#deutschland

„Überwachtes Netz“, kostenloses eBook zum NSA-Skandal

Markus Beckedahl und Andre Meister von Netzpolitik.org bieten ihr Buch „Überwachtes Netz. Edward Snowden und der größte Überwachungsskandal der Geschichte“, das erst im November erschienen ist und in dem sich 50 Autorinnen und Autoren zum NSA-Skandal äußern, seit letzter Woche kostenlos als eBook zum Download an. Bisher wurde es rund 60.000 Mal runtergeladen, was ihr auch tun solltet, wenn ihr das nicht schon längst getan habt.

Sascha Lobo: Die digitale Kränkung des Menschen

Guter Lobo-Text aus der FAS darüber, wie die Überwachung durch NSA & Co. die Utopie des Webs zerstört hat. Was mich allerdings wirklich schockiert sind die mehr oder weniger aggressiven Leserkommentare von ach so belesenen Bildungsbürgern dazu. Entweder verstehen die nämlich das Ausmaß von Snowdens Enthüllungen nicht (denn: Internet ≠ WWW) oder propagieren gleich, dass „Freiheit“ keine „Unbeobachtung“ garantiere. Mit den FAZ-Kommentatoren solchen Mitmenschen im Blick muss Lobo dann auch folgenden, sehr wahren Satz geschrieben haben:

Es gibt in Deutschland nur zwei Arten von Menschen, die, deren Leben das Internet verändert hat, und die, die nicht wissen, dass das Internet ihr Leben verändert hat.

Andrea Voßhoff wird neue oberste Daten“schützerin“

Andrea Voßhoff wurde heute zur neuen Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit gewählt. Die Mini-Opposition bezeichnet Voßhoff zu Recht als Fehlbesetzung, was vor allem in Hinblick auf ihre bisherige netzpolitische Vita deutlich wird:

Die vom Bundesverfassungsgericht gestoppte Vorratsdatenspeicherung: Andrea Voßhoff war dafür. Die Internetsperren: Voßhoff war dafür. Die Online-Durchsuchung, bei der mit einem speziellen Programm die Computernutzung von Verdächtigen aufgezeichnet wird: Voßhoff stimmte dafür. Das umstrittene und letztlich gekippte Acta-Abkommen: Voßhoff verteidigte es.

Ihr Vorgänger Peter Schaar musste den Posten nach zehn Jahren leider räumen und bekleidet nun ein neues Amt Blog.

Update, 21.12.2013: And there we go: Neue Datenschutzbeauftragte verteidigt Vorratsdatenspeicherung.

LSR- und Depublizierungs-Rant

Ich habe vorgestern die Übersetzung eines Textes von Jeff Jarvis gelesen, dann aber das Original zitiert und verlinkt, weil der Akt der Überführung von Besuchern auf deutsche Verlagsangebote hierzulande ja eventuell – wer weiß das schon genau? – nicht rechtens ist. Stichwort Leistungsschutzrecht.

Ron hat mich daraufhin per Twitter darauf aufmerksam gemacht, dass Der Freitag, bei dem Jarvis‘ Text u.a. auf deutsch erschienen ist, damals „feierlich“ erklärt hat, das LSR nicht wahrnehmen zu wollen. Solche Erklärungen gibt’s auch von SpOn und sicherlich auch Zeit.de, wo ich den Text ursprünglich gelesen habe. Das ist schön und gut und wäre auch ganz lobenswert, wenn die Branche als ganzes das LSR zuvor nicht, indem kaum bis gar nicht berichtet wurde, toleriert hätte. Ist ja auch klar: Man weiß nicht, wo die Reise hingeht und wenn da wer mit einer potentiellen Einnahmequellen daherkommt, hält man lieber die Füße still. Möglicherweise lesen die Kids bald gar nicht mehr. Oder noch schlimmer: Nur noch die Headlines via Google, Facebook und Konsorten. Oder aber sie „setzen“ Links wie es ihnen beliebt. Womöglich sogar auf Opel.de. Ich schweife ab.

Jedenfalls weiß man nicht, ob Erklärungen darüber, dass weiter verlinkt und zitiert werden darf, rechtsgültige Freifahrscheine oder lediglich Lippenbekenntnisse sind. So lange dieses Unsinnsgesetz also weiterhin besteht und sei es nur als Papiertiger, werde ich – wann immer möglich – lieber auf ausländische Medienhäuser oder Nicht-Verlage verweisen. Und meinen Unmut darüber kundtun. Aus Prinzip.

