#netzkultur

NSA sammelt in der Cloud gespeicherte Adressbücher

Berichtet die Washington Post heute basierend auf neuen Snowden-Leaks. Dabei werden täglich knapp 700.000 Kontaktlisten aus diversen Chat- und Email-Diensten dem Datenbestand der NSA hinzugefügt, damit diese ein Abbild eures Bekannten- und Freundeskreis hat und ganz genau weiß, wer mit wem und so.

Für diejenigen, die langsam und verständlicherweise den Überblick verlieren, hat @mkalina das ganze Elend nochmal zusammengefasst (hint: alles was geht, wird auch gesammelt):

Also, nochmal: Die NSA sammelt Vorratsdaten, zapft Google, Apple, und Facebook an, arbeitet mit Microsoft direkt an der Speicherung von Skype-Gesprächen und an der Umgehung von E-Mailverschlüssellung, erweitert seine gigantischen Lager an Metadaten aller E-Mails täglich, kann vielleicht sogar Verschlüsselungsstandards wie https umgehen, spioniert den internationalen Verkehr von Kontodaten aus, hört bei Smartphones und liest bei SMS mit und fügt täglich knapp 700.000 einzelnen Personen zugeordnete und somit ein soziales Netzwerk bildende Adressbücher ihrem Speicher hinzu.

Ein schwarzer Tag für Netzpolitik und unsere Grundrechte

Egal, ob eine absolute Mehrheit für die Union oder eine große Koalition raus kommt: Das Ergebnis ist ein schwarzer Tag für Netzpolitik und unsere Grundrechte. […] Die nächsten vier Jahre werden die Netzpolitik in Deutschland verändern. Im Moment sieht es nicht so aus als ob sich irgendwas bessern wird – ganz im Gegenteil.

Ich habe es schon bei Twitter gesagt: Ich fürchte, bei einer absoluten Mehrheit der Union werden wir was Netzpolitik angeht, noch schmerzlich die Pappnasen der FDP vermissen.

Anwalt verklagt Apple wegen seiner Pornosucht

The Plaintiff became totally out of synch in his romantic relationship with his wife, which was a consequence of his use of his Apple product. The Plaintiff began desiring, younger more beautiful girls featured in porn videos than his wife, who was no longer 21. […] The Plaintiff could no longer tell the difference between internet pornography and tangible intercourse due to the content he accessed through the Apple products, which failed to provide him with warnings of the dangers of online pornography whatsoever.

Silicon Valley und San Fernando Valley hoffen, dass der Mann damit keinen Stein ins rollen gebracht hat. 😀 (via Daring Fireball)

PRISM Break

Opt out of PRISM, the NSA´s global data surveillance program. Stop reporting your online activities to the American government with these free alternatives to proprietary software.

Gute Seite, guter Titel und gute Übersicht mit mir teils noch unbekannten Tools.

Cory Doctorow: „The Internet is the nervous system of the 21st century!“

Wie schon bei den letzten sechs Malen konnte ich auch in diesem Jahr nicht bei der re:publica, dem großen „Klassentreffen“ der „Netzgemeinde“ dabei sein, da mich die ehrenwerte Universität zu Köln einmal mehr zu sehr eingespannt hat1 und mein Fernbleiben im Sommersemester seit jeher ja für den Ring reserviert ist (solange es ihn noch gibt). Anstatt aber jeden April dazusitzen, aus der Ferne eure #rp-Tweets zu verfolgen und wehleidig auf’s Konferenzprogramm zu blicken, warte ich auf die zahlreichen re:caps und picke mir im Nachhinein neben dem obligatorischen Lobo und Schwenzel die Perlen raus.

So wurde dieses Jahr vielfach der Vortrag von Cory Doctorow empfohlen, seineszeichens so sehr Internetmensch, das man ihn in diesen Gefilden gar nicht mehr vorstellen braucht. Und sein rund 45 minütiger Vortrag hat es in der Tat in sich: Doctorow ist nicht nur ein begnadeter Redner, er sagt auch viele kluge Sachen. Zum Netz, zu Technologie und DRM, alles garniert mit interessanten Anekdoten und gekrönt mit einem unterschreibenswerten Schlusswort. Kurz: Wenn man sich nur einen Vortrag ansieht, dann sollte das dieser hier sein.

