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Antisuperheld

Pünktlich am Freitag habe ich mir das vermeintlich beste angesehen, was die Filmbranche diese Woche zu bieten hat: Hancock, „der neue Will Smith-Film“. Darum geht’s: Will Smith ist John Hancock, ein Superheld, der nicht weiß, wer er ist und wo er herkommt, weshalb er seine Zuflucht im Alkohol gefunden hat. Nicht gerade verwunderlich, dass er bei seinen „Missionen“ dementsprechend die halbe Stadt verwüstet und Passanten anpöbelt. Als er jedoch dem PR-Berater Ray das Leben rettet, revanchiert dieser sich, indem er Hancocks Image aufbessert: Entzug und Knastaufenthalt solange bis die Bevölkerung ihn wegen der steigenden Kriminalitätsrate vermissen wird. Nach seiner 180°-Drehung trägt Hancock ein Superhelden-gerechtes Outfit und rettet verlässig Menschenleben. Doch dann betritt ein weiterer Superheld die Bühne…

Zuallererst: wer jetzt vermutet, dass es sich bei der zweiten Figur mit Superkräften um einen Bösewicht handelt, den muss ich leider enttäuschen, denn in Hancock gibt es praktisch keinen Bösewicht. Hanock hat keinen Erzfeind (!) – für einen Superhelden-Film ein absolutes No-go. Der einzige Gegner ist ein Kleinganove, der ihn zufällig in einem schwachen Moment trifft, und beim zweiten Superhelden handelt es sich um einen alten Bekannten, der ihn über seine Herkunft aufklärt.1 Lang-wei-lig. Die paar Actionszenen, die der Film zu bieten hat, wurden alle schon im Trailer verbraten, so dass auch hier nicht wirklich Stimmung aufkommen kann. Einzig und allein die komödiantischen Elemente retten Hancock vor dem Totalausfall.

Wer also einen guten Superhelden-Film sehen will, muss sich anderweitig bedienen, und Action gibt’s auch keine. Wer einen „netten“ Antihelden erwartet, wird zwar nicht völlig enttäuscht, wünscht sich aber zu jeder Zeit Billy Bob Thorntons Bad Santa-Performance herbei. Was bleibt? Wenn ihr euch die ganzen 92 Minuten geben wollt, nicht viel. Wenn ihr nach 60 Minuten aus dem Kino rennt, könnt ihr einen schönen Abend haben.

EMDb – Rating: 1,5/5

  1. Für Kenner des Films liest sich das was komisch, aber ich wollte möglichst spoilerfrei bleiben. []

Ich bin Legende

Das erste mal im Kino dieses Jahr und schon gibt es – das wollen uns Print, Funk und Fernsehen einreden – den (nein, nicht etwa den ersten, sondern den) Blockbuster des Jahres zu sehen: I am Legend, die dritte Verfilmung des gleichnamigen Buches, das hierzulande sinnigerweise den fantastischen Titel Ich bin Legende trägt. Story-technisch hat man das ganze etwas mehr ins Jahr 2008 verfrachtet und das geht dann so: Ein Virus, das ursprünglich dazu entwickelt wurde, Krebs zu heilen, rafft 99 Prozent der Menschheit dahin. Der Rest verwandelt sich in Zombie-Vampire, die unglaublich viel Hunger und unglaublich viel Angst vor Sonnenlicht haben. Aber wie das halt so ist, wenn die Menschheit ausstirbt: einer (Will Smith, der hier wirklich überzeugen kann) bleibt übrig und versucht wieder alles ins Lot zu bringen. Wow. Währenddessen gibt’s wunderbare Bilder vom verlassenen New York (plus Hidden Tracks) und durchaus spannende und erschreckende Momente. Was dann aber ab der 90. Minute passiert, geht meiner Meinung nach gar nicht, weshalb ich euch an dieser Stelle an einen Film mit sehr ähnlichem Setting verweise, diesmal aber im verlassenen London, und unterm Strich besser: 28 Days Later – gibt’s auch schon zum Preis von Kinokarte und Futter.

Gimmick: Wer auf schwarzweiß und kostenlos steht, der kann sich die 1964er Verfilmung „The Last Man on Earth“ hier ansehen (und danach gerne erzählen wie’s war).