Einträge von März 2025

Phoenix for Bluesky

Tapbots, die Macher des einstigen Twitter-Clients Tweetbot und heutzutage des Mastodon-Clients Ivory haben für Sommer konsequenter­weise einen Bluesky-Client angekündigt. Ich nutze dieser Tage zwar lieber Mona und Phanpy, kann Ivory als jahrelanger Tweetbot-Nutzer aber ebenfalls uneinge­schränkt empfehlen. Von daher: Nur gut für das Trauerspiel namens Bluesky-Ökosystem.1

  1. Ausnahmen (1, 2) bestätigen die Regel. []
Phoenix for Bluesky | OpenGraph Preview Image
tapbots.com

Phoenix for Bluesky

A Bluesky client based on the award-winning Twitter app for iOS.

Digg kommt zurück

Es hat sich bereits in den letzten Monaten angekündigt, als Kevin in den ersten neuen Diggnation-Episoden offen darüber nachdachte, dass er digg.com, „the internet’s homepage„, eigentlich zurückkaufen und relaunchen sollte. Jetzt ist dieser Teaser und eine Platzhalter-Website erschienen:

 
(YouTube Direktlink)

Der oben verlinkten Verge-Artikel verrät dann noch, dass Kevin sich mit Alexis Ohanian, seines Zeichens Mitgründer von Reddit für das Projekt zusammengetan hat. Ebenso sind Textbox-Pioniere wie Ev Williams mit von der Partie. Und standesgemäß strotzt der Artikel nur so vor Buzzwords:

Digg aims to build the kind of community-first social platform that basically no longer exists on the internet. And its new founding team thinks AI could be the secret to pulling it off.

Heute lassen wir das nochmal durchgehen, aber es bleibt auf jeden Fall spannend zu sehen, ob und wie sich der Erfolg der 2000er Jahre wiederholen und in die Jetztzeit transferieren lässt. Ich vermute: gar nicht, aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren. Mal gucken, ob ich meinen alten Account noch finde…

Digg is coming back, thanks to its founder — and Reddit’s | OpenGraph Preview Image
theverge.com

Digg is coming back, thanks to its founder — and Reddit’s

It’s 2004 again, y’all.

Wenn das die Zukunft ist, will ich sie nicht

Erwartungsgemäß hat die von Friedrich Merz geführte und von Markus Söder flankierte Union am Sonntag den Wahlabend gewonnen: 28%. Die AfD wurde – nach der Wahlempfehlung von jedem rechten Spinner weltweit – mit 20% zweitstärkste Kraft. Die Ampelparteien schwächeln irgendwo dahinter, die FDP verliert zu Recht ihre „offene Feldschlacht“ und verpasst die 5%-Hürde. Staats­streichler Christian Lindner beendet seine politische Karriere, die Chefin der Grünen Jugend macht einen Super-Gag auf seine Kosten und erntet dafür meiner Meinung nach zu Unrecht Kritik.

Ich verstehe nicht mehr alles, was hier passiert. Rationalität ist Irrsinn gewichen. Zahlen haben keine Bedeutung mehr, Partei­programme müssen nicht mehr gegenfinanziert werden können. Technologie­offenheit bedeutet nur noch, die Tür für überholte Technologien offenzuhalten. Die USA poltern gegen alles und jeden, liebäugeln mit Putin und während der reichste Mann der Welt den Staat zerschlägt, berichten nur noch Kottke und Wired darüber.

Wenn die von allen so sehr verhasste Ampel als Fortschritts­koalition gestartet ist, dann kehren wir mit der unions­geführten Regierung hierzulande nun zur Stillstands­koalition zurück. Verwaltung bis hin zur Regression wird wohl wieder die Devise sein, auch wenn die Zeiten das nicht hergeben.


Screenshot der Übertragung aus dem Oval Office. Zu sehen sind Selenskyj und Trump.

Gestern dann der diplomatische Super-GAU: Absolute Eskalation im Oval Office. Drei Jahre nach dem Beginn des full-scale Angriffs­kriegs Russlands auf die Ukraine beschimpfen Trump und sein Vize den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor laufenden Kameras. Er solle dankbar sein und wolle keinen Frieden. Trump spricht „von großartigem Fernsehen“, das das sei. Der ehemalige französische Präsident François Hollande schreibt, das Geschehen im Weißen Haus komme »einer obszönen Szene im Reality-TV« gleich. Der demokratische US-Senator Jack Reed schreibt: „Das heutige Spektakel im Oval Office war ein politischer Hinterhalt und ein beschämendes Versagen der amerikanischen Führung.“

Ich bin absolut entsetzt. Für Fakten gibt es wieder Alternativen. Opfer werden zu Tätern. Die Zone wird weiter geflutet, das Playbook wird weiter verfolgt. Hauptsache die Plastik­stroh­hälme sind wieder erlaubt. Und, oh, Musk will OpenAI kaufen!


Im diese Woche in Kyjiw stattgefundenen „Support Ukraine 2025 Summit“ hielt die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen eine beeindruckende Rede (ab 1:50:32 im Video), die zeigt, wie sich die freie Welt gegenüber der Ukraine verhalten sollte. In unserer Bizarro-Realität hingegen findet dann diese unwürdige Episode US-amerikanischer Idiotie statt. So es denn nur Idiotie ist!

Was wir jetzt – wie schon in den letzten Jahren – brauchen ist ein handlungs­fähiges, starkes und schlagkräftiges Europa. Die kleine Koalition sollte schnellst­möglich zusammenfinden, die unsägliche, alles blockierende Schulden­bremse abschaffen und das neu gewonnene Geld mit beiden Händen investieren: In Infrastruktur, in technologischen Fortschritt und allen voran in Verteidigung – der EU und der Ukraine. Auf das dies eines Tages eins ist.

Wie Mette Frederiksen es sagte:

The best thing about heroes is that they’ll always win in the end. And if they are not winning, it’s not the end.

Slava Ukraini!


Und an Herrn Merz: Ich sehe für den Moment über Ihre Ignoranz, Ihren Rechts­populismus, ihren Chauvinismus, Ihre Unerfahrenheit und die über­raschende wirtschaft­liche Inkompetenz in Ihrem Partei­programm hinweg und wünsche Ihnen – ganz ehrlich – viel Glück! Sie können es gebrauchen. Und wir auch.

Es kommt jetzt drauf an.