#jugendkultur

Misfits

Vor ein paar Wochen habe ich euch an dieser Stelle die britische SciFi-/Alternate Reality-Serie »Black Mirror« empfohlen und die Gunst der Stunde gleich genutzt, um euch nach britischen Serienempfehlungen zu fragen, damit ich an meinem Brit-TV-Defizit arbeiten kann (schließlich eine Schande für einen Studenten der Film- und Fernsehwissenschaft).

Zusammen gekommen sind dabei einige vielversprechende Serien. So hat Uwe mir bspw. »Skins« empfohlen, eine Serie über upgefuckte Jugendliche, die meine bessere Hälfte allerdings schon in meinem (zuerst passiven) Beisein geguckt hat und von deren dritter und vierter Staffel um Effy und die „zweite Generation“ ich dann echt angetan war (also: Empfehlung!). DerElton empfahl »Spaced«, die Kinderstube von Simon Pegg, Nick Frost und Edgar Wright, der ich mich unbedingt als nächstes annehmen werde. Ron legte mir natürlich »Doctor Who« nahe, wo ich mittlerweile eingestiegen und leicht begeistert bin, und verwies mich, wie Lars, zudem auf »Misfits«, die Serie, um die es im folgenden gehen soll.

»Misfits« ist ein Science Fiction-/Fantasy-/Comedy-/Drama-Hybrid, in dem eine Gruppe Jugendlicher vom Blitz getroffen wird und so – Überraschung, Überraschung! – übernatürliche Fähigkeiten erlangt. Der Twist an der Sache: Die Gruppe besteht aus straffällig gewordenen Jugendlichen, die gerade ihre ersten Sozialstunden ableisten sollen. Dass die Jungs und Mädels fortan also weniger die Rettung der Welt, als vielmehr Eigennutz und Blödsinn im Sinn haben, ist also wenig verwunderlich.

Toll ist dabei, dass die Truppe aus Figuren besteht, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da wären zunächst Nathan, der aufgedrehte Spaßvogel, Curtis, der abgerutschte, ehemalige Vorzeigesportler, Alisha, die männerverschlingende Tussi, Kelly, der (wie sich später noch herausstellt überaus sympathische) Schlägerin und Simon, der schüchterne „Psycho“, der früher oder später zum heimlichen Star der Serie wird. Die fünf müssen sich also nicht nur irgendwie zusammenraufen, sondern auch gleich einen ganzen Haufen überirdischer Geheimnisse für sich behalten und sich mit allerlei abgedrehten, übernatürlichen Vorkommnissen rumschlagen. Dass den Teenagern dabei nicht ganz klar ist, was sie da eigentlich für Superheldenkräfte abbekommen haben, geschweige denn wie diese kontrolliert werden können, macht die Sache nicht einfacher.

Neben dem „Monster of the Week“ gibt es dabei immer einen Staffel-übergreifenden Handlungsbogen, der einen die nur sechs bis acht Folgen umfassenden Staffeln leicht in einem Rutsch verschlingen lässt. Obwohl man ja eigentlich meinen müsste, dass wir das alles schon mal irgendwo gesehen haben… Haben wir auch. Upgefuckte Jugendliche (siehe »Skins«) haben wir mittlerweile schon genauso oft gesehen, wie Superhelden, die keinen Bock darauf haben, Strumpfhosen zu tragen. Hier wird das alles jedoch mit einem perfekt ausbalancierten Figurenensemble präsentiert und mit soviel Political Incorrectness und Humor garniert, dass man eigentlich gar nicht merkt, dass hier zwischen Zeitreisen und Unsterblichkeit eigentlich die mehr oder weniger problematische Alltagswelt von normalen, englischen Heranwachsenden portraitiert wird. Und das, wie gesagt, auf unglaublich unterhaltsame Art und Weise.

Ihr merkt schon, ich kann »Misfits« gar nicht genug loben. Es ist eine kleine, feine Serie, aber erfreulicherweise dennoch all das, was »Heroes«, »Chronicle« und etliche andere Produktionen nicht vermocht haben zu sein. Wer »Skins« und die X-Men liebt, der wird »Misfits« lieben, das verspreche ich euch.

Bisher sind drei Staffeln gelaufen, die vierte Staffel ist für Ende diesen Jahres angesetzt. Die erste und zweite Staffel sind hierzulande bei iTunes, sowie als DVDs und Blu-rays bei Amazon erhältlich und auch ordentlich synchronisiert. Allerdings sollte man zur vollen Entfaltung des Charmes eher den O-Ton bevorzugen (um so in den Genuss von Kellys grandiosem „Fock Off“ zu kommen). Wie bei »Skins« wird es hier wohl auch ein (überflüssiges) US-amerikanisches Remake geben, das 2013 ausgestrahlt werden soll.

RTL über Emos

Gestern noch hat die Freundin mir von einem RTL-Beitrag über Emos erzählt, heute schon verweist @NerdyGrossOut auf das entsprechende YouTube-Video. Dabei so Kracher wie: „Die Tochter ist seit drei Jahren Emo. Die Mutter weiß, Emos sind sehr gefährlich für ihre Tochter.“ „Sie sehen sich als Elite. Also besonders sensibel.“ “ […] Er trägt das typische Emo-Tuch. Pali genannt.“ „[Emos] sind beziehungsgestört.“ „[…] Doch im Internet zeigen sie ihre wahren Abgründe.“ Verrückt, diese Emo-Kids. In solchen Momenten bin ich immer froh, dass es das Fernsehen gibt. Aufklärungsvideo nach dem Klick. (mehr …)