Einträge von Dezember 2013

Andrea Voßhoff wird neue oberste Daten“schützerin“

Andrea Voßhoff wurde heute zur neuen Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit gewählt. Die Mini-Opposition bezeichnet Voßhoff zu Recht als Fehlbesetzung, was vor allem in Hinblick auf ihre bisherige netzpolitische Vita deutlich wird:

Die vom Bundesverfassungsgericht gestoppte Vorratsdatenspeicherung: Andrea Voßhoff war dafür. Die Internetsperren: Voßhoff war dafür. Die Online-Durchsuchung, bei der mit einem speziellen Programm die Computernutzung von Verdächtigen aufgezeichnet wird: Voßhoff stimmte dafür. Das umstrittene und letztlich gekippte Acta-Abkommen: Voßhoff verteidigte es.

Ihr Vorgänger Peter Schaar musste den Posten nach zehn Jahren leider räumen und bekleidet nun ein neues Amt Blog.

Update, 21.12.2013: And there we go: Neue Datenschutzbeauftragte verteidigt Vorratsdatenspeicherung.

LSR- und Depublizierungs-Rant

Ich habe vorgestern die Übersetzung eines Textes von Jeff Jarvis gelesen, dann aber das Original zitiert und verlinkt, weil der Akt der Überführung von Besuchern auf deutsche Verlagsangebote hierzulande ja eventuell – wer weiß das schon genau? – nicht rechtens ist. Stichwort Leistungsschutzrecht.

Ron hat mich daraufhin per Twitter darauf aufmerksam gemacht, dass Der Freitag, bei dem Jarvis‘ Text u.a. auf deutsch erschienen ist, damals „feierlich“ erklärt hat, das LSR nicht wahrnehmen zu wollen. Solche Erklärungen gibt’s auch von SpOn und sicherlich auch Zeit.de, wo ich den Text ursprünglich gelesen habe. Das ist schön und gut und wäre auch ganz lobenswert, wenn die Branche als ganzes das LSR zuvor nicht, indem kaum bis gar nicht berichtet wurde, toleriert hätte. Ist ja auch klar: Man weiß nicht, wo die Reise hingeht und wenn da wer mit einer potentiellen Einnahmequellen daherkommt, hält man lieber die Füße still. Möglicherweise lesen die Kids bald gar nicht mehr. Oder noch schlimmer: Nur noch die Headlines via Google, Facebook und Konsorten. Oder aber sie „setzen“ Links wie es ihnen beliebt. Womöglich sogar auf Opel.de. Ich schweife ab.

Jedenfalls weiß man nicht, ob Erklärungen darüber, dass weiter verlinkt und zitiert werden darf, rechtsgültige Freifahrscheine oder lediglich Lippenbekenntnisse sind. So lange dieses Unsinnsgesetz also weiterhin besteht und sei es nur als Papiertiger, werde ich – wann immer möglich – lieber auf ausländische Medienhäuser oder Nicht-Verlage verweisen. Und meinen Unmut darüber kundtun. Aus Prinzip.

Und wo wir schon dabei sind: Die Depublizierung von Inhalten der Öffentlich-rechtlichen halte ich für gleichwertigen Gesetzesmist, der 2009 eigentlich einen bundesweiten medialen #Aufschrei zur Folge hätte haben müssen. Aber hier wie da sah sich die schreibende Zunft nicht in der Lage ihrer einzigen Aufgabe, dem Bericht erstatten und Informieren, nachzukommen. Denn anstelle von Empörung darüber, dass Millionen von Deutschen das, was sie per Rundfunkbeitrag schon bezahlt haben, wieder weggenommen wird, herrschte großes Schweigen. Weil weniger tagesschau.de-Leser ja mehr Reichweite für Spiegel-, Bild-, FAZ- und Kunz Online bedeutet. Also danke auch dafür.

Oder um es kurz zu machen: Die Übersetzung von Jarvis‘ Text wird weiterhin nicht verlinkt. Trotzdem danke für den Hinweis, Ron. 😉

Buch über Twitter-Gründung wird Fernsehserie

Ich hab’s ja gesagt:

Man darf gespannt sein, welches Filmstudio sich zuerst die Buchrechte sichert und Sorkin daraus nen Blockbuster schrauben lässt.

Gut, statt für’s Kino wird für’s Wohnzimmer produziert und Sorkin ist wohl auch nicht mit von der Partie, aber das wird auf jeden Fall ziemlich Sorkin-like werden. Ein serielles »The Social Network« lässt grüßen.

Jeff Jarvis fordert Hippokratischen Eid für Informatiker

Computer and data scientists are the nuclear scientists of our age, proprietors of technology that can be used for good or ill. They must write their own set of principles, governing not the actions of government´s spies but their own use of power when they are asked by those spies and governments — as well as their own employers — to violate our privacy or use our own information against our best interests or hamper and chill our speech. They must decide what goes too far. They must answer that question above — whose side are you on? I suggest a technologists´ Hippocratic oath: First, harm no users.

(Den übersetzten Text gibt’s auch auf der Webseite einer überregionalen deutschen Wochenzeitung, aber wenn ich daraus einen Absatz zitiere, nehmen die mir nachher – Stichwort Leistungsschutzrecht – noch Haus und Hof weg.)

Update, 19.12.: Hier noch ein bisschen LSR-Follow-Up.

Blogging-Plattform-Prototyp: Tiny

 
(YouTube Direktlink)

Kevin Rose stellt im obigen Video seine Überlegungen und den Prototyp einer neuen Blogging-Plattform namens „Tiny“ vor. Der Clou dabei: Die Posts sollen – im wahrsten Sinn des Wortes – ein Bild davon vermitteln, in welcher Umgebung der Blogger seine Texte verfasst hat, indem eine verschwommene (Bewegtbild-)Aufnahme seiner Laptop-Kamera als Hintergrund des Posts fungiert. Schöne Idee. Vor allem wenn man die Schnauze von diesen überladenen, seelenlosen Magazin-Themes (looking at you, Twenty Fourteen) voll hat.

»Exordium«, rotoskopierter Fantasy-Short

 
(YouTube Direktlink)

Wer nach/vor/statt dem/des Hobbit/s mehr/andere Fantasy braucht, dem sei der rund 8 Minuten lange Animationskurzfilm »Exordium« von Gorgonaut empfohlen. Mittels Rotoskopie haben Morgan Galen King und seine Mannen dem Kurzfilm, in dem wenige überlebende Krieger mit einem übermächtigen Gegner konfrontiert werden, einen ganz besonderen, anderen Look verliehen, wie man ihn dieser Tage selten zu sehen bekommt. Hier ein Bild des Rotoskopie-Verfahrens und hier noch ihr Erstling »Mongrel & The Wrath of the Ape King«, der technisch aber noch nicht ganz so ausgereift ist. (via Super Punch)