R.E.D. – Retired Extremely Dull

Warren Ellis ist einer der ganz großen Autoren im Comic-Business. Sobald man „Transmetropolitan“ sagt, erstarren gewöhnlich alle vor Ehrfurcht. Im Normalfall kann man also nicht viel verkehrt machen, wenn man im Comicladen blindlings eins der Hefte greift, auf dem sein Name prangt.

Daher griff auch ich blindlings zu Ellis‘ ursprünglich 2003 und 2004 veröffentlichter Comicminiserie RED, die Panini rechtzeitig zum Start der gleichnamigen Verfilmung in die hiesigen Läden brachte. Die Story ist schnell erzählt: Die CIA bekommt einen neuen Chef und standesgemäß wird dieser zuerst in die dunkelsten Geheimnisse der Behörde eingewiesen. Was er dabei über Ex-CIA-Agent Paul Moses erfährt ist eindeutig zu viel. Moses hat für sein Land die schlimmsten aller schlimmen Gräueltaten begangen und soll nun, so der neue Boss, aus dem Verkehr gezogen werden, damit diese Geheimnisse niemals an die Öffentlichkeit gelangen. Doch hat er die Rechnung ohne den gealterten Killer gemacht, der das auf ihn angesetzte Tötungskommando kurz und schmerzvoll erledigt und sich nun auf den Weg nach Langley macht…

Das klingt eigentlich recht solide, ist es aber nicht. Tötungsmaschine Moses ist weniger als eindimensional, seine Motivation liegt lediglich darin, dass das in einem Comic ganz gut kommen könnte. Auch dieses Review hat, wie Kollege Marco schon bei seinem Review feststellt, bereits mehr Worte als der ganze Comic, sprich: die 84 Seiten hat man in einer Pinkelpause durch und selbst zum Schluss gibt’s kein „Aha!“-Erlebnis, sondern nur den finsteren Gedanken, dass man dafür 12,95 Euro hingelegt hat. Okay, die Choreographie, die Zeichner Cully Hamner hier abliefert, ist ganz ordentlich, konnte RED für mich aber auch nicht mehr retten.

Wieso also sollte man sich die gleichnamige Verfilmung überhaupt ansehen? Zum einen weil der Trailer Lust auf mehr macht („Alter Mann am Arsch!“), zum anderen weil diese Adaption fast gar nichts mit dem Originalmaterial zu tun hat. Denn lediglich die Grundidee ist gleich. Der von Willis gespielte Frank (nicht Paul) Moses soll hier, genau wie der Rest seines ehemaligen Teams (!), erledigt werden. Zu dem hinzugefügten, aus Morgan Freeman, John Malkovich und Helen Mirren bestehenden Agententeam, gesellen sich im Film Moses‘ Liebschaft, jede Menge Witz und eine ausgewachsene Verschwörung.

Es stellt sich also die Frage, warum man hier überhaupt die Comic-Lizenz eingekauft hat, anstatt sein eigenes Ding zu machen. Denn alles, was hier zu sehen ist, ist besser als im Print-Pendant. Besonders der im Comic gänzlich abhandene Humor, sorgt hier für gute, leicht überdurchschnittliche Unterhaltung, so dass man sich wünschen würde, ein weiteres Mal in die Welt von Frank Moses und vor allem dem von Malkovich paranoid-genial dargestellten Marvin zurückzukehren.

EMDb – Rating: 3/5

PS: Und jetzt wisst ihr auch, dass sich die Headline natürlich auf’s Comic bezieht.

Shortlink: https://eay.li/12l Format: JSON

Support your local eay!

Dir gefällt, was ich hier tue? Du kaufst gerne bei Jeff Bezos ein? Dann empfehle ich dir meinen Amazon-Partnerlink und einen Blick in meine Wunschliste für Ideen zum Geld ausgeben.

2 Reaktionen

  1. Klasse, jetzt hast du’s geschafft: der Film läuft nicht mehr in unserem Kino und die DVD hat noch keinen Releaseday – und ich will den Film jetzt unbedingt sehen!!! 😀

  2. Dafür bin ich bekannt. Nächstes Jahr gibt’s die Reviews vielleicht sogar wieder während die Filme im Kino laufen… B)