#martin mcdonagh

Three Billboards outside Ebbing, Missouri (2017)

Der neue, für sieben Oscars nominierte Film von Martin McDonaghIn Bruges«, »Seven Psychopaths«). Vordergründig geht es um den brutalen Mord an einer Jugendlichen und wie deren Mutter das Versagen der örtlichen Polizei mit den titelgebenden Billboards öffentlich anprangert. Tatsächlich geht es aber viel­mehr um den Einblick in die fiktive Kleinstadt Ebbing und wie die Bewohner mit dieser Ausnahmesituation umgehen.

McDonagh-typisch geht es dabei mitunter sehr derbe zur Sache. Und gerade bei dem Wechsel zwischen diesen komischen und all den tragischen Momenten, in denen sich kurz zuvor verhasste Figuren tolerieren, helfen, zu Menschen werden, trifft »Three Billboards« auf hervorragende Weise stets den richtigen Ton. So gutes Schauspiel1, so gut inszeniert. Alles richtig gemacht, Highscore.  Rating: 5/5

  1. Allen voran Frances McDormand und Sam Rockwell. McDormand spielt damit bereits in dreien meiner All-Time Favorites mit: »Fargo«, »Moonrise Kingdom« und ja neuerdings auch »Three Billboards outside Ebbing, Missouri«. []

Brügge sehen… und lieben!

Gestern Abend habe ich es endlich geschafft, mir Brügge sehen… und sterben? (im Original kurz, bündig und spoilerfrei: In Bruges) anzusehen. Obwohl der Film bereits seit elf Wochen läuft, war der Saal erstaunlich voll. Ja, wir haben es hier scheinbar mit einem Geheimtipp und Kritikerliebling zu tun – aber ist das auch gerechtfertigt? Hierum geht’s jedenfalls: Nachdem ein Auftrag in London nicht so gut gelaufen ist, werden die ungleichen, aber befreundeten Profikiller Ray (Colin Farrell) und Ken (Brendan Gleeson) von ihrem Boss in das belgische Touristenstädtchen Brügge geschickt. Hier sollen sie auf weitere Instruktionen warten. Während Ken die mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten bestaunt, langweilt sich der von Selbstzweifeln geplagte Ray zu Tode und ertränkt seine Langeweile im Pub – bis er die aus Brügge stammende Drogendealerin Chloé« kennenlernt. Doch dann bekommt Ken den Auftrag seinen frisch verliebten Kollegen zu erledigen…

In „Brügge sehen… und sterben?“ hat mich begeistert. Einen derart rabenschwarzen, komödiantischen, tragischen Gangster-Film bekommt man schließlich nicht alle Tage zu sehen! Lob gebührt vor allem den Darstellern, die hier durch die Bank zu überzeugen wissen. Besonders der eigentlich schon abgeschriebene Alexander-Star Colin Farrell liefert hier meiner Meinung nach seine bis dato beste Leistung ab – als Forest Gump des Killergewerbe. Zwar beginnt In Bruges etwas zu ruhig, aber rückblickend ist auch das stimmig. Und der Humor? Und der Humor! Hier wird political correctness klein geschrieben (da wird ein Kleinwüchsiger, durchgehend als „Gnom“ bezeichnet, schon mal per Karateschlag niedergestreckt; und die Vietnamesen!) und die Figuren liefern sich Dialoge, wie es sie sonst nur bei Tarantino gibt. Jedoch wird’s nie zu viel oder anspruchslos. Die Eckpfeiler der Story bleiben Ehre und Loyalität, so dass das Geschehen durchaus glaubhaft bleibt.

Ja, mit „Brügge sehen… und sterben?“, seinem ersten Langfilm, hat Oscarpreisträger Martin McDonagh, der hier als Regisseur und Autor aufgetreten ist, einen tollen Film gemacht und sich – Verzeiht, ich lehne mich jetzt sowas von weit aus dem Fenster raus! – irgendwo zwischen Tarantino und den Coens positioniert. Leider noch nicht ganz so gut wie die erwähnten, aber – Erneut: Fensteralarm! – wenn sein nächster Film ein Pulp Fiction wird, dann ist In Bruges sein Reservoir Dogs.

Und jetzt fahr ich nach Brügge!

EMDb – Rating: 4/5