#brillen

Apple Glasses are inevitable

Neil Cybart, einer der treffsichersten, lesens- und hörenswertesten1 Apple-Analysten, argumentiert nun, dass „Apple Glasses“ unausweichlich sind und früher oder später ihren Weg auf unsere Nasen finden. Hauptindiz dafür seien Apples erfolgreicher Einstieg in den Wearables-Markt (Apple Watch, AirPods) und natürlich die beeindruckenden Augmented Reality-Features von ARKit, die mit iOS 11 alsbald auf Millionen iOS-Devices kommen. Nur beim Wann ist er sich noch nicht sicher:

It is no longer a question of if Apple will sell its own AR glasses, but when.

Ich kann mich dem nur anschließen. Denn wenn es eine Firma schafft, einer totgesagten Produktkategorie („Glassholes!“) nach dem Google Glass-Disaster nochmal leben einzuhauchen, dann ist es wohl Apple. Persönlich würde ich die Brillenära zwar gerne überspringen und gleich smarte Kontaktlinsen einsetzen, aber da muss ich mich wohl weiterhin gedulden.

  1. Dem verlinkten Artikel hat er auch eine Podcast-Episode gewidmet. []

Microsoft HoloLens

 
(YouTube Direktlink)

Microsoft hat mit HoloLens eine Brille vorgestellt, die das Sichtfeld des Trägers um virtuelle Objekte, Bildschirme zum Fernsehen und für Skype-Konferenzen, Spiele („Minecraft“) oder gleich ganze Marslandschaften erweitert. Das Ganze soll so gut funktionieren, dass es Google Glass und Oculus Rift alt aussehen lässt. Bei The Verge ist man begeistert:

But before you can apply your jaded „I’ve done VR before“ attitude to this situation, you look down at the coffee table and there’s a castle sitting right on the damn thing. It’s not shimmery, but it’s not quite real, either. It’s just sitting there, perfectly flat on the table, reacting in space to your head movements. It’s nearly as lifelike as the actual table, and there’s no lag at all. The castle is there. It’s simply magic.

Einzig die Interaktionsmöglichkeiten mit den digitalen Objekten wird bisher (noch) bemängelt, da sich diese natürlich nicht anfassen lassen und die Illusion etwas zerstörende Gesten und Sprachkommandos notwendig sind.

Doch so oder so scheint Microsofts Research-Abteilung eine überzeugende, tatsächliche Implementierung von Augmented Reality gelungen zu sein. Etwas, was bei Google Glass bisher nur im Werbevideo funktionierte. Offenkundig möchte man bei der nächsten technologischen Revolution vor Anfang an mitmischen. Erscheinen soll das alles „in the Windows 10 timeframe“. Man darf gespannt sein, denn innovative Ideen, wie das vergleichsweise leicht zu realisierende IllumiRoom Project lassen immer noch auf sich warten.

Auf dem gleichen Event hat Microsoft übrigens auch verkündet, dass Windows 10 im ersten Jahr ein kostenloses Upgrade für Windows 7 und 8.1 sein wird, dass der Sprachassistent Cortana auf den Desktop kommt, dass Xbox-Spiele bald auf alle Windows-Systeme gestreamt werden können und dass das gute alte Startmenü im Kachel-Look zurückkehrt. Und es wird eine Tafelversion ihres Surface-Tischs geben, womit wir wieder bei so einem prinzipiell guten, aber nie wirklich marktreifen Microsoft-Research-Produkt wären.

Project Glass und die Kontaktlinsen der Zukunft

Wer schon mal mit mir an einem Abend, an dem das Gespräch zufällig auf das Thema Zukunftstechnologien fiel, ein Bier trinken war, weiß, dass es da diverse Errungenschaften gibt, von denen ich erwarte, dass sie Zeit unseres Lebens noch entwickelt werden, und über die ich stundenlang reden kann. Exoskelette zum Beispiel, die es älteren Menschen irgendwann ermöglichen werden, so mobil wie Jugendliche zu bleiben. Oder (Haushalts-)Roboter für so ziemlich jeden nervigen Aspekt unseres Lebens. Oder – und hier werden meine Freunde aufschreien, denn sie wissen, das jetzt mein Lieblingsthema kommt, von dem ich nach fünf Bier sowieso immer anfange – Kontaktlinsen mit allerlei Augmented Reality-Funktionalitäten.

Und glücklicherweise ist das nicht nur mein Gehirngespinst, sondern auch das von Babak Parviz, einem Bionanotechnologie-Professor und Mitarbeiter bei Google X, Googles nicht mehr ganz so geheimen Entwicklungslabor. Dort arbeitet Parviz zur Zeit an Project Glass, Googles eigener AR-Brille. Von der dachte man zunächst, dass sie überaus klobig werden würde, tatsächlich sind die Prototypen aber schon recht stylisch – mal davon abgesehen, dass man sich mit so einem Ding auf der Nase schon irgendwie zum Honk macht. Da Parviz mit seinen Studenten aber bereits eine funktionstüchtige, ein paar Pixel anzeigende Kontaktlinse entwickelt hat, dürfte der Schritt dahin nur noch eine Frage der Zeit sein, findet auch die New York Times. Wie das ganze dann aussehen könnte – egal ob als Brille oder Linse –, zeigt das folgende Video von Google eindrucksvoll:

 
(YouTube Direktlink)

Dass das Kredo bei einem solchen, das Sichtfeld beeinträchtigenden Smartphone-Ersatz „weniger ist mehr“ sein muss, scheint man jedenfalls bereits verstanden zu haben. Zwar werden hier nur diverse Google-Services gezeigt, aber wenn man sich das ganze jetzt mal halbwegs offen (as in AppStore) vorstellt, dürfte es fast unendlich viele Einsatzmöglichkeiten geben. Parviz selbst schrieb bereits 2009, dass sich eine intelligente Contactlinse hervorragend dazu eignen würde, die eigenen Körperwerte anzuzeigen. Die Linse steht schließlich bereits mit Körperflüssigkeit in Kontakt, so dass es problemlos möglich wäre, Blutzucker-, Cholesterin- und sonstige Werte zu messen (und quasi als Akkuanzeige 2.0 anzuzeigen).

Und wenn wir uns das alles jetzt doch nicht als Smartphone-Alternative, sondern als AddOn/Erweiterung vorstellen, dürfte klar sein, dass das ganze nicht mehr allzu weit entfernt ist. Denn dann würde die Augmented Reality-Brille oder -Linse einfach als Display für die praktisch unendlich große Rechenkraft in unserer Hosentasche dienen. Google startet jedenfalls dieser Tage mit dem öffentlichen Feldtest der Project Glass-Brillen und will ersten Berichten zufolge angeblich ja sogar dieses Jahr mit der Technologie auf den Markt kommen. Wenn den Brillen in diesem Fall das Schicksal des Newton zu Teil werden würde, wäre ich allerdings wenig verwundert. Aber in spätestens zehn Jahren sollten wir soweit sein. Technisch und von unserer Einstellung her. Und spätestens dann bin ich der erste in der Schlange.