 
(YouTube Direktlink)

Wer sich darüber hinaus noch durch die anderen Beiträge durchklicken will, findet hier eine wunderbare Übersicht, sortiert nach Tagen und Stage. Nächstes Jahr bin ich dann vielleicht auch mal vor Ort! Ach, was mach ich mir vor…

  1. Vgl. auch Postingfrequenz dieser Seite. []

Zur Drosselkom

Wer es noch nicht mitbekommen hat: Die Telekom hat vor, die Übertragungsgeschwindigkeit für neu abgeschlossene Tarife nach überschreiten eines bestimmten Traffic-Limits (zwischen 75 und 200 GB pro Monat) zu drosseln. Ihr kennt das von euren Handyverträgen. Auf 384 Kilobit pro Sekunde, was dann auch am Rechner an alte ISDN-Zeiten erinnern dürfte. Mir fehlt gerade die Zeit, um selbst groß was zur Drosselkom-Geschichte zu sagen, aber Christopher Lauer beschreibt die überaus bizarre und ärgerliche Situation sehr schön:

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Die privatwirtschaftlich organisierte Deutsche Telekom erbt vom ehemaligen Staatsunternehmen Deutsche Post das durch Steuergelder finanzierte Telefon- und Glasfasernetz. Das baut die Telekom nicht aus. Der Bedarf an breitbandigem Internet steigt aber. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Das Netz ausbauen oder den Mangel verwalten und zum Geschäftsmodell machen. Die Telekom hat sich für letzteres entschieden. Während uns Länder wie Südkorea bei der Geschwindigkeit längst abgehängt haben legt die Telekom für Deutschland den Rückwärtsgang ein. Das ist ungefähr so, als würden wir der Telekom das Straßennetz geben, die lässt es dann verwahrlosen und führt dann eine Maut ein, um die Spuren benutzen zu können, die noch funktionieren.

Er fordert daher dazu auf, die Telekom zu enteignen oder politisch korrekter: denen die Netze abzukaufen. Wäre was, ist aber nicht sonderlich realistisch. Vor allem weil es der Telekom derzeit je eh nur darum geht, ihre Grenzen auszutesten, woraufhin Marcel Weiss zu recht hinweist. Wenn das Traffic-Limit nach Protesten höher gelegt wird, feiert die Politik das ja eh als Erfolg.

Aber um es noch mal klipp und klar zu sagen: An einer gesetzlich festgelegten Netzneutralität führt (nicht nur) meines Erachtens kein Weg vorbei. Alles andere wäre zukunfts- und technologiefeindlich und alles andere als förderlich für den oft angepriesenen „Technologiestandort Deutschland“. Das stört die Politiker sonst zwar auch nicht, aber dieses Mal geht es um sehr viel mehr – und nicht nur um ein paar „Vielsurfer“. (via Nerdcore)

Update, 29.04.2012: So, schon am Tag dieses Postings (aber man kommt ja zu nichts!) haben mich @acky und meine Freundin (!) darauf aufmerksam gemacht, dass ich hier vielleicht noch hätte verdeutlichen sollen, dass die Problematik in dieser Drosselgeschichte vor allem auch darin liegt, dass die Telekom gleichzeitig als Service- und Content-Provider agiert. Eigene Angebote wie „Entertain“ sollen nämlich nicht am Trafficlimit zehren, womit die Neutralität der Datenübertragung faktisch aufgehoben wird. Wisst ihr Bescheid.

Eine übrigens sehr hilfreiche Seite zum Thema und zur nächsten Providerwahl ist werdrosselt.de von @ReneHesse, wo festgehalten wird, wie die verschiedenen Anbieter zur Beschneidung des freien Internetverkehrs stehen.