selbst vervielfältigen. Mit den sogenannten Xenobots habe man in einer bemerkenswerten Entwicklung jetzt einen neuen biologischen Organismus geschaffen, erläutert das Forschungsteam um Michael Levin von der Tufts University bei Boston. Bislang hatten sie die „neue Klasse lebender Artefakte“ aus mehreren Hundert Zellen in feinmechanischer Arbeit jeweils mühsam zusammensetzen müssen.

Kleine Froschzellen-Pacmans, die später etwa im Menschen dafür eingesetzt werden sollen, “um Insulin zu produzieren oder Verletzungen am Rückenmark zu reparieren”. “Auch Mikroplastik in Meeren könnten sie einmal einsammeln, meint das Forschungsteam.”

Cool, klingt aber auch wie der Anfang eines Timetravel-SciFis, in dem die Xenobots der Zukunft die Menschheit unterjocht haben und die letzten und besten Kämpfer der menschlichen Rebellion in die Vergangenheit reisen, um die (Weiter-)Entwicklung der Xenobots in 2020/21 zu verhindern.

Sorgen, die laut Forschungsteam unbegründet sind, da “die kleinen Roboter biologisch abbaubar [seien] und sicher im Labor verwahrt” werden.

Hier noch ein Video unserer neuen Overlords:

 
(YouTube Direktlink)

Humans can’t be the sole keepers of scientific knowledge

There’s an old joke that physicists like to tell: Everything has already been discovered and reported in a Russian journal in the 1960s, we just don’t know about it.

Um diesem Problem entgegenzuwirken argumentiert Iulia Georgescu, die Chefredakteurin von Nature Reviews Physics, sollten wissenschaftliche Erkenntnisse fortan auch maschinenlesbar festgehalten werden. Es geht ihr dabei jedoch nicht nur um Texterkennung per KI, sondern um strukturierte Daten in einer speziellen Programmiersprache, so dass Zusammenhänge sichtbar gemacht und maschinell verstanden werden können.

Eine erstrebenswerte Vision, die wir auch schon aus dem Semantic Web a.k.a. Web 3.0 (das Original, nicht euer Blockchain-betriebenes Web3…) kennen.

The Billion Dollar Torrent

Geoffrey Huntley hat mit The NFT Bay einen Pirate-Bay-Klon an den Start gebracht, der tatsächlich aber nur eine Torrent-Datei, das “Billion Dollar Torrent” bereitstellt, die alle als NFT gehandelten Bilddateien enthält und damit satte 17,76 TB groß ist, weil in der Blockchain stecken sie ja nicht.

Die Torrent-Beschreibung fällt entsprechend hart aus, vergleicht das alles (zu recht) mit der Tulpenmanie und lässt auch den ökologischen Wahnsinn nicht unerwähnt1:

Did you know that a NFT is just a hyperlink to an image thats usually hosted on Google Drive or another web2.0 webhost?

People are dropping millions on instructions on how to download images. That’s why you can right click save-as because they are standard images. The image is not stored in the blockchain contract.

As web2.0 webhosts are known to go offline (404 errors) this handy torrent contains all of the NFT’s so that future generations can study this generations tulip mania and collectively go…

„WTF? We destroyed our planet for THIS?!“

Warum die Bilder nicht selbst in der Blockchain gespeichert werden, erklärt der verlinkte, von “Arweave News” veröffentlichte Artikel:

The answer comes down to price. It costs over $1,000,000 to store a gigabyte of data on Ethereum, and while the master grid of punks (Anmerkung von mir: eine 828 KB kleine PNG-Datei) would cost just under $1,000 to store, it’s still not viable from the outset unless a creator is certain they’re going to profit.

Und mit eben diesem Arweave gibt es – Überraschung! – natürlich eine Blockchain-basierte Lösung für permanenten Speicher (sie nennen das “permaweb”). Für viele NFTs ist das aber auch schon zu spät. Immerhin: Der versteigerte WWW-Source-Code, den wir zuletzt hier hatten, liegt in der Tat schon dort.

  1. Andererseits nimmt er dann doch Crypto-Spenden für sein Projekt/seine Arbeit entgegen. Nun gut. []