Und wo wir schon dabei sind: Die Depublizierung von Inhalten der Öffentlich-rechtlichen halte ich für gleichwertigen Gesetzesmist, der 2009 eigentlich einen bundesweiten medialen #Aufschrei zur Folge hätte haben müssen. Aber hier wie da sah sich die schreibende Zunft nicht in der Lage ihrer einzigen Aufgabe, dem Bericht erstatten und Informieren, nachzukommen. Denn anstelle von Empörung darüber, dass Millionen von Deutschen das, was sie per Rundfunkbeitrag schon bezahlt haben, wieder weggenommen wird, herrschte großes Schweigen. Weil weniger tagesschau.de-Leser ja mehr Reichweite für Spiegel-, Bild-, FAZ- und Kunz Online bedeutet. Also danke auch dafür.

Oder um es kurz zu machen: Die Übersetzung von Jarvis‘ Text wird weiterhin nicht verlinkt. Trotzdem danke für den Hinweis, Ron. 😉

Die Vorratsdaten-Verräter

Richard Gutjahr über die „immer mieseren Tricks und Täuschungsmanöver [mit denen] CDU/CSU und SPD die vom Bundesverfassungsgericht gekippte Vorratsdatenspeicherung wieder einzuführen [versuchen]“. Vor allem den Zugriff auf die Bestandsdaten hält Gutjahr für problematisch:

Gerade der ungebremste Zugriff staatlicher Behörden auf die Datenbanken privater Internet- und Telekommunikationsserviceanbieter erweist sich dabei als fatal. Von einem Recht auf informationelle Selbstbestimmung, wie es das Bundesverfassungsgericht im Jahr 1983 verkündet hatte, kann heute, 30 Jahre später, keine Rede mehr sein.

Das drittpopulärste Blog Deutschlands

Guten Morgen und willkommen beim drittpopulärsten Blog Deutschlands. Denn wenn es nach Ebuzzing (ehemals Wikio) geht, befinde ich mich seit gestern endlich da, wo ich nach Jahren der Mittelmäßigkeit hingehöre: in der Spitze der deutschen Blogosphäre! 😀

Sascha hat mich gestern Abend darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Blog im Gesamtranking neuerdings Platz 3 belegt – nach Caschy und dem Postillon, vor Nerdcore, Netbook News, Netzpolitik und Konsorten. In der Kategorie Kunst und Kultur ist es sogar der zweite Platz geworden.

Natürlich besteht kein Zweifel daran, dass ich dies durch jahrelange harte Bloggerei mehr als verdient habe – außer dass das so nicht stimmt. Es sieht nämlich so aus, als käme Ebuzzing nicht (mehr?) mit meinen Link-Posts zurecht. Auf die verlinkten Seiten wird im Feed nämlich direkt im Titel verwiesen, wie es auch bei vielen anderen Blogs der Fall ist (das WordPress-Plugin Daring Fireball-Style Linked List macht’s möglich), und anscheinend rechnet Ebuzzing mir nun fälschlicherweise die Facebook-Likes der Originalposts zu und hat mich daher nach oben katapultiert (vgl. Screenshot).

Ich bin mal gespannt, wann sie das fixen – hoffentlich nie! – und ob es wirklich daran lag. Wenn ja, dürfte das ja noch ein paar mehr Blogs betreffen, schätze ich. Solange genieße ich jedenfalls meine unverhoffte Top-Platzierung und begrüße an dieser Stelle schon mal alle neuen Leserinnen und Leser. Und als nächstes dann die Deutschen Blogcharts. B)

Es geht nicht mehr um die Frage, wie entfalten wir uns, sondern um die Frage, wie schaffen wir es, nicht aufzufallen? Das ist das Gegenteil von Freiheit.

Peter Schaar, Bundesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit, im Zeit-Interview über Verhaltensänderung durch Überwachung.

Bundesregierung übt dezente Kritik an US-Nuklearschlag gegen Deutschland

Die Bundesregierung hat einen am Montag durchgeführten nuklearen Angriff auf deutsches Gebiet durch US-amerikanische Streitkräfte mit ungewohnt scharfen Worten verurteilt. Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ durch ihren Sprecher mitteilen, sie sei enttäuscht darüber, dass der Atomschlag, der bislang bereits drei Millionen Menschenleben gekostet hat, nicht nur nicht mit Deutschland abgesprochen, sondern aus Sicht der Bundesregierung auch völlig unnötig war. Merkel: „Befreundete Staaten machen so etwas eigentlich nicht.“

Der Postillon in Höchstform.